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Die kurzsichtigen Touristen

— „Sixt, Frcunderl, zu was iollen wir den steilen Bergweg
gehen, der hier ist viel bequemer und auch ein näherer Ab«
schneiderl"-

— „Limmi Sakri, jetzt stampfen mir die Kerle da mit ihren
Nagelstiefeln auf meiner fchönen Wäsche heruml"-

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Gewissenhaft

— „Lat dein ehemaliger Vräutigam dir die Geschenke zu-
rückgeschickt?"

— „O ja, alle; sogar noch 'n Zipfel von der Blutwurst war
dabei, die er von mir zum Namenstag gekriegt hattel"
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Bohnenfreters Bein V°n-peter R°b,»s»n

In den feineren Kreisen der Stadt Müskenburg war
man schon immer ein bißchen unzufrieden mit Doltor Veer-
land gewesen. Nicht mit dem Arzt, denn der war vor-
trefflich, aber mit dem Menschen, dem Manne 'und besseren
Bllrger eines zwar kleinen, aber mit sehr viel Beamten-
schaft durchsetzten Gemeinwesens, in dem also eine möglichst
gefällig sich dahinschlängelnde Lebensfllhrung und einiger-
maßen polierte Seelenschale sich gehörte. Dr. Veerland aber
war rauh, ganz niederträchtig rauh. Wirklich, der Mann
war manchmal so grob, daß man ihm doch lieber aus dem
Wege ging. Was aber sagte er eines Tages gar dem
Lerrn Appellationsgerichtspräsidenten von Matthey ganz
ruhig ins Gesicht? Der Lerr von Matthey wolste, zwar
erst 55 Iahre alt, in Pension gchn; er hatte Vermögen
und das schönste Landhaus vor der Stadt, dicht am Walde,
und konnte sich also einen recht angenehmen Ruhestand
leisten. Nun wünschte er von Dr. Veerland zu wissen, wie
lange im günstigsten Falle dieser Nuhestand wohl dauern
könnte. „Ich möchte es auf neunzig Iahre bringen," sagte
er; „was meinen Sie dazu, Lerr Doktor?"

Darauf sah Dr. Veerland dem Lerrn von Matthey
starr ins Gcsicht und antwortete: „Möglich ist es schon,
Lerr Appellationsgerichtspiäsident, daß Sie noch 35 Iahre

leben,-aber wenn Sie nichts tun wollen, sehe ich die

Notwendigkeit nicht ein." — Man denke: so etwas mußte
sich die erste Nespeklsperson der Stadt sagen lassen! Es
war darnach wohl selbstverständliche Pflicht fllr jeden, der
zu den besseren Zirkeln von Müskenburg sich rechnete, die
Dienste eines so groben, unmanierlichen Kerls, wenn es
nicht äußerst notwendig war — denn leider konnte der
Kerl was! — kiinftig nicht mehr in Anspruch zu nehmen.

Dr. Veerland aber war es ganz gleichgültig, ob er be-
liebt war oder nicht. Auf Erwerb wär er nicht angewiesen,
und eine Verlleinerung seiner Praxis war ihm eher ange-
nehm. Er hatte schon genug zu tun in den mehr ärmlichen
Bezirken der Stadt, und hier war er vielleicht gar nicht so
grob. An den Abenden saß er meistens mit seinem alten
Freunde zusammen, dem Advokaten Linckeldey, dessen Grob-
heit auch schon oft unangenehm aufgesallen war, immerhin
aber, wenn sie in seinem Berufe sich äußerte, seitens der
Lerren Richter mittels anzudrohender Ordnungsstrafen in
Schranken gehalten werden konnte. Die beiden tranken stark
Nolwein, rauchten noch stärker und spielten mit Leidenschaft
Schach. — So zurückgezogen lebte nun Dr. Veerland erst,
seit seine Schwester, das Fräulein Brigilte, doch noch spät
geheiratet hatte und von ihm gezogen war. Sie hatke immer-
hin ganz rege, hier und dort sogar freundschaftliche Bezieh-
ungen in der Stadt unterhalten. Eine kleine, aber durchaus
zu erwähnende Rolle gespielt hatte dabei Dr. Veerlands
reicher Obstgarten, und in diesem wieder ein Prachtexemplar
von Birnbaum, der eine der vorzüglichsten Birnensorten trug,
nämlich echte Grumkower, die bekanntnch zur Gattung der so-
genannten Apothekerbirnen gehören, also vorlrefflich in den
Garten eines Arztes hineinpaßten. Fräulein Brigitte hatte
aus irgendwelchen Gründen den Baum stets als ihr besonde-
res Eigentum betrachtet. und wenn im Spätherbst die Grum-
kower — der große Vaum trug meist viele Scheffel — ab-
genommen worden waren, hatte sie hierhin und dorthin ein
Körbchen oder gar einen Korb der erlelenen Früchte geschickt,
mit besten Komplimenten, — an die Frau Konsistorialrat, an
die Frau Kreisrichler, an die Frau Steuerdirektor und andere
Damen. Das war zu einer Gewohnheit geworden, unv wenn
die so bedachten Damen auch nicht verlangen konnten, daß
die Birnen geliefert wurden, — sie hälten sich jedenfalls ge-
 
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