— „Keine Bange, Käthe: wir hören, wenn die Tante kommt. Ich habe ja meinen Spazier-
stock gegen die Tür gelehnt."
— „Du, Frih, das hast du wohl schon ost gemacht? Die Krücke hat ja lauter Beulen."
Der Leit.
Straßenbahn gefunden hat, — manche Menschen sind ja
vom Glück sehr begünstigt.
Schließlich war ich aber doch nach so mannigfacher Be-
lästigung einer kleinen Erleichterung durchaus bedürflig
und entschloß mich zu einem mir angenehm und löblich er-
scheinenden Anternehmcn. Ich zog also an einem Spieltage
einen schwarzen Gehrock an, nahm mein Theaterglas am
Niemen in die Land — manche Leute Pflegen es um die
Schulter zu hängen, als ob sie auf einer großen Expedition
begriffen seien — und begab mich kurz vor sechs Ahr nach
dem bretternen Ierusalem. Am Eingang zu dem Platze
für die Zuschauer lagen Programme auf dem Boden um-
her. Leute, die bereits in der Pause sortgegangen waren,
weil sie schon ganz genug gehabt hatten, mochten sie dort
hingeschmissen haben. Es waren eine ganze Menge Pro-
gramme. Ich hob mir das sauberste auf, nahm es offen-
sichtlich in die Land und stand nun da, als hätte ich eben
die Vorstellung verlaffen, die auch, wie Nauschen und Num-
peln von den Plätzen der Zuschauer her anzeigte, gleich darauf
ihr Ende erreichte.
Ich trat nun mitten in den Weg und ging, zunächst
ganz langsam, aber mit zielsicheren Schritten, in der Rich-
tung der Stadt zu. Eine halbe Minute später hatte ich
einige Nachfolger auf meinem Wege, die erstcn jener Leute,
die bestrebt waren, recht schncll fortzukommen. Es waren:
Eine dicke und eine dünne Dame, zweifellos Tanten,
mit einem Kinde, das aus irgend einem Grunde es beson-
ders eilig zu haben schien.
Zwei Ehepaare, ein gemütliches und ein ungemütliches.
Ein einsam wandelndes Fräulein in mittleren Iahren.
Ein Registrator, gleichfalls einsam wandelnd und auch in
mittleren Iahren. Den Ramen dieses Mannes habe ich nie
ersahren, und auch sein Beruf ist mir niemals offiziell offen-
bart worden. Aber er war ein Negistrator, ganz bestimmt, -
der Mann konnte gar nichts anderes sein. Die primitivsten
Erfahrungen der Menschenkunde würden ins Wanken ge-
raten, wenn dcr Mann kein Negistrator gewesen wäre.
Dann kamen noch elwa acht oder neun andere Leute,
von denen aber im folgenden keiner besonders hcrvortreten
wird, und die deshalb einfach der Rest genannt werden
können. —
Ich schlug nun ein etwas schnelleres Tempo an, sicher,
unbeirrt, und paßte auf, was hinter mir gesprochen werden
würde. Der weibliche Teil des ungemütlichen Ehepaares
äußerte sich zuerst. „Daß du dir aber niemals einen Weg
mcrken kannft, Albert! Ich habe dir doch gleich auf dem
Linweg gesagt, daß du auspassen sollst, wie wir zurückgehn
mllffen. Das sage ich dir: wenn nachher so viele Leute in der
Straßenbahn sind und inein Kleid zerdrllckt wird-"
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stock gegen die Tür gelehnt."
— „Du, Frih, das hast du wohl schon ost gemacht? Die Krücke hat ja lauter Beulen."
Der Leit.
Straßenbahn gefunden hat, — manche Menschen sind ja
vom Glück sehr begünstigt.
Schließlich war ich aber doch nach so mannigfacher Be-
lästigung einer kleinen Erleichterung durchaus bedürflig
und entschloß mich zu einem mir angenehm und löblich er-
scheinenden Anternehmcn. Ich zog also an einem Spieltage
einen schwarzen Gehrock an, nahm mein Theaterglas am
Niemen in die Land — manche Leute Pflegen es um die
Schulter zu hängen, als ob sie auf einer großen Expedition
begriffen seien — und begab mich kurz vor sechs Ahr nach
dem bretternen Ierusalem. Am Eingang zu dem Platze
für die Zuschauer lagen Programme auf dem Boden um-
her. Leute, die bereits in der Pause sortgegangen waren,
weil sie schon ganz genug gehabt hatten, mochten sie dort
hingeschmissen haben. Es waren eine ganze Menge Pro-
gramme. Ich hob mir das sauberste auf, nahm es offen-
sichtlich in die Land und stand nun da, als hätte ich eben
die Vorstellung verlaffen, die auch, wie Nauschen und Num-
peln von den Plätzen der Zuschauer her anzeigte, gleich darauf
ihr Ende erreichte.
Ich trat nun mitten in den Weg und ging, zunächst
ganz langsam, aber mit zielsicheren Schritten, in der Rich-
tung der Stadt zu. Eine halbe Minute später hatte ich
einige Nachfolger auf meinem Wege, die erstcn jener Leute,
die bestrebt waren, recht schncll fortzukommen. Es waren:
Eine dicke und eine dünne Dame, zweifellos Tanten,
mit einem Kinde, das aus irgend einem Grunde es beson-
ders eilig zu haben schien.
Zwei Ehepaare, ein gemütliches und ein ungemütliches.
Ein einsam wandelndes Fräulein in mittleren Iahren.
Ein Registrator, gleichfalls einsam wandelnd und auch in
mittleren Iahren. Den Ramen dieses Mannes habe ich nie
ersahren, und auch sein Beruf ist mir niemals offiziell offen-
bart worden. Aber er war ein Negistrator, ganz bestimmt, -
der Mann konnte gar nichts anderes sein. Die primitivsten
Erfahrungen der Menschenkunde würden ins Wanken ge-
raten, wenn dcr Mann kein Negistrator gewesen wäre.
Dann kamen noch elwa acht oder neun andere Leute,
von denen aber im folgenden keiner besonders hcrvortreten
wird, und die deshalb einfach der Rest genannt werden
können. —
Ich schlug nun ein etwas schnelleres Tempo an, sicher,
unbeirrt, und paßte auf, was hinter mir gesprochen werden
würde. Der weibliche Teil des ungemütlichen Ehepaares
äußerte sich zuerst. „Daß du dir aber niemals einen Weg
mcrken kannft, Albert! Ich habe dir doch gleich auf dem
Linweg gesagt, daß du auspassen sollst, wie wir zurückgehn
mllffen. Das sage ich dir: wenn nachher so viele Leute in der
Straßenbahn sind und inein Kleid zerdrllckt wird-"
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