Ein ganz niederträchtlger Mensch
nalürlich sehr viel Geld kostete. „Kören Sie
mal, Äerr Nöhrig: wäre Ihnen damit gedient,
wenn Sie schon einen Monat früher in die
Wohnung könnten?"
„And ob!" sagte Röhrig mit einem Luft°
sprung. „Das wäre ja entzückend!"
„Lab' ich mir gedacht. Für mich hat das
zwar große Ünbcquemlichkeiten, aber schließlich:
ich bin Iunggeselle, und Sie sind verheiratct,
»nd darauf inuß man Nückstcht nehmcn. Natiir-
lich wcrde ich dadurch Ankosten haben, — also:
sagenwirmalzehntausendMarkAbstandsgeld!"
„Mit Vergnllgen, Lerr Pürzel!" erklärte
Nöhrig fröhlich. Das konnte er auch sagen,
denn die Fremdenpension war so verflucht teuer,
daß er inimer noch sparte.
„Oder nein: das ist zu wenig! Fuffzehn-
tausend Mark muß ich haben!" sagte Pürzel
nun. Röhrig war dumm gcwesen, von Ver-
gnllgen zu sprechen: dadurch halte er Pürzel
ja gcradezu herausgefordert, noch etwas auf-
zuschlagen.
Nöhrig war auch damit einverstanden, aber
nicht mehr so fröhlich. „Wenn es denn sein
muß, — also abgemacht!"
Bei dieser Anterhaltung war Pürzel noch
ganz liebenswürdig gewesen. Das nächste Mal aber zeigte
er sich rauher. Er kam zu Nöhrig und erklärte, selbflver-
ständlich miißte er die elektrischen Steckkontakte bezaylt be-
kommen, die er seiner Zeit auf eigcne Kosten in der Woh-
nung hätte anbringen laffen. Das stimmle nicht; das war
Schwindel und Betrug. Damals hatte dcr §>auseigeiitümer
die Steckkontakte bezahlt, aber der Mann war inzwischen
gestorben, das Äaus hatte mehrfach den Besitzer gewechselt,
— Piirzels Behauptung war also nicht mehr nachzuprüfen.
Aber selbst wenn sie richtig gewesen wäre, hätte Pllrzel
eigentlich gar nichts verlangen dürfen, denn die Steckkontakte
gehörten jetzt ja zur Wohnung. Das sagte ihm Röhrig
auch, aber da wurde Pürzel frech und erklärte, jetzt säße er
noch in der Wohnung, und wenn er Lust hälte, könnte er
die Steckkontakte einfach abnehmen und die Leilungsdrähte
herausrcißen; man könnte ihn ja nachhcr verklagen. Aber
Nöhrig würde schon sehn, was er für eine neue Anlage
Diplomatie
— „Wohin?" — „Zum Schneider — meine Frau
sindet, ich brauche eincn neuen Anzug."
— „Am Goltes Willen — was braucht sieda alles?"
Unterschied „Mir is Eahna Frack wurscht!" — „Ach — und
ich möchte, daß mein Frack — mir Wurst wirdl"
wllrde auslegen müssen. Einen Laufen Geld würde er hin-
lcgen miissen, einen §>arifen, für den er srüher scho» ein
ganzes kleines Elektrizitätswerk hätle haben können. Aber
er, Pllrzel, wolle nicht so sein. „Geben Sie fiinftausend
Mark, §>err Nöhrig, und wir reven nichtmehr iiber die Sache."
Röhrig gab die fünstauseiid Mark und war still. Er
hätte auch gar nicht mehr übcr die Sache reden können, —
vor lauter Wut.
Piirzel überlegte weiter, wie er sich trösten, nämlich
Geld herausschinden könnte. Vor acht Zahren halte er sich
eine» Gasofcn aufgestellt, den er in der letztcn Zeit aber
nrcht mehr benutzt halte, weil ihm das Gas zu teuer gc-
worden war. Deshalb wollte er den Osen auch nicht nrit-
nehmen, und nun sollte Nöhrig ihn kaufen. Llber dazu
hatte Nöhrig gär keine Lust; er wollte auch nicht mit Gas
heizen, er würde schon genug Gas in der Kiiche und im
Badezimmer brauchen.
Pürzel war verletzt, daß scine Offerte so
rundweg abgelehnt wurde. Dann müßte Nöhrig
ihm wenigstens das eigens fllr den Gasofcn
angelegte und doch in der Wohnung verblcibende
Zuleitungsrohr und den kleinen, durch die
Mauer geführten Libleitungskamin bezahlen.
Aber davon wollte Röhrig auch nichts wissen;
er miißte ja blödsinnig sein, meinte er, wenn
er dafür etwas bezahlte. Denn da er doch
den Ofen nicht zu habe» wünschte, hätten auch
Zu-riird Ableitung keinen Zweck fiir ihn. Pürzel
wollte weiter verhandeln, aber da sagte Röhrig,
er hätte keine Zeit mchr und wünschte, allein
gelaffen zu wcrden.
Ia, und nun hatle Piirzel seinen gc-
meinen Einfall. nun veriibte er jene von so
boshafter Erfinvungskraft zeugende Nieder-
tracht. Es war grade die Zeit, wo cr seine
Nechnung vom Städtischen Gaswerk bekommen
mußte. Als der Bote diesmal erschien und
zehntausend Mark haben wollte, erllärte
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nalürlich sehr viel Geld kostete. „Kören Sie
mal, Äerr Nöhrig: wäre Ihnen damit gedient,
wenn Sie schon einen Monat früher in die
Wohnung könnten?"
„And ob!" sagte Röhrig mit einem Luft°
sprung. „Das wäre ja entzückend!"
„Lab' ich mir gedacht. Für mich hat das
zwar große Ünbcquemlichkeiten, aber schließlich:
ich bin Iunggeselle, und Sie sind verheiratct,
»nd darauf inuß man Nückstcht nehmcn. Natiir-
lich wcrde ich dadurch Ankosten haben, — also:
sagenwirmalzehntausendMarkAbstandsgeld!"
„Mit Vergnllgen, Lerr Pürzel!" erklärte
Nöhrig fröhlich. Das konnte er auch sagen,
denn die Fremdenpension war so verflucht teuer,
daß er inimer noch sparte.
„Oder nein: das ist zu wenig! Fuffzehn-
tausend Mark muß ich haben!" sagte Pürzel
nun. Röhrig war dumm gcwesen, von Ver-
gnllgen zu sprechen: dadurch halte er Pürzel
ja gcradezu herausgefordert, noch etwas auf-
zuschlagen.
Nöhrig war auch damit einverstanden, aber
nicht mehr so fröhlich. „Wenn es denn sein
muß, — also abgemacht!"
Bei dieser Anterhaltung war Pürzel noch
ganz liebenswürdig gewesen. Das nächste Mal aber zeigte
er sich rauher. Er kam zu Nöhrig und erklärte, selbflver-
ständlich miißte er die elektrischen Steckkontakte bezaylt be-
kommen, die er seiner Zeit auf eigcne Kosten in der Woh-
nung hätte anbringen laffen. Das stimmle nicht; das war
Schwindel und Betrug. Damals hatte dcr §>auseigeiitümer
die Steckkontakte bezahlt, aber der Mann war inzwischen
gestorben, das Äaus hatte mehrfach den Besitzer gewechselt,
— Piirzels Behauptung war also nicht mehr nachzuprüfen.
Aber selbst wenn sie richtig gewesen wäre, hätte Pllrzel
eigentlich gar nichts verlangen dürfen, denn die Steckkontakte
gehörten jetzt ja zur Wohnung. Das sagte ihm Röhrig
auch, aber da wurde Pürzel frech und erklärte, jetzt säße er
noch in der Wohnung, und wenn er Lust hälte, könnte er
die Steckkontakte einfach abnehmen und die Leilungsdrähte
herausrcißen; man könnte ihn ja nachhcr verklagen. Aber
Nöhrig würde schon sehn, was er für eine neue Anlage
Diplomatie
— „Wohin?" — „Zum Schneider — meine Frau
sindet, ich brauche eincn neuen Anzug."
— „Am Goltes Willen — was braucht sieda alles?"
Unterschied „Mir is Eahna Frack wurscht!" — „Ach — und
ich möchte, daß mein Frack — mir Wurst wirdl"
wllrde auslegen müssen. Einen Laufen Geld würde er hin-
lcgen miissen, einen §>arifen, für den er srüher scho» ein
ganzes kleines Elektrizitätswerk hätle haben können. Aber
er, Pllrzel, wolle nicht so sein. „Geben Sie fiinftausend
Mark, §>err Nöhrig, und wir reven nichtmehr iiber die Sache."
Röhrig gab die fünstauseiid Mark und war still. Er
hätte auch gar nicht mehr übcr die Sache reden können, —
vor lauter Wut.
Piirzel überlegte weiter, wie er sich trösten, nämlich
Geld herausschinden könnte. Vor acht Zahren halte er sich
eine» Gasofcn aufgestellt, den er in der letztcn Zeit aber
nrcht mehr benutzt halte, weil ihm das Gas zu teuer gc-
worden war. Deshalb wollte er den Osen auch nicht nrit-
nehmen, und nun sollte Nöhrig ihn kaufen. Llber dazu
hatte Nöhrig gär keine Lust; er wollte auch nicht mit Gas
heizen, er würde schon genug Gas in der Kiiche und im
Badezimmer brauchen.
Pürzel war verletzt, daß scine Offerte so
rundweg abgelehnt wurde. Dann müßte Nöhrig
ihm wenigstens das eigens fllr den Gasofcn
angelegte und doch in der Wohnung verblcibende
Zuleitungsrohr und den kleinen, durch die
Mauer geführten Libleitungskamin bezahlen.
Aber davon wollte Röhrig auch nichts wissen;
er miißte ja blödsinnig sein, meinte er, wenn
er dafür etwas bezahlte. Denn da er doch
den Ofen nicht zu habe» wünschte, hätten auch
Zu-riird Ableitung keinen Zweck fiir ihn. Pürzel
wollte weiter verhandeln, aber da sagte Röhrig,
er hätte keine Zeit mchr und wünschte, allein
gelaffen zu wcrden.
Ia, und nun hatle Piirzel seinen gc-
meinen Einfall. nun veriibte er jene von so
boshafter Erfinvungskraft zeugende Nieder-
tracht. Es war grade die Zeit, wo cr seine
Nechnung vom Städtischen Gaswerk bekommen
mußte. Als der Bote diesmal erschien und
zehntausend Mark haben wollte, erllärte
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