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S«Nk unbegrrifliche Gemeinheit

nicht, und der Name Schimmke war seinem Lerzen so fremd
wie seinen Augen. „Bertha, weißl du, wer Alban Schimmke
in Apolda ist?"

Frau Wentsch dachte nach. „Da fällt mir ein, — wir
haben doch mal aus Apolda Strumpfwaren angeboten ge-
kriegt. Aber nein, — die Firma hieß Numpoldin. Ich ent-
sinne mich ganz genau, weil ich den Namen so komisch fand."

„Na ja, — und überhaupt: Angebote macht doch kein
Mensch im eingeschriebenen Brief." Wentsch drehte den
Briefumschlag wieder um. And jetzt sah er, was er gleich
gemerkt hätte, wenn er ein Postbeamter gewesen wäre.
„Nanu, der Brief ist ja zu niedrig frankiertl Den hätte
ja der Beamte gar nicht zum Einschreiben annehmen dürfen,

da hätte-— Lalt! Na, das ist doch wirklich toll!"

Wentsch hatte sich den Poststempel angesehn. „Du, Bertha,
der Brief ist ja schon zwei Iahre alt, — grade zwei Iahre
alt. Leute haben wir den 14. Mai 1922, und am 13. Mai
1920 ist er in Apolda auf die Post gegeben worden. Na,
nun möchte ich doch aber wirklich wifsen-"

„Ach, laß mich doch mit deinem dummen Brief in Nuhe!
Ich muß jetzt abräumcn." — Frau Bertha Wentsch war
leicht gereizt; das war begrciflich, — sie hatte ja grade
kein Dienstmädchen, und die Küchenarbeit war ihr natürlich
unangenehm.

Nichard Wentsch sagte kein Wort mehr. Tr nahm
den Brief und ging in sein Zimmer. Aus seinem Schreib-
tisch suchte er seine alten Ausgabebücher hervor, - er Pflegte
auf eine genaue private Buchführung zu halten. Da: 1920,
April bis September. So, nun wollen wir mal sehn, was
damals Mitte Mai losgewesen ist. 15. Mai: Zigarren —
Laushalt — Gasrechnung — alles nichts besondere Er-
innerungen Weckendes. Lalt: Apotheke 7 Mark 50. And
vorher am 13. Mai gleichfalls: Apotheke 8 Mark 30. And
nachher am 18. Mai ebenso: Apotheke 13 Mark 40. Richtig:
damals hatte seine Frau krank gelsgen, an der Gürtelrose.
And eine Krankenschwester hatte man im Lause gehabt.
Sollte die den Brief unterschlagen haben? Aber warum
denn nur? Vielleicht im Auftrage seiner Frau?

Richard Wentsch preßte den Kopf zwischen die Lände.
Wie war das doch? Da hatte er doch mal so ein Theater-
stück gesehn. Dora hieß es, — oder nein: Nora. Da hatte
eine Frau heimlich Schulden gemacht, und dann —-

Aber da ging die Tiir auf. Frau Bertha Wentsch sah
herein. „Du, Richard, geh' doch einfach mal auf die Post.
Es ist doch ein eingeschriebener Brief; also muß die Post
doch nachsehn können, wer quittiert hat."

Richard Wentsch akmete auf. „Gott sei Dank, — mit
Nora war es nichts. Sonst hätte seine Frau ihm ja nicht
diesen vernünftigen Rat gegeben. Daß er nicht selbst schon

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