Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
un die Zahl gann ich nu vors Läben nich ausslehn l"

Iuschdizrok's Surtle

om en O'glick z' verhite, ond dees hot se ganz
elend ond nervios g'macht. An älle Fenschter
hot se Strick nag'nagelt, die se nom ond rom
zoge hot, damit des Surile net 'nausfalle könn,
ond älleweil isch se uf'm Kiwis g'wä. Eimol hot
se dees Lunvle grad no em ällerletzschde Auge-
blick verd'wischt, wie 's scho halber 'naus war,
ond z'letschte war's so arg,daß mer em Auguscht,
wie 's daz'mal so firchdich heiß war, net amol
Nachts d' Fenschler hot offe laffe kenne, so daß
en der Wohneng e mordsmäßige Bäckehitz war.

Die Freind ond Bekannte vom Iuschdizrot häut
ehm älleweil zug'redt,er soll doch derSach end-
lich en End mache: des Lundle häb lang g'nug
g'lebt, ond er seh jo: 's häb selber koi rechte
Freud meh an sei'm Dasei'. Dodervo' hot der
Iuschdizrot aber afangs nex heere welle. Er
war an des Lundle g'wehnt ond hor's arg mege.

Nach ed nach hot er's aber au ei'sehe müsse:
so kenn's net fortgehe. Sei Mudder ond sei
Frau, ond erscht gar d' Sibülle, die hänt aber
en solchenes Iammerg'schrei verfihrt, daß er
net druf hot b'schtehe kenne. Wie aber d' Si-
bülle g ar d' ganz Wasch emol drauße en eme
Blatzrege hot hange lasse wege dem Dierle —
do isch's b'schlosse worre em Familierot, mer
dut's uf e Ieitlang ens Dierspital, vor der Stadt
drauß, daß es wieder recht werd. Mit arg
schwere Lerze ond onter daused Träne hänt
die Fraue Abschied g'nomme vom Surile. Der
Lerr Iuschdizrot hot es selber en's Dierspital
bracht. Derhoimde hot er nachher verzählt, es
sei arg schee dort, ond des Surile würd's so gut
habe, wie nur meglich — der Dierarzt selber
häb's ehm en d' Land 'nei versprocha. Freilich,
älles hot er net g'sagt, was er mit dem g'redt
hot. Er hot nämlich mit ehm abg'macht, er soll
des Surile ganz em Stille ond so dußemang er
kenn, en 's bessere Ienseits beferdere. Ond e
Dägener viere, fenfe druf, isch e Briefle vom
Tierarzt komme, ond der Iuschdizrot hot seine
Le»t mitteilt, das Surile sei Dags zuvor g'storbe, ganz sanft
ond rohig, om en ere bessere Welt ufz'wache. Vorher häb
es no sei Lerrschaft schee grießa lasse, ond en ganz b'sondere
Gruß fir d' Sibülle, sei gute Freinden, häb es g'schickt.

Aelle hänt se z'samme g'woint, ganz herzbrechend, ond
d' Sibülle hot den schwarze Schurz vorg'holt, dcn se noch
von der Drauer om de Lerr Prälat her g'habt hot. Se
hot arg g'jammert, daß mer net zum Surile seiner Leich
kenn', ond daß sie sei Grab net pflege dirf, wie dem Lerrn
Prälat sei's, sintemol des Surile jo gar kei rechts Grab net
häb. Wer aber am ondreeschtlichste g'wä isch, fascht no meh,
wie d' Sibülle, dees war d' Frau Prälat, der mer's gar net
zutraut hätt, denn so lang des Surile g'lebt hot, war's ehre
ostmals em Weg. Aelles Dreeschte hol nex batt', ond gar
von eme neie Lundle hot se partu nex wisse wolle. Des Su-
rile sei net zom ersetze, noi, ond se wird's betraure, so lang
se no leb. Wenn se hoimkäm, mein se emmer, es mißt ihre
wieder. wie früher, entgegekomme ond ihre aufwarte. Des
Aufwarte sei ei'zig gwä — grad goldig — ond es fehl ihre
jede Dag. So schwermükig iber dem Surile sein Dod war
se, d' Frau Prälat, daß se sogar a Kaffeevisit ausg'schlage
hot, wo 's heriliche Mohrekepfle gä hot — Mohrekepfle en
jetzigter Zeit — do druf verzichte — isch denn so ebbes meglich?

Ietzt, am zwanzigschte vom nägschte Monat war der
Frau Prälat ihr siebzigschter Geburtsdag, den mer des
Iohr ganz b'sonderscht feschtlich hot begehe welle. Denn
sein' siebezigschte Geburtstag, den feiert mer g'weniglich
bloß einmol em Lebe. Aber wodermit häkt mer dere be-
driebte Frau e Freid mache kenne, wo se nex dan hot, als
älsfurt jammere ond vom Surile rede? — Do isch ihrem
Dochtermann, dem Iuschdizrot, iber Nacht e wonderscheener
Gedanke komme. Er hot aber koiner Seel nex dervo' g'sagt
ond isch hehlenge' nom, en des Dierspidal ond zom Ver-
walter. Ob 's denn net meglich wär, des Fell vom Surile
z' bekomme. Er woll gern zahle, was mer ehm derfir ver-
lang. Ond ausstopfe mecht er's lasse, grad aso, wie des
Lundle seiner Schwiegere als ufg'wartet häb, auf seine
Lenterpfetle. Ob des Fell no do wär, ond ob mer ehm
des mache kennt. Der Lerr Verwalter war net bloß e
dierfreundlicher, sondern au en menschefreundlicher Ma.
Freilich sei dem Surile sei Fell no do, hot er dreschded.
Ond sogar en Ma sei do, em Dierspital, der sich ausis
Ausstopfe versteh ond 's ehm gern mache wird, — aber e
bisse e deier werd's freilich komme en jetziger Zeit. Arg
vergrugt war der Lerr Iuschdizrot, daß er seiner Schwiegere
so e lieblich's Präsent mache kenn, ond scho nach acht Däg
 
Annotationen