Der Leit.
bemaltem Bretterwerk ein Gebilde entstanden, von dem be-
hauptet wurde, daß es einen Teil der Stadt Ierusalem
darstellte. (Das Lolz wurde übrigens nachher von holz-
bedürftigen Vewohnern der Gegend gestohlen, — ich habe
aber nichts davon abgekriegt.) Ein aus Laien zusammen-
gesetzter Chor und Volkshaufen wurde dressiert, Proben
abgehalten, große Reklame gemacht, und dann gingen die
Vorstellungen los.
Sie fanden in der Regel dreimal in der Woche statt,
elwa von ein halb vier bis sechs Ahr nachmittags. Trotzdem
ich keine einzige besuchte, hatte ich doch viel darunter zu
leiden. Denn nun kamen an den Spieltagen durch meine
sonst so schön stille Straße so viele Leute gelaufen. An-
aufhörlich von drei biS ein halb vier Ahr trappelten sie an
meinen Fenstern vorbei, höchst unangenehm lärmend. Dann
trat Stille ein, die zeitweilig durch fern herhallendes wüstes
Brüllen des dressierten Chors und Volkshaufens unter-
brochen wurde. Nach sechs Ahr aber flutete der Strom
zurück, mit noch viel größerem Spektakel, gleichsam als
wollten die Leute von dem genossenen Lärm wieder etwas
von sich geben. Dic meisten hatten es viel eiliger als auf
dem Linwege; manche liefen sogar, um nur recht schnell
nach der Straßenbahn zu kommen, ehe der Wagen überfüllt
sein würde. Es führt von dort nur eine Straßenbahnlinie
in die Stadt. Ihr Endpunkt liegt nicht weit von meiner
Wohnung; für Leute, die die Gegend nicht kennen, über
kein besonderes Orientierungsvermögen verfügen und noch
— „Iawohl, liebe Käthe, der deutsche Mann soll sich in dieser ernsten Zeit
durch edle Einfachheit auszeichnen und nicht durch seine Kleidung auffallen."
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bemaltem Bretterwerk ein Gebilde entstanden, von dem be-
hauptet wurde, daß es einen Teil der Stadt Ierusalem
darstellte. (Das Lolz wurde übrigens nachher von holz-
bedürftigen Vewohnern der Gegend gestohlen, — ich habe
aber nichts davon abgekriegt.) Ein aus Laien zusammen-
gesetzter Chor und Volkshaufen wurde dressiert, Proben
abgehalten, große Reklame gemacht, und dann gingen die
Vorstellungen los.
Sie fanden in der Regel dreimal in der Woche statt,
elwa von ein halb vier bis sechs Ahr nachmittags. Trotzdem
ich keine einzige besuchte, hatte ich doch viel darunter zu
leiden. Denn nun kamen an den Spieltagen durch meine
sonst so schön stille Straße so viele Leute gelaufen. An-
aufhörlich von drei biS ein halb vier Ahr trappelten sie an
meinen Fenstern vorbei, höchst unangenehm lärmend. Dann
trat Stille ein, die zeitweilig durch fern herhallendes wüstes
Brüllen des dressierten Chors und Volkshaufens unter-
brochen wurde. Nach sechs Ahr aber flutete der Strom
zurück, mit noch viel größerem Spektakel, gleichsam als
wollten die Leute von dem genossenen Lärm wieder etwas
von sich geben. Dic meisten hatten es viel eiliger als auf
dem Linwege; manche liefen sogar, um nur recht schnell
nach der Straßenbahn zu kommen, ehe der Wagen überfüllt
sein würde. Es führt von dort nur eine Straßenbahnlinie
in die Stadt. Ihr Endpunkt liegt nicht weit von meiner
Wohnung; für Leute, die die Gegend nicht kennen, über
kein besonderes Orientierungsvermögen verfügen und noch
— „Iawohl, liebe Käthe, der deutsche Mann soll sich in dieser ernsten Zeit
durch edle Einfachheit auszeichnen und nicht durch seine Kleidung auffallen."
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