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Ein schöner Weihnachtstraum

Es dunkelt schon. Finanzrat Lecht
Macht schnell mit Flitterkram und Watte
Die Weihnachtstanne schön zurecht
Als deutscher Vatcr sowie Gatte.

Im Sorgenstuhl verschnaust er dann:
Bald sinkt das Laupt, es schnarcht die Kehle;
Ein Traumbild schleicht aus Nebeln an, —
Der Körper ruht, es schweift die Seele.

Da sieht er in der Dunkelheit
Sich durch die Pappelstraße schreiten,

Ihm zugeteilt seit langer Zeit
Fiir Steuerangelegenheiten,

And ihm gesellt sich, hinkend schwer,
Ein Kerl in spanischem Gewande.
Lecht fällt es ein: Das ist ja der,
Den einst man als Asmodi kannte.

Froh sieht er die Gelegenheit,

Die oft ihm wünschenswert erschienen.

Der Linkefuß ist gleich bereit,

Mit der bekannken Kraft zu dienen:
Er hebt die Land, und jedes Laus,
Vvn einem Ende bis zum andern,
Zeigt sich enthüllt, und Lecht späht aus
And läßt voll Gier die Blicke wandern.

Es trifft sich gut: fast überall
Ist die Bescherung grad' gekommen.
La — dort wohnt der Direktor Ball,
Den Lecht erst neulich vorgenommen.

Er habe nichts, hat er erklärt,

And kriege nur was von Verwandten;
Doch jetzt — Direktor Ball beschert
Der Galtin einen Schatz Brillanten.

And hier: der Generalagent,

Der nur Verluste angegeben
And kaum noch was sein eigen nennt, —
Das ist ein Iubel und ein Lebenl

Da strömt der Sekt wie Wafferflut,
Da gibt's lukullische Genüsse, —
Der Lerr Finanzrat knirscht vor Wut
Mit seinem künstlichen Gebiffe.

Dort haust ja auch der Literat,

Bei dem man wiederholt bekrittelt,
Was er fatiert, — nun, in der Tat:
Der Mann scheint wirklich nicht bemittelt.
Doch was man sonst noch alles sieht, —
 
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