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Aufklärung — „Sie brauchen doch nicht so zu heule»,

der ganze Kitt wird Ihnen ja bezahlt!"
— „Regen se sich man nich künstlich uff, dat sin doch Freudentränen!"

August Schiebedanz hat flch mit seiner wer-
ten Familie in den letzten Iahren nach und nach
sozusagen hinaufgewohnt, im Wege des Tau-
sches. Zuletzt haben sie eine sehr feine Etage
gehabt.

Ietzt aber ist man endlich in Schiebedanzens
Wahnfried, das Einzelhaus gezogen. Ich hab's
mir ansehn müffen, und alle Räume sind mir
gezeigt worden, selbst die kleinsten. Denn auch
diese sind hervorragend ausgestattet. Dann
saßen wir im Salon, und die Lerrschaften
rühmten die Annehmlichkeiten ihres neuen Bc-
sitzes. „Die Lauptsache aber ist," sprach Frau
Schiebedanz, die schon etwas feinnervig gewor-
den ist, „daß man für sich allein wohnt. In
den Mietshäusern, selbst in den vornehmen,
ach, was hat man da manchmal von andern
Parteien auszustehn! Die Wände und die
Decken sind ja meistens so dünn, jedes stärkere
Geräusch ist zu hören. Aber darauf wird keine Nücksicht
genommen, — die Leute lärmen doch. Schrecklich, wie laut
die meisten Menschen sind! Gott sei Dank, jetzt sitzen wir
im eignen Laus!"

„Ia, das ist das einzig Wahre," nickke August Schiebe-
danz. „In meinem Lause kann mich kein Freinder ärgern.
Na, und auch ich kann tun, wozu ich Lust habe, und so viel
Spektakel machen, wie ich will. Gestern haben wir die ganze
Nacht das Grammophon gehn lassen." Plro

Scheinbarer Widerspruch

— „Bin ich heruntergekommen! Früher habe ich Zigarren zu
5 Mk. geraucht, und jetzt muß ich welche zu 200 Mk. rauchen."

Keine Knappheit

— „O diese miserablen Zeiten. Ist bei dir die Wäsche auch
so knapp geworden?"

— „Nein, im Gegenteil, mir wird alles zu weit!"

lViv kiouse-
 
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