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Der Traurn von

einer Million

Von Peter Nobinson

Anter diesem viel ver-
sprechenden Titel erscheint
demnächst auf dem Film-
markt das Erstlingsprodukt
der kürzlich mit einem Mil-
liardenkapital ins Leben ge-
rufenen Kaleika Film A.-G.

Filmverleihanstalten, und
Kinobesitzer feien bereits
jetzt auf dieses hervorra-
gende Erzeugnis der Film-
kunst aufmerksam gemacht,
das wochenlange Vorfüh-
rungen und volle Läuser
verbürgt. Manuskript von
GuidoSchwalch,JlonaBa-
rinkay und Kurt Kurz. Eine
kurze Inhaltsangabe wird
überzeugend dartun, daß es
stchum einen Schlager ersten
Nanges handelt.

Vorfpiel. Am Monats-
letzten. Der Postsekretär
Dietrich Lardmuth, ein
vierzigjähriger, aber schon
in Sorgen und im eintöni
gen Allerlei des Dienstes
frühzeitig etwas ergrauter,
mitseinemDasein unzufrie-
dener Mann kehrt aus dem
Amt heim. Froh empfangeu
ihn die Seinen, Frau und
fünf Kinder. Aus verschie-
denen Taschen zieht er das
eben empfangene Gehalt
heraus: zehn Bündel von
je hundert Tausendmark-
scheinen, — eine Million,
eine ganzeMillion. Er brei-
tet dte Scheine auf dem Tisch
aus. Nachdenklich schauen
er und seine Frau sich an. Wird es reichen? lautet ihre
stumme Frage. Die Kinder drängen sich mit Wünschen heran.
Der älteste Iunge möchte zwanzigtausend Mark für ein Schul-
buch haben, das Nesthäkchen wenigstens einen Tausendmark-
schein für ein Bröckchen Schokolade oder ein paar Bonbons.
Lächelnd weist der Vater die Seinen ab: „Laßt mich jetzt
allein, meine Lieben, — ich muß erst einmal rechnen." — Er
bleibt allein zurück, setzt sich an den Tisch und spielt ver-
sonnen mit den Scheinen. Seine Gedanken wandern. „Eine
ganze Million! O, hätte ich vor zwanzig, ja vor jünfzehn
Iahren eine Million gehabt, — was wäre dann aus mir
gewordenl Meine schönsten Loffnungen hätten sich erfüllt, die
große Sehnsucht meines Lebens verwirklicht." — Müde senkt
sich sein Laupt auf die Scheine, Schlummer umfängt ihn und
der Traumgott zeigt ihm (in dem nun solgenden Lauptteil
des Films), was aus der Erfüllung feines Wunsches ent-
sproffcn wäre.

Zwanzig Iahre früher. Dietrich Lardmuth sieht zuerst
noch einmal im Traum die wirklichen Begebenheiten jener
Zeit. Er ist ein flotter Student, mit Loffnungen und Ent-

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würfen sich tragend. Mäch-
tig treibt es ihn in die Ferne
hinaus. Nach Beendigung
seines vorzugsweise den
Negersprachen gewidmeten
Studiums will er sich auf-
machenund,demBeispielder
großen Entdecker Rohlfs,
Livingstone, Stanley, Nach-
tigal und anderer folgend,
in den dunklen Erdteil Afri-
ka eindringen und ihm die
lehten Geheimnisse feines
Innerenentreißen.Dastirbt
Dietrichs Vater, und die
hochfliegenden Pläne des
Iünglings flnd vernichtet.
Er muß für Mutter und
Schwester sorgen und tritt
zu diesem Zweck in den da-
mals allerdings noch nicht
besonders gut bezahlten
Dienst der Reichspost. Lart
kommt es ihn an, sich in die
geisttötende Beschäftigung
zu fügen, und besonders,
wenn Briefe aus fernen
Ländern durch seine Land
gehn, wacht die alte Sehn-
sucht in ihm auf. Aber auf-
opferungsvoll entsagt er.
Das Einerlei dieser trüben
Zeit wird unterbrochen
durch heitere Stunden mit
vier einstigen Schulfreun-
den: Kuhlmann, der Land-
wirt, Röhler, der Architekt
geworden, Seidel, der in
einer Bank,und Alrich,der in
der kleinen Eisenwarenfa-
brik seines Vaters tätig ist.

Fünf Iahre sind so ver-
gang en,da tritt—d erTraum
führt nun in das Neich der
Phantasie — eine unerwar-
tete Schicksalswendung, ein unerhörter Glücksfall ein. Die
einzige Tochter des amerikanischenMultimilliardärs Bockfell,
die grade mit ihrem Vater in Europa weilt, ist auf einer Spa-
zierfahrt begriffen. Da gehen diePferdeihrerEquipagedurch.
Niemand wagt es, sie anzuhalten. Nur Dietrich Lardmuth,
der zufällig des Weges kommt, wirft sich dem wild dahtn-
rasenden Gespann entgegen und bringt es zum Stehen, —
die junge Amerikanerin ist gerettet. Bockfell, überströmend
vor Dank über die glückliche Rettung feiner Tochter, bittet
den mutigen Retter, ihm eine Million anbieten zu dürfen.
Am dem jungen Mann ein besonderes Vergnügen zu bereiten,
läßt er sie ihm in Gold auszahlen. Dietrich deponiert das
ganze Geld sofort bei einer Bank. Respektvoll begegnen ihm
die Bankbeamten als dem Inhaber eines so bedeutenden
Kontos.

Strahlend scheint nun die Sonne über Dietrichs Lebens-
wege aufgegangen zu sein, — alle seine Pläne wird er ver-
wirklichen können. Sofort gibt er den Postdienst auf. Mit
Tränen in den Augen reicht ihm sein alter Postdirekkor die
Land zum Abschied: „Was soll aus der Post werden, wenn

Llnvollkoinmene Einrichtung — „Zu dumm ist dasl

Sonst mag ich nicht viel
reden, aber wenn ich mal was trink', daß ich zum Dis-
kurieren aufgelegt bin, dann stoß' ich mit der Zung' an."
 
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