Der Frackanzug
Ia, es gibt knifflige Fälle im Lebenl
Manchmal sind bei einer notwendigen Ent-
scheidung das Für und das Wider so nie-
derträchtig mit einander verhäkelt, daß man
wirklich nicht weiß, was man machen soll.
So war das auch, als Kurt Kratzer sich den
Frackanzug seines lieben Freundes Paul
Wurzling pumpen oder, denn das klingt
eigentlich doch besser, leihen wollte.
Kurt Kratzer sagte also: „Ich müßte
doch verrückc sein, wenn ich mir zu meiner
Lochzeit extra einen Frackanzug machen las-
sen wollte. So ein Ding kostet jetzt ja über
eine halbe Million. !lnd bloß für einen Tag
werde ich doch nicht so viel Geld ausgeben.
Denn wann werde ich mal wieder in die
Lage kommen, einen Frackanzug anzuziehnl
And soll er dann im Schrank hängen, so
ganz unverzinst? Da kauf' ich mir doch lieber für Vas Geld
ein paar Aktien. Aeber die kann ich mich freuen, wenn sie
steigen. Der Frackanzug aber steigt nicht, denn in den gehn
doch wahrscheinlich die Motten. Da habe ich dann bloß
Aerger. Aber du, mein lieber Paul, hast einen prächtigen
Frackanzug. Wir sind von gleicher Figur, der Anzug wird
mir famos passen, — nicht wahr, du pumpst ihn mir?"
„Na ja, warum auch nicht/ meinte Paul Wurzling.
Wirklich, er sah keinen Grund, den Anzug nicht leihweise
herzugeben. Lierbei aber war er kurzsichtig, wie man gleich
bemerken wird.
Denn Kurt Kratzer fuhr jetzt fort: „Leißen Dankl Ich
könnte nämlich ohne Frack wirklich nicht auskommen. Zur
Trauung ziehe ich natürlich den Gehrock an, denn es ist ja
barbarisch, am Tage im Frack herumzulausen. Aber abends,
da brauche ich thn, da brauche ich ihn unbedingt. Mein
Schwiegervater hält sehr auf so etwas. And er wird ja auch
eine für die Zeitumstände ganz aroßartige Lochzeitsfeier
veranstalten; da läßt er sich nicht lumpen.
Wenn nun alle die andern Gäste im Frack
Paul Wurzling fiel etwas ein; er unter-
brach seinen Freund Kurt. „Du, höre mal:
soll ich nicht auch zu deiner Lochzeit kommen?"
„Aber gewiß. Du bist doch mein bester
Freund, — selbstverständlich mußt du dabei
sein."
„Na, dann brauche ich doch meinen Frack-
anzug selber."
„Ach verflucht, das stimmt I" Kurt Kratzer
sah das ein; hier lag wirllich eine Schwierig-
teit. Aber Schwierigkeiten sind dazu da. über-
wunden zu werden. Kurt Kratzer meinte:
„Weißt du, schließlich ist so eine Lochzeits-
feier doch eine leere Zeremonie. Am Ende
wird es surchtbar langweilig. Was willst du
dich so einen langen Abend mopsen l Also,
komm' lieber nicht zu meiner Lochzeit, alter
Iunge, abec pumpe mir deinen Frackanzugl"
Paul Wurzling überlegte. „Wenn du mcinst-
Manchmal ist so was wirklich sehr öde. Man sitzt ein
paar Stunden steif am Tisch und ißt und-"
Kurt Kratzer ließ sich hinreißen; er fiel ein: „Ia, das
Essenl Also, mein Schwiegervater ist da wirklich sehr
spendabel. Ein fabelhaftes Essen wird es geben. Zuerst
Fleischbrühe in Taffen, zum Appetit anregen. Dann Filets
von Zander, dekoriert — — weißt du, so mit Krebs-
schwänzchen, Trüffeln, kleinen Gürkchen, Kapern ufw. Dann
Spargel mit Lammkoteletts."
„Donnerwetter noch mall" brummte Paul Wurzling.
„Dann ein kaltes Entree, — was, steht noch nicht fest;
vielleicht Pastete von jungen Lühnchen oder Tauben. Dann
Kalbskeule mit Salaten und Kompotts. Dann eine Mehl-
speise, - steht auchnoch nicht fest; vielleicht etwas von Orangen
odereinenPuddingnach engüscherArt. Danndiegewöhnlichen
Abschlüffe. Na, und die Weine! Mein Schwiegervater-"
Pazifist
Eine Badegeschichte
— „Schau, die Tanle läßt ihr ganzes Malzeug liegen und
geht zum Baden.
Aus den Schwimmblasen machen wir Köpfe-
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Ia, es gibt knifflige Fälle im Lebenl
Manchmal sind bei einer notwendigen Ent-
scheidung das Für und das Wider so nie-
derträchtig mit einander verhäkelt, daß man
wirklich nicht weiß, was man machen soll.
So war das auch, als Kurt Kratzer sich den
Frackanzug seines lieben Freundes Paul
Wurzling pumpen oder, denn das klingt
eigentlich doch besser, leihen wollte.
Kurt Kratzer sagte also: „Ich müßte
doch verrückc sein, wenn ich mir zu meiner
Lochzeit extra einen Frackanzug machen las-
sen wollte. So ein Ding kostet jetzt ja über
eine halbe Million. !lnd bloß für einen Tag
werde ich doch nicht so viel Geld ausgeben.
Denn wann werde ich mal wieder in die
Lage kommen, einen Frackanzug anzuziehnl
And soll er dann im Schrank hängen, so
ganz unverzinst? Da kauf' ich mir doch lieber für Vas Geld
ein paar Aktien. Aeber die kann ich mich freuen, wenn sie
steigen. Der Frackanzug aber steigt nicht, denn in den gehn
doch wahrscheinlich die Motten. Da habe ich dann bloß
Aerger. Aber du, mein lieber Paul, hast einen prächtigen
Frackanzug. Wir sind von gleicher Figur, der Anzug wird
mir famos passen, — nicht wahr, du pumpst ihn mir?"
„Na ja, warum auch nicht/ meinte Paul Wurzling.
Wirklich, er sah keinen Grund, den Anzug nicht leihweise
herzugeben. Lierbei aber war er kurzsichtig, wie man gleich
bemerken wird.
Denn Kurt Kratzer fuhr jetzt fort: „Leißen Dankl Ich
könnte nämlich ohne Frack wirklich nicht auskommen. Zur
Trauung ziehe ich natürlich den Gehrock an, denn es ist ja
barbarisch, am Tage im Frack herumzulausen. Aber abends,
da brauche ich thn, da brauche ich ihn unbedingt. Mein
Schwiegervater hält sehr auf so etwas. And er wird ja auch
eine für die Zeitumstände ganz aroßartige Lochzeitsfeier
veranstalten; da läßt er sich nicht lumpen.
Wenn nun alle die andern Gäste im Frack
Paul Wurzling fiel etwas ein; er unter-
brach seinen Freund Kurt. „Du, höre mal:
soll ich nicht auch zu deiner Lochzeit kommen?"
„Aber gewiß. Du bist doch mein bester
Freund, — selbstverständlich mußt du dabei
sein."
„Na, dann brauche ich doch meinen Frack-
anzug selber."
„Ach verflucht, das stimmt I" Kurt Kratzer
sah das ein; hier lag wirllich eine Schwierig-
teit. Aber Schwierigkeiten sind dazu da. über-
wunden zu werden. Kurt Kratzer meinte:
„Weißt du, schließlich ist so eine Lochzeits-
feier doch eine leere Zeremonie. Am Ende
wird es surchtbar langweilig. Was willst du
dich so einen langen Abend mopsen l Also,
komm' lieber nicht zu meiner Lochzeit, alter
Iunge, abec pumpe mir deinen Frackanzugl"
Paul Wurzling überlegte. „Wenn du mcinst-
Manchmal ist so was wirklich sehr öde. Man sitzt ein
paar Stunden steif am Tisch und ißt und-"
Kurt Kratzer ließ sich hinreißen; er fiel ein: „Ia, das
Essenl Also, mein Schwiegervater ist da wirklich sehr
spendabel. Ein fabelhaftes Essen wird es geben. Zuerst
Fleischbrühe in Taffen, zum Appetit anregen. Dann Filets
von Zander, dekoriert — — weißt du, so mit Krebs-
schwänzchen, Trüffeln, kleinen Gürkchen, Kapern ufw. Dann
Spargel mit Lammkoteletts."
„Donnerwetter noch mall" brummte Paul Wurzling.
„Dann ein kaltes Entree, — was, steht noch nicht fest;
vielleicht Pastete von jungen Lühnchen oder Tauben. Dann
Kalbskeule mit Salaten und Kompotts. Dann eine Mehl-
speise, - steht auchnoch nicht fest; vielleicht etwas von Orangen
odereinenPuddingnach engüscherArt. Danndiegewöhnlichen
Abschlüffe. Na, und die Weine! Mein Schwiegervater-"
Pazifist
Eine Badegeschichte
— „Schau, die Tanle läßt ihr ganzes Malzeug liegen und
geht zum Baden.
Aus den Schwimmblasen machen wir Köpfe-
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