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Geeignet — „Nein. Kinder, daß unsere Klassenlehrerin sich verlobt hat!

Man sollte demBräutigain schreiben,wassie für ein Satan ist."
— „Das kannst du, Ella, — du machst die wenigsten Fehler."

Ein Irrtum der
Mathematik

Von Peker Robinson

Professor Bamm-
ler, der Mathematiker,
hatte von feiner Galtin
dcn Auftrag erhalten,
auf dem Wege in die
Stadt oder noch besser
auf dem Rückwege sich
gründlich umzuschauen,
ob er noch irgendwo
nicht gar zu teuer ge-
wordenen Kunsthonig
entdecken könnte. Denn
wo Bammlers sonst kau-
fen, war diese Strcich-
masse schon unangenehm
im Preise gestiegen.

Prosessor Bamm-
ler mag wirklich nicht
gern trockenesBrotzum
Ersatzkaffee essen und
dcshalb vergah er den
Austrag ausnahmswci-
se einmal nicht. Er sah
sich also um und hatte
damit-auch ausnahms-
weise — großes Glück.

Denn im Schausenster
des Krämers August
Schwalk lagen wirklich
noch ein paar ältere
Packungen Kunsthonig
zu 8Ü0 Mark das Stück.

In Bammlers Gegend
kosteten sie schon 1200
Mark. Inzwischen mag
sich das aber bereits
wieder geändert haben.

Doch das hat nichts mit
der Geschichte zu tun.

Prosessor Bamm-
ler ging also zu August
Schwalk in den Laden
hinein und wollte ein
Paket Kunsthonig kau-
fen. Aber nun sah er etwas, das ihn von dieser Absicht ab-
brachte. Da standen nämlich Gläser mit einer Masse, die
beinahe wie wirklicher Lonig, wie Bienenhonig aussah. Und
ein Preisläfelchen war dabei, und darauf stand die uner-
wartet niedrige Zahl: 1500.

„Nanu, ist das echter Lonig?" erkundigte sich Professor
Bammler.

„So gut wie echter!" erklärte August Schwalk. „Näm-
lich eine Mlschung von Kunsthonig und dem allerfeinsten
Leidehonig. Kunsthonig allein ist doch nicht ganz das
Rechte, Bienenhonig allein ist so teuer, aber diese Mischung
ist das Wahre. Durch den Kunsthonig ist der Preis nicht
so hoch, durch den Bienenhonig der Geschmack veredelt.
Ich kann wirklich nur empfehlen."

„So, so! And was kostet nun reiner Lonig?"

„3500 Mark, mein Lerr," sagte August Schwalk. (In-
zwischen mag sich das aber auch bereits geändert haben.
Doch das gehört gleichfalls nicht zur Geschichte.)

Professor Bammler überlegte sich den Foll, kam zu
der Meinung, daß er hier wirklich einen recht guten Kauf
machen würde, und zog mit einem Glase Lonigmischung ab.
BeimNachmittagskaffeewurdesieprobiert.ProfessorBamm-
ler war nalürlich sehr zusrieden, denn es handelte sich ja um
seincn eigenen Einkauf. Weniger zufrieden war die Frau Pro-
fessor, denn sie dachte, daß da eigenllich 700 Mark zu viel
ausgegeben worden wären. „Na, ich möchte wirklich wissen,"
meinte sie, „wieviel echter Lonig nun dazwlschen ist."

Professor Bammler lächelte. „Aber das ist doch ganz
einfach festzustellen, liebes Kind."

„Einfach? Na, du schmeckst viel Lonig heraus, und ich
kaum eine Spur."

„Ia, liebes Kind, den individuellen Geschmack lann man
hierbei nalürlich nicht zu Nate ziehn; der wllrde auch nie-
mals eine sicherc Feststellung ermöglichen. Aber mit Lilfe
der Mathematik geht das sofort. Das ist ein ganz einfaches
algebraisches Exempel. Paß' einmal auf!"

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