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Der Clown mit seiner dressierten
Niesenschlange

(Höllenfest)

<N Wonne, die Börse ist animiert!

Welch eine gewaltige Haussel

Dies Steigen unö Klettern unü Springen, öas geht
Schon beinah' ins Grenzenlose!

Die öunklen Kräfte öa oben sinö,

2uchhei, nicht unterzukriegen.

Mit Lust vernimmt üas üie ganze Schaar
Und lacht mit lautem Vergnügen.

Lin öonnernües Riesengelächter, daß fast
Die Wände öer Hslle erbeben.

Es öringt üurch Schrünöe unö Klüfte empor,

Um über üie Lröe ;u schweben.

Zu ebenöerselben Stunöe liegt
Auf schlafloser Ruhestätte
Lin Herr Minister unö sinnt, wie er
Die kranke Daluta errette.

Schon reift ihm ein Plan; froh üehnt er öie Brust,

Als ob sie voll Hoffnung schwölle.

Da schrickt er zusammen; — es klingt an sein Dhr
Wie Hohngelächter üer Hölle.

Das Testament des Ieremias Tiburtius

Von Peter Robinson

Manche Leute behaupten, die Welt sei viel nüchterner ge-
worden, und die Menschheit betrage sich mehr rein praktisch,
als das in früheren Zeiten der Fall gewesen sei, und deshalb
geschähen bei weitem nicht so merkwürdige und seltsame Ge-
schichten wie jene, die wir in alten Büchern lesen können.
Das ist nicht wahr. Das stimmt ganz und gar nicht. Noch
immer ereignen sich hier und dort sehr wunderbare Dinge, weil
Menschen, von denen man das eigentlich gar nicht erwartet
hätte, zu Entschlüssen kommen, die von der Bahn vernünstiger
Erwägungen ganz abweichen, und weil dann wieder andere
Menschen, von denen man das auch nicht gedacht hätte, auf
die Entschlüsse jener ersten hin in einer ganz absonderlichen
Weise handeln. Da kommen dann ganz phantastische Verwickel-
ungen zustande. Man höre zum Beispiel nur, was sich mit dem
Testament des Ieremias Tiburtius begeben hat.

Dieser Ieremias Tiburtius war ein erfolgreicher Groß-
kaufmann gewesen, der in dreißig Iahren etwa eben so viele
Millionen zusammengespart und sich dann auf dasjenige seiner
verschiedenen Güter zurückgezogen hatte, das den prächligsten
Lerrenfitz besaß, ein wahres Schloß. Äier hatte er die letzte
Zeit seines Lebens als einsamer alter Iunggeselle gehaust, nur
seinen bei der Geldjagd etwas zusammengeschrumpften Leib
pflegend. Von diesem Leibe ab hielt er sich in strenger Ent-
schlossenheit seine beiden einzigen Verwandten. Das waren
seine Nichte Eva Tiburtius, die Tochter seines früh verstorbenen
jüngeren Bruders, der irgend einer künstlerischen und deshalb
von Ieremias verachteten Tätigkeit obgelegen hatte, und sein
Neffe Franz Wulfshoff, der Sohn seiner gleichfalls schon ab-
geschiedenen Schwester. Am Eva hatte sich der alte Ieremias
überhaupt niemals gekümmert. Den Neffen dagegen hatte er
eigentltch für sein Geschäft heranziehen wollen. Franz hatte
auch einige Iahre im Kontor gearbeitet, bis dann eines Tages
der alte Lerr sehr üble Dinge entdeckte: Franz hatte Bezieh-
ungen zu einem gewissen Fräulein Adelina, einer Tänzerin des
Stadttheaters, angeknüpft; diese Bchsiehungen hatten kostbare
Geschenke notwendig gemacht, die Ausgaben für die Geschenke

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