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Eine gute Seele — „Also mit der Gesundheit will's
noch nicht werden, Mutter Lämmle? Warum haben Sie
denn nicht den Wein getrnnken, den ich Ihnen geschickt habe?"

— „Den heb' ich auf, - daistdoch 'n guter Leichentrunk im Äaus."

Anders gemeint

— „Was, vier Lüte auf einmal hast du dir bestelltl Aber
du hast doch gesagt, zu dem neuen Kostüm brauchtest du
keinen besonderen Lut."

— „O bitte, Paul, ich habe gesagl: dazu paßt jeder Lut."


/lchlung! kin llerluli bal schcvei
llnste äeulsche Kunst betrosten,
voch vielleichl ist clss Malkeur
stoch ru rvenäen, rvie «ir hosten.

Man vernehme: llliolar,
lvriker von köchslen 8aben,
8ing, alr schönes ülelter war,
lleulich, stch im park ru laben.
plölrlich hal es ihn clurchruckl.
llnä in seinem 8eist erblühle
M; genislilches proclukl
kin geäicbl von erster 8üle.

stus äer talche kolte er
von äort steckenäen papieren
irgenä einr von ungelahr,
Seine verse ru nolieren.

So enlstanä nun ein 8eäicht,
vss, wie cvir ikm glauben können,
Ds er stllen rükmenä lpricht
kine perle cvokl ru ncnnen.

Mr er äamit kertig war,
?ukr, rum 2cveck äer Soklen-
lchonung,

Mil äer Vrambakn Räolar
heim nachleinervichlenvoknung.

Späler erst kiel ikm äann ein,
vsst er ja evas sukgelchrieben.

^iber ach, cvie kunäsgemein:
kvo war äas 8eäicht geblieben?
6!ngs verloren äort im park?
kr entlann lich: von äen
weisten

Scheinen ru lüntkunäert Mark
llakm er einen in äem heisten
vrsng unä äichterilchen vlekn,
llach äer lchönsten;orm ru
ltreben,

vielen kal er su; verlekn
In äer vrambahn ausgegeben.

öei äer crambshnkalle war
vicht; mekr von äem Schein ru
kinäen.

stber soll, was ^läolar
herrlich lckuk, lo ganr ver-
lchcvinäen?

Steke bei, o publikum,
ver lo lchwer beärokteu Lzrrik!

vreke alle Scheine um,
Selblt wenn ste auch noch lo
lchmierigl

Mcklich äark äann jener lein,
vem äas Manulkript belchert ilt,
venn äann kat er einen Schein,
ver äoch immerhin cvas rverl ist.

—'0N

Der Genuß

— „Solche Loffnungen hatte ich auf meinen ersten Gedicht-
band gesetzt, — und nun so heruntergeriffen zu werdenl Ich
kann dir die Kritik übrigens zu lesen geben."

— „Lies sie mir lieber vor, Vetter! Du liest so gut, — das
ist dann ein ganz andrer Genuß."

Die Klaviertasten

— „Was haben Sie denn an den Klaviertasten
auszusetzen?"

— „Na, hören Sie mal, der Elefant, von dem
sie herrühren, scheint sich lange die Zcihne nicht
geputzt zu haben!"

Der Purist

Anton Schmidt hat gewiffe Ideale, — man
wird gleich sehn, welche.

Neulich aß er zusammen mit Kippel eine
Schüssel Krebse. Sie waren vortrefflich. Kippel
sagte: „Die alte Regel stimmt doch, die Krebse
sind am besten in den Monaten ohne r."

„Ansinn," sagte Anton Schmidt, „ganz im
Gegenteil."

„So? Sind diese Krebse hier nicht so aus-
gezeichnet, wie man ste sich »ur denken kann?"

„Na also, — jetzt ist Brachmond! klnd im
Äeuert sind sie ebenso gut, und im Ernting
gehn sie auch noch." -on.

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