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Dcr Traum von der gelstigen Nahrung

zu genügen. Demnfrüher verlangte doch nur ein verhältnis-
mäßig geringer Bruchteil der Bevölkerung nach geistiger
Nahrung. Schon dies ist eine Ursache der Preissteigerung.
Ferner: ich will nicht verhehlen, meine Lerren, daß wir
selbst auch einen Teil der Schuld tragen, — besonders Sie,
^err Finanzminister, Die Sachlage noch völlig verkennend,
sahen wir in dem so ungeheuer gesteigerlen Verlangen nach
geistiger Kost eine reiche, ja vielleicht unerschöpfliche Steuer-
quelle. Jch brauche Jhnen ja nicht alle die Abgaben auf-
zuzählen, mik denen wir die gcistige Nahrung genau so wie
vorher die leibliche belegt haben, — ihre Produktion, den
löandel damit usw Auch das ist natürlich ein Faktor der
Preissteigerung gewesen. Und nun endlich die Produzenten l
Wir sind erst der Meinung gewesen, meine Äerren, daß diese
»ichr zu fürchten seien, wcil doch ein festcr Besitzstand an
geistiger Nahrung da sei, der sich immer wieder reproduzieren
lasse. Diese Ansicht war falsch. Wir hatten nicht in Betracht
gezogen, daß bei der Befriedigung des Bedürfnisses nach
geistiger Kost der individuelle Geschmack auch eine Rolle
spielt, und es hat sich gezeigt, daß viele Konsumenten ein
ausgesprochenes Verlangen nach frisch produziertem Stoff
trugen und diesen in erster Linie bevorzugten Das haben
sich die Produzenten zu Nutze gemacht; sie behaupten, dabei
nur ihr gutes Recht und gewissermaßen Vergeltung auszu-
iiben für die ihnen früher von den anderen Berufskreisen
der Nation, besonders von den Äandarbeitern und den Pro
duzenten der leiblichen Nahrung bewiesene Mißachtung.

Meine Äerren, die Verhältnisse treiben einerKatastrophe
zul Sie wissen, welche schrccklichen Ereignisse die letzten Tage
gebracht haben. Sie wissen, daß die Bauern — die Land-
bevölkerung will ja nicht einsehen, daß sie für die ihr jetzt
zur Notdurft gewordene geifiige Nahrung genau ebenso be-
zahlen muß, wie ihr die leibliche bezahlt worden ist und be-
zahlt wird — daß also die Bauern der Dachauer Gegend
sich zusammengerottet haben, nach München gezogen sind und
dort die Staatsbibliolhek vollkommen ausgeplündert haben,
wobei unersetzliche Schätze verloren gegangen sind, denn die
Bauern haben alles, was sie ansahen und nicht sofcrt ver-
standen, und das war natürlich das meiste, kurzcrhand ver°
nichtet. Sie wissen ferner, daß neulich drei reiche Lerauf-
kömmlinge einen bekanntenSchriststeller, dessen Stärke pikante
erotische Stoffe sind, unter Todesdrohungen gezwungen haben,

ihnen soforteine saftige Skizze zurLektüre zu liefern. Siewissen
weiter, daß eine bekannte große Verlagsbuchhandlung von
einer mit Maschinengewehr und Landgranaten bewaffneten
Bande — — —"

In diesem Augenblick betrat ein Bote den Saal und
reichte dem Sprecher eine Depesche. Er las sie, wankte
und fiel beinahe in Ohnmacht. Seine Laare sträubtcn sich,
Angstschweiß lief in Strömen von seiner Stirn, seine Augen
blickten starr. Mühsain faßte er stch und sprach dann mit
lallender Stimme: „Meine Äerren, ich habe Ihnen eine
ganz entseyliche Mitteilung zu machen. Eben ift dieses
Telegramm eingelaufen, in dem uns in brüsker Form er-
öffnet wird daß nunmehr, da auch in den andern Ländern
das Bedürfnis nach geistiger Nahrung in gleichem Maße
gestiegen ist die vorhandene» Mengen wie auch die neue
Produktion aber bei weitem nicht ausreichen, von uns neben
der übernommenen Lieferung nngeheurer malerieller auch
diejenige ganz gewaltiger Massen geistiger Güter gefordert
wird und zwar - - —"

Der Redner klappte zusammen. Und da war er auf
einmal verschwunden, und die andern Lerren auch und der
ganze Saal, und ich saß nicht mehr in dem großarkigen Scssel,
sondern lag in meinem Belt und war eben aufgewacht. Aber
ganz furchtbare Kopfschmerzen hatte ich, — so, als wenn das
Gehirn sich krampfhaft zusammenziehe und winde.

Steigerung

— „Letzte Nacht hab' ich geträumt, daß ich eine Nordpolreise
machte. Das kommt von der verfluchten Lkohlenteuerung;
da muß man im kalten Zimmer schlafen."

— „Freilich, freilich; ich hab' neulich schon mal geträumt,
daß ich in flüssiger Luft badete."

Der alte Fabian leidetseit einiger Zeit anMagenbeschwerden.
Dr. Strubel behandelt ihn, aber es ist nicht besser geworden.
Der alte Fabian meint sogar, es sei schlechter geworden.
Ia, er ist sehr wenig zufrieden mit Dr. Strubels Leislunge».

Leute lächelt Dr. Strubel über das ganze Gesicht.
„Denkcn Sie, Äerr Fabian, ich habe von Ihnen gelräumt,
daß ich Sie schon ganz gesund gemacht hätte."

„So, so," sagt der alte Fabian. „Und ich hab' gelräumt,
ich hätte Ihre Nechnung bezahlt."

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