— „O, Fräulein Paula, ich bin mir selbst ein Rätsel!"
— „Ach ja, Sie können sich nicht erklären."
3u^chhsAr0t's Eukllb» Von dere Sophie ven Adelung.
Ehr wisset jo, daß d' Frau Prälat bei ehre Kender
lebt, en dem scheene Laus mit dere Marmordrepp, grad
schräg am Stadtgarte dranne. Se isch scho en alt's Fraule,
dirr wie e Steckele, aber no wif ond alert, wie a Iong's,
ond resolut derzu; bloß d' Siblllle isch ehre iber: die derf
mache, was se will, denn se war scho bei 's Lerr Prälat's
Lebzeita bei ehre em Dienscht, an de zwanzig Iohr, lang
ehb die Dochter von der Frau Prälat g'heiert hot, ond
dees send jetzt au scho an de vier Iährle her. Se send älle
arg froh an ehre, denn en onserer Zeit send rechtschaffene
ond brave Dienschtbolte rar ond leider Gottes, ganz aus
der Mod' komme. D' Sibülle aber isch fleißig ond ehrlich
ond drei ond hangt wie-n-e Zeck an ehrer Lerrschaft
— am a'g'heiratele Lerrn Iuschdizrot au'. Ond no e Merts
war do, dees zu dere Familie g'heert hot — des Surile,
ond dees isch sozusage d' Lauptbersoh von älle g'wä. I
sag, g'wä' — denn dees ebe isch 's Draurige an meiner
G'schicht: des Surile lebt nemme, ond i will eich verzähle,
wie daß dees oms Lebe komme n-isch; dragisch' isch es,
sächt der Lerr Iuschdizrot. Des Surile war e Lundle ond
hot eigedlich dem Lerrn Iuschdizrot g'heert, ond er hot's
en sei Eh' mitbrocht. Ob's e Schnauzerle war oder e
Dackerle oder a Spitzerle — dees hot mer nie net so recht
g'wißt; 's war halt e Lundle ond hot von älle ebbes g'hät.
I, sir mein Deil, glaub fascht, 's isch g'wä, was mer en
,Schereschleifer' hoißt — aber dees en ganz richtiger, echter,
„rassereiner", wia mer sächt. Aber sage hätt i dees net lj
dirfe; se hätlet mer's ibel g'nomme, älle: des Surile, d' Frau ^
Prälat, der Lerr Iuschdizrot ond sei Fraule, ond vor ällem 2
d' Sibülle, ond vor dera han i e bissele Angscht, aber bloß
e bissele, denn em Grond g'nomme isch se arg gutmütig.
Dees Surile isch der Sibülle ganzer Verzug g'wä. „So a
Viechle isch g'scheidter, als älle Prälate z'sämme," hot als
d' Siblllle g'sagt — wo dermit se aber nex Deschpekdirlich's
von ihrem verschtorbene Lerre hot saga welle, den se arg
verehrt hot. „Wenn i draurig ben, na sitzt des Dierle als
vor mi hi' ond guckt mi a mit so mitleidige Auge, als
wollt's mi dreeschte, ond verschtehe duts e jed's Wort, was
i zu 'nem sag — g'wiß wohr."
Seit eme Iohr oder so hot des Surile aber Zeiche von
Aldersschwäche gebe. Es hot nemme recht g'heert, isch uf
der Gaß emol schier gar fascht onter d' Elektrische komme,
ond war iberhaupt nemme so recht beisamme. S' äller-
ärgscht isch aber g'wä, daß es als uf's Fenschterbrelt 'nauf-
g'schpronge-n-isch ond doderbei fascht 'nausg'falla. D' Sibülle
sächt, 's wär Lebesiberdruß. Wer von ons kann en d'
Seel von so eme Dierle 'neigucke? Obs furt hot welle om
jede Preis, weil's ehm nemme g'falle hot do honte, oder
ob oifach sei G'hirnle hat nemme recht dun wolle — denn so
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— „Ach ja, Sie können sich nicht erklären."
3u^chhsAr0t's Eukllb» Von dere Sophie ven Adelung.
Ehr wisset jo, daß d' Frau Prälat bei ehre Kender
lebt, en dem scheene Laus mit dere Marmordrepp, grad
schräg am Stadtgarte dranne. Se isch scho en alt's Fraule,
dirr wie e Steckele, aber no wif ond alert, wie a Iong's,
ond resolut derzu; bloß d' Siblllle isch ehre iber: die derf
mache, was se will, denn se war scho bei 's Lerr Prälat's
Lebzeita bei ehre em Dienscht, an de zwanzig Iohr, lang
ehb die Dochter von der Frau Prälat g'heiert hot, ond
dees send jetzt au scho an de vier Iährle her. Se send älle
arg froh an ehre, denn en onserer Zeit send rechtschaffene
ond brave Dienschtbolte rar ond leider Gottes, ganz aus
der Mod' komme. D' Sibülle aber isch fleißig ond ehrlich
ond drei ond hangt wie-n-e Zeck an ehrer Lerrschaft
— am a'g'heiratele Lerrn Iuschdizrot au'. Ond no e Merts
war do, dees zu dere Familie g'heert hot — des Surile,
ond dees isch sozusage d' Lauptbersoh von älle g'wä. I
sag, g'wä' — denn dees ebe isch 's Draurige an meiner
G'schicht: des Surile lebt nemme, ond i will eich verzähle,
wie daß dees oms Lebe komme n-isch; dragisch' isch es,
sächt der Lerr Iuschdizrot. Des Surile war e Lundle ond
hot eigedlich dem Lerrn Iuschdizrot g'heert, ond er hot's
en sei Eh' mitbrocht. Ob's e Schnauzerle war oder e
Dackerle oder a Spitzerle — dees hot mer nie net so recht
g'wißt; 's war halt e Lundle ond hot von älle ebbes g'hät.
I, sir mein Deil, glaub fascht, 's isch g'wä, was mer en
,Schereschleifer' hoißt — aber dees en ganz richtiger, echter,
„rassereiner", wia mer sächt. Aber sage hätt i dees net lj
dirfe; se hätlet mer's ibel g'nomme, älle: des Surile, d' Frau ^
Prälat, der Lerr Iuschdizrot ond sei Fraule, ond vor ällem 2
d' Sibülle, ond vor dera han i e bissele Angscht, aber bloß
e bissele, denn em Grond g'nomme isch se arg gutmütig.
Dees Surile isch der Sibülle ganzer Verzug g'wä. „So a
Viechle isch g'scheidter, als älle Prälate z'sämme," hot als
d' Siblllle g'sagt — wo dermit se aber nex Deschpekdirlich's
von ihrem verschtorbene Lerre hot saga welle, den se arg
verehrt hot. „Wenn i draurig ben, na sitzt des Dierle als
vor mi hi' ond guckt mi a mit so mitleidige Auge, als
wollt's mi dreeschte, ond verschtehe duts e jed's Wort, was
i zu 'nem sag — g'wiß wohr."
Seit eme Iohr oder so hot des Surile aber Zeiche von
Aldersschwäche gebe. Es hot nemme recht g'heert, isch uf
der Gaß emol schier gar fascht onter d' Elektrische komme,
ond war iberhaupt nemme so recht beisamme. S' äller-
ärgscht isch aber g'wä, daß es als uf's Fenschterbrelt 'nauf-
g'schpronge-n-isch ond doderbei fascht 'nausg'falla. D' Sibülle
sächt, 's wär Lebesiberdruß. Wer von ons kann en d'
Seel von so eme Dierle 'neigucke? Obs furt hot welle om
jede Preis, weil's ehm nemme g'falle hot do honte, oder
ob oifach sei G'hirnle hat nemme recht dun wolle — denn so
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