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Detektiv-Büro „Blitzlicht"

Der aufgeregte Besucher, der in
demverschwiegenenPrivatbürodem
Chef des Detektivinstitutes „Blitz-
licht" gegenüber saß, war mit sei-
nem Bericht zu Ende.

„Ich sehe mich also," so schloß
er mit nervöser Aengstlichkeit, „auf
Schritt und Tritt von diesem Men-
schen, den ich nicht kenne, verfolgt
und fange wirklich an, um mein
Leben zu zitlern, Ich kann mir zwar
nicht recht denken, was der Kerl von
mir will, denn weder bin ich poli-
tisch tätig noch auch mit Glücks-
gütern besonders gesegnet, aber
kurz und gut: die Geschichte ist un-
heimlich und raubt mir den Schlaf!"

„Das ist verstänvlich, Äerr Zim-
perlein! durchaus verständlich!" er-
widerte der Chef mit einer gewissen
lässigen Ueberlegenheit, invem er
dabei in einem großen Geschäfts-
buche herumblätterte. Ab und zu
runzelte er nachdenklich die Stirn,
und man merkte, wie hinter dieier
Stirn die Kombinaiionen über die-
sen Fall zu spielen begannen. Wenig-
stens glaubte dies Lerr Zimperlein
zu bemerken, in dessen verängstig-
tem Gemüt ein zaghaftes Loffnungs-
Pflänzchen zu keinem begann.

„Was ich übrigens noch sagen
wollte, Lerr Zimperlein," unterbrach der Gewaltige die nach-
denkliche Stille, „Sie sind uns selbstverständlich nicht un-
bekannt." — Zimperleins Antlitz verzog sich zu einer fra-
genden Miene.

„Ia, in der Tat," fuhr der andere fort, „und wenn ich
mich nicht irre, stnd Sie wohl auch verlobt?"

„Sie sehen mich aufs höchste erstaunt!" beeilte sich Zimper-
lein zu versichern, „woher in aller Welt —-?"

„Nun," meinte dcr Chef leichthin, „das ist nicht ver-
wunderlich, mein Lieber! Das Detektivbüro „Blitzlicht"
kennt jedermann und weiß alles! !lns bleibt nichts ver-
borgenl" Dabei machte er eine Landbewegung, die andeuten
sollte, daß das alles für das berühmte Büro
nur eine Bagatelle sei. „Daher auch der
Name: „Blitzlicht l" fügte er hinzu. Zimperlein
nickte in ehrlicher Bewunderung. Ihm war jetzt
durchaus klar, daß seine Angelegenheit voll-
kommen in die richtigen Lände kommen würde.

„Doch zur Sache!" befahl der Blitzlicht-
gebieter. Zimperlein setzte sich erwartungsvoll
in Positur. „Laben Sie, Lerr Zimperlein, schon
mit irgend jemand über die Angelegenheit ge-
sprochen?" — Zimperlein verneinte energisch. —

„Auch mit Ihrem Fräulein Braut nicht?"
forschte der Chef weiter. „Auch mit ihr nichtl"
verstcherte Zimperlein, „ich wollte doch der
guten Seele nicht unnötige Sorgen bereitenl"

Der Detektivdirektor unterdrückte ein leises,
wahrscheinlich mitfühlendes Lächeln und sagte
anerkennend: „Das war überaus vernünftig
von Ihnen, Lerr Zimperlein, denn von Ihrer
strengsten Verschwiegenheit hängt der Erfolg

Pünktlich

— „Du erwartest mich also in zehn Minuten
am Schillermonumentl"

— „Ia — und was tust du inzwischen?"

— „Ich - muß doch jetzt in die Klavierstunde!"

in dieser Angelegenheit in erster
Linie ab! Also schweigen Sie auch
Ihrem Fräulein Braut gegenüber
absoiut! Sie wissen ja: Frauen
können den Mund nicht halten und

dann-?" Zimperlein ver-

sprach feierlich, zu schweigen, wie
das oft zitierte Grab. - „Aproposl"
erkundigte stch der Chef noch so
nebenbei, „wie heißt denn eigentlich
Ihr Fräulein Braut?" — „Camilla
Finsterbusch!" erwiderte Zimperlein
mit zärtlicher Betonung. — „Ahal"
sagte der Chesund nickte vollkommen
befriedigt, „sehr hübscher, interes-
santer Name das!" — Zimperlein
strahlte und fühlte in sich eine persön-
liche Verehrung für den charmanten
Lerrn des „Blitzlicht" aufsprossen.

„Nun," entschied dieser jetzt, „die
Sache wird gemachtl Von morgen
ab werden wir also unauffällig einen
Detektiv zu Ihrem Schutze hinter-
herschicken. Sie jedoch, Lerr Zim-
perlein, verpflichten stch, uns jeden
Tag zur stnterstützung unserer Re-
cherchen einen genauen Bericht von
Ihrem Tun und Lassen einzusenden.
Wollen Sie das getreulich tun?" —
„Aber gewiß l" verficherte Zim-
Perlein, „nur — nur wird die Aeber-
wachung nicht furchtbar teuer für
mich werden?"

„Das, Lerr Zimperlein", erwiderte der Blitzlichtgebieter,
gnädig abwinkend, „lassen Sie nur unsere Sache sein. Wir
sind ein kulantes Institut, mein Lieber, und da Ihr Fall
für den Kriminalisten so hochinteressant ist," — Lerr Zimper-
lein verbeugte sich geschmeichelt — „so werden wir Ihnen
nur eine Kleinigkeit berechnen. Abgemacht also!" — „Ich
weiß wirklich nicht, wie ich Ihnen danke» soll!" — „Schon
gut, Lerr Zimperlein!" meinte der Chef wohlwollend und
schüttelte ihm die Land: „And nun schlafen Sie sorglos, von
heute ab stehen Sie unter dem Schutze der berühmten De-
tektivzentrale ,Blitzlicht', in deren Land alle Fäden zu-
sammenlaufen. Da sind Sie so sicher, wie in Abrahams

— „Wirklich reizend, hat drei Sterne im Bädecker; Iohann, mach' eine
Ausnahme, oder — wollen wir lieber gleich fragen, was es kostet?"
 
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