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— „Alle unsere Töchter auf einmal verlobt, Moritzl !lnd du freust dich gar
nicht genug, — sieh mich an, wie ich Teil habe an dem jungen Glück!"

— „Nu, und die Bräutigams wollen alle Teil haben an meinem Geschäftl"

Bohnenfreters Betn

wundert und wären in ihren Gemütern vielleicht sogar ver-
letzt worden, falls einmal im Lerbst die Grumkower aus-
geblieben wären. Fräulein Brigitte hatte stch dann also ver-
heiratet. Aber als wieder die Birnenernte herangekommen
war, hatte sie ihrem Bruder geschrieben, er möchte die her-
kömmliche Verteilung reichlicher Kostproben an ihre alten
guten Bekannten nicht vergessen; sie hatte soqar ein Ver-
zeichnis der Namen beigefügt. Dr. Veerland hatte dazu ge-
lächelt, den Auftrag aber getreulich ersüllt, und ebenso im
nächsten und im dritten und im vierten Jahre.

Er hatte aber schon im zweiten Jahre nicht mehr ge-
lächelt; im dritten hatte er gebrummt und im vierlen ein
bißchen geflucht, Nicht daß er geizig war, aber um die
Grumkower tat es ihm doch leid. Er trank zwar tüchtig

und rauchte mächtig, aber Obst aß er auch gern, dafür war
er Arzt, und wcnn er auch in seinem Obstgarten viel, viel
mehr erntete, als er und seine Laushälterin das Iahr über
brauchen konnten, — die Grumkower hätte er lieber fllr sich
behalten, dafür war er Feinschmecker. !lnd zudem, wenn
schon Grumkower fortgegeben werden mußten, dann hätte
er sie andern Leuten viel eher gegönnt als der Frau Kon-
sistorialrat, der Frau Steuerdireklor usw. Aber dagegen
konnte er nichts machen; Schwester Brigitte erinnerle ihn
jeden Lerbst, so daß er nicht einmal Vergessen behaupten
konnte. Die Birnen wurden auch immer noch gern genom-
men, als man sich schon so vielfach über Dr. Veerland hatte
ärgern müssen. Das war zu verstehn. Dr. Veerland war
zwar bitter, aber die Birnen waren süß; Dr. Veerland war
(Forisetzung Seile 91)

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