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Stn Iletner Schteber

schwelgen, aber hin und wieder werde ich auch ein Pfünd-
chen an Bekannte abgeben, was ja wohl kein unerlaubter
Landel sein wird, und dabei werde ich, da die Bohnen
jedenfalls in nächster Zeit sehr im Preise steigen werden,
viel Geld einnehmen."

Miesefink verstand neben manchem andern auch Bohnen
zu kochen, — daran brauchte er nicht zu zweifeln. Aber als
er sich von diesen Bohnen eine Portion gekocht hatte, waren
sie ungenießbar, — daran konnte er auch nicht zweifeln. Er
klagte diesen Widerspruch einer sachverständigen Persönlich-
keit, einer Grünkramhändlerin, die mit ihrem Wagen jeden
Tag durch seine Straße kam, nnd bei der er manchmal ein
bißchen Salat kaufte. Die Frau ließ sich die Bohnen zeigen
und belehrte ihn, die könnte man nicht effen, das wären Meh-
bohnen. Aber sie könnte sie brauchen, weil sie Geflügel hätte,
und einen Sack Kartoffeln wollte sie gern dafür hergeben,
und es sollten auch sehr gute Kartoffeln sein.

Miesefink ließ die Kartoffeln in seinen Keller schütten
und war sehr glücklich. „Ia, Kartoffeln sind das einzig Rich-
tige!" dachte er sich. „Wenn man Karloffeln im Keller hat,
kann man ohne Sorge sein. Komme, was kommen will, —
man wird sich wenigstens satt machen können. Daß die Kar-
toffel nach Europa gekommen ist, war einer der größten
Glücksfälle für diesen alten Erdteil. Lurra, ich habe Karlvf-
felnl"-

Neben Miesefinks Keller hatte ein anderer Mann den
seinen, in dem er viel Lolz aufgestapelt hatte, große Scheite.
An deren Zerkleinerung pflegte er jeden Nachmittag ein biß-

chen zu arbeiten. Zwei Tage später beschwerte sich der Mann
über einen sehr üblen Geruch, der aus Miesefinks Keller käme
und ihm das Lolzhacken ganz unmöglich machte, denn dabei
müßte man ordentlich tief atmen können. Nachforschungen
ergaben, daß der Mann recht hatte: ein Teil von Miesefinks
Kartoffeln war verfault und stank beträchtlich. „Die Kartoffeln
müssen 'raus, aber sofort!" sagte der Nachbar. „Sonst gehe
ich auf die Polizei."

Miesefink war in Verlegenheit. Er hatte grade kein Geld
übrig, aber irgend etwas forttragen zu lassen, das kostet heut-
zutage viel Geld, denn Leute, die tüchtig tcagcn können,
lassen sich das auch tüchtig bezahlen. Da war es nun wirk-
lich ein Glücksfall, daß der Kellernachbar, der erst des Ge-
stanks wegen so böse gewesen war, sich freundlich erbot, die
Karloffeln felber fortzuschaffen. Er hatte nämlich einen kleinen
Garten vor der Stadt, und da konnte er die Kartoffeln ganz
gut als Dünger verwenden. Die paar Kartoffeln, die nvch
gut waren, nahm er aber auch mit, — wahrscheinlich, um
doch etwas für feine Mühe zu haben.-

Der Keller war leer, der Gestank verzog sich, nnd der
Lolz hackende Mann konnte aufatmen. Lugo Miesefink at-
mete auch auf. „Da habe ich noch Glück gehabt!" meinte er.
„Was hätte daraus für ein Aerger entstehen können, — am
Ende hätte ich die Kartoffeln noch felber fortbuckeln müffen.
Ietzt werde ich aber an alle diese Geschichten nicht mehr
denken, sondern mich forsch an meine alte Arbeit machen."
!lnd gleich rüstete er sich, wieder einen alten Meister zu
kopieren. Aber hoffentlich bringt ihm bald wieder jemand
eine Photographie und bestellt ein Porträt bei ihm.



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zjllr Lerauegabe und Rebattion veraniwortlich: Ferdinand Schreiber. MLnchen. — Druck uno Vertag von I. F. Schreiber, Mllnchen und EßlinS
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Alle Rechte für sSmtliche Arttkel und Illustrattimen vorbehalten.

Fllr den Anzeigenleil verantwortlich lli Deutschland: Max Laindl, Mllnchen; in Oesterreich-Üngarn: August Laeberle, Wien VIK

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