Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
— „Fabelhast, wie Gnädigste die sechzig Pferdekräste regieren l"

— „Ia, das imponiert Ihnen, wo Sie mit der einen schon so viel Schwierigkeiten haben."

Gar kein Arteil

Der alte Gubitzer ist Geschäfts-
mann und nichts wie Geschäfts-
rnann; für jede sogenannte „aus-
sichtsreicheSache" ist er zu haben.

Der junge Gubiher ist Germanist
und nichts wie Germanist; seit
zwei Iahren wirkt er als Privat-
dozent. Die Verschiedenheit der
Znterefsen hat bewirkt, daß Va-
ter und Sohn wenig von ein-
ander sehen und hören.

Neulich besucht der junge Gu-
bitzer aber doch einmal seinen
Papa. Der muß ihm etwas
zeigen, — ein Gedicht nämlich.

Dieses Gedicht hat Gubitzer
senior sich anfertigen lassen zur
besseren Anterstützung der Re-
klame für ein seit einem Iahre
von ihm vertriebenes Nähr-
präparat mit dem Namen „Kras-
tin". Die beiden ersten Zeilen
des Gedichtes lauten:

„Ist matt das Lerz und blaß
die Wangen,

Dann mußt du, Mensch, Kraf-
lin verlangen."

„Also, Philipp," sagt Gubitzer
senior, „wenn du sonst auch nicht
viel verstehst, — von Gedichten
wirst du doch was verstehn, das
mußt du ja gelernt haben. Nu'
sage mal: wie findest du das
Gedicht?"

Der junge Gubitzer liest das
Gedicht, worauf ihm schlechl
wird. „Scheußlich!" erklärt er.

Da schüttelt der alte Gubitzer
bekümmert das Laupt. „Al-
so das kannst du auch nicht
mal, Philipp. Gar kein Urteil
hast du. Das Gedicht ist vor-
züglich. Llm 50 Prozent ist der Amsatz dadurch gestiegen."

—VN.

Rat

— „Nehmen Sie ja nicht den Doktor, Fräulein, — der hat
bloß eine Leibspeise. Nehmen Sie den Assessor, der hat viele
Leibgerichte, — so 'n Mann ist viel leichter zu behandeln."

Die Empfehlung

Trübling erzählte Knippler: „Ia, ich muß daran denken,
Mir etwas Geld zu verschaffen. Ich habe ein Paar klcine
Perserteppiche, die will ich verkaufen. Aber das ist so 'ne
Sache: man weiß nie, ob man nicht viel zu wenig kriegt."

„Da haben Sie recht," sagte Knippler. „Meistens
*v>rd man ganz gemein über's Ohr gchauen, — diese Auf-
käufer sind fast alle Gauner. Aber haben Sie keine Angft,
Äerr Trübling, — ich kann Ihnen jemand empfehlen. Gehn
zu Tichatscheck in der Vlumenstraße, — ist 'n entfernter
^erwandter von mir. Absolut reell, kann ich Ihnen sagen.

s kann gar keinen reelleren Menschen geben als Tichat-
Icheck. Berufen Sie stch auf mich, Lerr Trübling. Sagen

Sie Tichatscheck, tch hätte Sie zu ihm geschickt. Vergessen
Sie das ja nichtl"-

Vierzehn Tage später trafen Trübling und Knippler
wieder zusammen. „Na, Sie sind ja doch nicht bei Tichat-
scheck gewesen," sagte Knippler verdrossen.

Trübling wunderle stch. „Aber gewiß! Gleich am
selben Tage bin ich hingegangen."

„So? Aber dann haben Sie ihm die Teppiche nicht
verkauft."

„Gewiß hab' ich sie ihm verkauft. Eigentlich hatte ich
gedacht, mehr zu kriegen."

„So? Sie haben ihm die Teppiche verkauft. Warum
haben Sie dann Tichatscheck nicht gesagt, daß ich Sie ge-
schickt hatte?"

„Aber natürlich hab' ich ihm das gesagt, zweimal. Ich
hab' ihm sogar einen Gruß von Ihnen bestellt."

Da lief Knippler rot an vor Wut. „Also das ist doch
die Löhel Tichatscheck hat mir gegenüber so getan, als ob
er gar nichts von Ihnen wüßte. !lm meine Proviston hat
mich der Lund betrügen wollen. Nun sagen Sie bloß: ist
Ihnen so'n gemeiner Gauner schon mal vorgekommen?"

S1
 
Annotationen