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Heilige Drei Könige

Line Han-breit vor Tag,
Naria, o sag,

Kann die Sonne aufstehen
Nach so heiliger Nacht,

Und -ie Welt weitergehen?

G wiege es sacht,

Dein Kinölein, so zierlich,
Den Heiland, den Herrnl
Wir schweigen gebührlich
Dder singen ihm gern.

G laß uns bei dir warten
Und heiße uns nicht gehn!
Denn süßer als ein Garten
Dein Antlitz ist ;u sehn,

G laß uns bei dir sitzen,

Nit Demut angetan,

Bald bricht mit Sonnenblitzen
Der Nlenschheitsmorgen an.
Willst -u, woll'n wir verstummen
Und suchen dir Kraut und Lauch.
Ein Wind hebt an ;u gehen,
Gott selbst kommt über die
Höhen,

Dein Singen und dein Summen
Geschieht mit seinem Hauch.

Der Dicke

— „Zetzt hab' ich mir vom Lotelportier
im Zug zwei Plätze belegen lassen, da-
mit ich bequem sitzen kann — nimmt
der Esel zwei Eckplätze!"

Kontrolle

— „Können Sie es anhören, daß Ihre
Köchin den ganzen Tag pfeift und singt?"

— „Es ist schrecklich, aber ich habe das
beruhigende Gefühl, daß sie während
dieser Zeik nicht nascht!"

Tagebuchvers

Ich blieb mein Lebenlang Iunggesell;

Aus innerster Aeberzeugung?

Mir fehlte zur Neigungsheirat — das
Geld,

Zur Geldheirat — die Neigung!

Verdächtiger Ehrenrettungsversuch

— „Tausend Mark zahle ich demjenigen,
der mir nachweist, daß ich beim Zusam-
menbruche meines Geschäftes nicht den
letzten Pfennig zur Befriedigung der
Gläubiger geopfert habe."

Sein Systevr

— „Mein Neffe will uns für eine Woche
besuchen. Macht 7000 Markl"

— „Wieso?"

— „Na — mehr wie 1000 Mark Schul-
den gesteht oer nicht pro Tagl"

Neujahr

V lausch -em Wogenschlage
Der Töne, -ie vom Turme wehn!
Lin altes Iahr voll Plage
Will sterben gehn.

Die Zahre wallen und wallen
Herauf, herab mit Donnerschritt,
Und eines, eins von allen
Nimmt dich auch mit.

G lausch dem Wogenschlage
Der Töne, die vom Turme
wehn!

G srag, mein Her;, nicht frage,
Wohin wir gehn!

Viel hundert bunte Stunden,
Gewebt aus lauter Lust und
Leid,

Sind tot und überwunden,
Und sind Bergangenheit.

Die Tore des Dergehens
Siehst offen Lu mit banger
Lust,

Und Schauer -es Lntstehens
Durchrieseln dir die Brust.

A, w.

Der mildernde Bruchteil — „Iu dumm, daß
hier keine Preise im Schaufenster angegeben sindl Die Ge-
schäfte mit Lebensmitteln müssen das doch kuu." — „Ist
auch ganz was anderes, Käthe, — der Mann hier kann
doch nicht anschreiben, was ein Zehntel Mantel kostet."
2

In früheren Zeiten soll es Prügelknaben gegeben haben,
Diese waren so etwas Aehnliches, wie heute die sogenannten
Sitzredakteure. Diese hinwiederum sind so etwas Aehnliches,

wie-also der Inhaber der Firma Iakob Meier L Co.

hatte einen Buchhalter, der hauptsächlich dafür bezahlt
wurde, daß er ein andauerndes latentes Schuldbewußtsein
in sich zu erhalten hatte. Dieses mußte offensichtlich und
ohne Entschuldigung in die Erscheinung treten, wenn bei
dem „ehrenwerten" Inhaber der Firma Iakob Meier L Co.
irgendwann, irgendwo ein Fehler in der Bilanz oder Steuer-
buchführung entdeckt wurde

Daher kam es, daß dieser Buchhalter sehr empfindlich
wurde, wenn sich jemand erlaubte, über seinen Chef schlecht
zu reden — denn wenn er auch nichts von dem historischen
Prügelknaben wußte, — so teilte er doch dessen Empfin-
dungen, sobald jemand wünschte, daß sich Lerr Iakob Meier
den Lals brechen möge.

Emil Bleschke wußte nichts von diesen Zusammenhängen.
Er kam in das Kontor der Firma, schwenkte wütend eine
längere Nechnung in der Gand — und konnte nach fünf
Minuten dem Lerrn des Lauses mitteilen, daß ihn der
Buchhalter der Firma erheblich geohrfeigt habe!

„Ia warum denn, mein lieber Bleschke, haben Sie ihm
denn etwas getan?"

„Gar nichts! Ich habe ihm lediglich gesagt: Ihren
Lerrn und Meister, den bring' ich fünf Iahr ins Zucht-
haus!"
 
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