Die Kafferpr»be
Zeidler hatte stch ein Paket Kaffee gekauft. Es war
aber kein reiner Bohnenkaffee, es war auch kein bloßer
Kaffe-Ersatz, — nein, es war eine Mischung von beidem.
Oder vielmehr: es sollte eine solche sein. Aus dreißig
Prozent feinstem Bohnenkaffee und siebzig Prozent anderen,
ebensalls höchst vorzüglichen, ja womöglich noch feineren
Stoffen sollte die Mtschung bestehen. Wenigstens stand das
auf der Verpackung zu lesen. „Nektar" hieß das Präparat,
und das war ein schöner Name, denn Nektar haben die
Götler getrunken.
Der Kaufmann, bei dem Zeidler den „Nektar" erstand,
hieß Max Zirngiebel, und Zirngiebel versicherte, „Nektar"
wäre talsächlich das Beste, was gegenwärtig noch zu solchem
Preise zu haben wäre. Die allerfeinsten Lerrschaften pflegten
„Nektar" bei ihm zu kaufen; manche hätten sich auf Zahre
hinaus damit eingedeckt. Der Lerr — Zeidler nämlich —
würde sicherlich auch zufrieden sein und wiederkommen.
Darauf meinte Zeidler, der ein mißtrauischer Mensch ist,
trocken, wiederkommen würde er wohl, aber es wären
zwei Gründe denkbar: entweder, um noch mehr „Nektar"
zu kaufen, oder aber, um sich zu beschweren.
Der letzte Fall trat schon am nächfien Tage ein, indem
nämlich Zeidler bei Max Zirngiebel eintrat. Er holte sein
Paket „Rektar", das er inzwischen angebrochen hatte, aus
der Tasche und legte es auf den Ladentisch. „Diese Kaffee-
mischung führt ihren Namen mit Recht," sagte er.
Zirngiebel freute sich. „Nicht wahr, — das ist wirk-
lich Nektar I"Aber er wunderte stch, warum der Lerr dann
das Paket zurückgebracht hätte.
„Freilich", fuhr Zeidler fort, „denn als die alten Götter
Nektar tranken, wußte man noch nichts von Bohnenkaffee,
— der ist erst viel späler aufgekommen. Zn dtesem ,Nektar"
ist nicht die Spur einer Kaffeebohne. Schwindel ist das,
gemeiner Schwindel."
„Aber bitte, mein Lerr, es sind 30 Prozent Bohnen-
kaffee darin," beharrteZirngiebel; „das stehl ja auf der Ver-
packung. Manchmal mögen es auch nur 29 oder 28 Pro-
zent sein, — das kann vorkommen."
„Nicht ein Prozent, nicht solch ein Bruchteil, wie ihn
vom Dollar die Mark darstellt," erklärte Zeidler. „Zch
werde Jhnen das gleich beweisen. Geben Sie mir ein
Glas Waffer und ein Löffelchen!"
Das mußte Zirngiebel schon tun, und nun nahm
Zeidler einen Löffel voll von dem „Nektar" und streute das
Pulver langsam, ganz langsam auf das Waffer in dem
Glase. Einen Auzenblick blieb die Maffe oben liegen, dann
sog ste sich voll Waffer und sank allmählich auf den Boden
des Glases.
„Da, nicht die Spur von Bohnenkaffeel" sagte Zeidler,
vor Triumph krähend.
„Warum nicht, mein Lerr?" meinte Zirngiebel. „Das
ist doch kein Beweis."
„Sehr einfach! Bohnenkaffee cnthält, wie Ihnen bekannt
sein dürfte, ein feines ätherisches Oel, nimmt also Wasser
nichtsofort an. Würde» dieAngaben des Fabrikantenstimmen,
dann müßten von dem ,Nektar' sieben Zehntel schnell unter-
flnken, der -Rest aber stch einige Zeit auf dem Waffer halten.
Aber Sie sehen es ja: nicht die Spur hält sich, — alles geht
unter, alles geht unter!"
Da erlaubte stch Max Zirngiebel ein bißchen zu lächeln.
„Aber selbstverständlich, mein Lerr: wir leben doch in einer
Antergangszeit, — alles geht unterl" Pir»
Aeberflüssig
— „Last du dich bei dem Lerrn auch bedantt, Erich, der
dir den Weg zum Bahnhof gezeigt?"
— „Nee: er meinte, den Zug würden wir doch wahrschein-
lich nicht mehr erreichen."
/„ t/ara^ Aeiienneeie^llelell en ^aöen, rvo n/k/rl, raeiLen llae/i
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LL. K»bra»r IVLj.
Zeidler hatte stch ein Paket Kaffee gekauft. Es war
aber kein reiner Bohnenkaffee, es war auch kein bloßer
Kaffe-Ersatz, — nein, es war eine Mischung von beidem.
Oder vielmehr: es sollte eine solche sein. Aus dreißig
Prozent feinstem Bohnenkaffee und siebzig Prozent anderen,
ebensalls höchst vorzüglichen, ja womöglich noch feineren
Stoffen sollte die Mtschung bestehen. Wenigstens stand das
auf der Verpackung zu lesen. „Nektar" hieß das Präparat,
und das war ein schöner Name, denn Nektar haben die
Götler getrunken.
Der Kaufmann, bei dem Zeidler den „Nektar" erstand,
hieß Max Zirngiebel, und Zirngiebel versicherte, „Nektar"
wäre talsächlich das Beste, was gegenwärtig noch zu solchem
Preise zu haben wäre. Die allerfeinsten Lerrschaften pflegten
„Nektar" bei ihm zu kaufen; manche hätten sich auf Zahre
hinaus damit eingedeckt. Der Lerr — Zeidler nämlich —
würde sicherlich auch zufrieden sein und wiederkommen.
Darauf meinte Zeidler, der ein mißtrauischer Mensch ist,
trocken, wiederkommen würde er wohl, aber es wären
zwei Gründe denkbar: entweder, um noch mehr „Nektar"
zu kaufen, oder aber, um sich zu beschweren.
Der letzte Fall trat schon am nächfien Tage ein, indem
nämlich Zeidler bei Max Zirngiebel eintrat. Er holte sein
Paket „Rektar", das er inzwischen angebrochen hatte, aus
der Tasche und legte es auf den Ladentisch. „Diese Kaffee-
mischung führt ihren Namen mit Recht," sagte er.
Zirngiebel freute sich. „Nicht wahr, — das ist wirk-
lich Nektar I"Aber er wunderte stch, warum der Lerr dann
das Paket zurückgebracht hätte.
„Freilich", fuhr Zeidler fort, „denn als die alten Götter
Nektar tranken, wußte man noch nichts von Bohnenkaffee,
— der ist erst viel späler aufgekommen. Zn dtesem ,Nektar"
ist nicht die Spur einer Kaffeebohne. Schwindel ist das,
gemeiner Schwindel."
„Aber bitte, mein Lerr, es sind 30 Prozent Bohnen-
kaffee darin," beharrteZirngiebel; „das stehl ja auf der Ver-
packung. Manchmal mögen es auch nur 29 oder 28 Pro-
zent sein, — das kann vorkommen."
„Nicht ein Prozent, nicht solch ein Bruchteil, wie ihn
vom Dollar die Mark darstellt," erklärte Zeidler. „Zch
werde Jhnen das gleich beweisen. Geben Sie mir ein
Glas Waffer und ein Löffelchen!"
Das mußte Zirngiebel schon tun, und nun nahm
Zeidler einen Löffel voll von dem „Nektar" und streute das
Pulver langsam, ganz langsam auf das Waffer in dem
Glase. Einen Auzenblick blieb die Maffe oben liegen, dann
sog ste sich voll Waffer und sank allmählich auf den Boden
des Glases.
„Da, nicht die Spur von Bohnenkaffeel" sagte Zeidler,
vor Triumph krähend.
„Warum nicht, mein Lerr?" meinte Zirngiebel. „Das
ist doch kein Beweis."
„Sehr einfach! Bohnenkaffee cnthält, wie Ihnen bekannt
sein dürfte, ein feines ätherisches Oel, nimmt also Wasser
nichtsofort an. Würde» dieAngaben des Fabrikantenstimmen,
dann müßten von dem ,Nektar' sieben Zehntel schnell unter-
flnken, der -Rest aber stch einige Zeit auf dem Waffer halten.
Aber Sie sehen es ja: nicht die Spur hält sich, — alles geht
unter, alles geht unter!"
Da erlaubte stch Max Zirngiebel ein bißchen zu lächeln.
„Aber selbstverständlich, mein Lerr: wir leben doch in einer
Antergangszeit, — alles geht unterl" Pir»
Aeberflüssig
— „Last du dich bei dem Lerrn auch bedantt, Erich, der
dir den Weg zum Bahnhof gezeigt?"
— „Nee: er meinte, den Zug würden wir doch wahrschein-
lich nicht mehr erreichen."
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