Die Wethnachtsdollars
nächsten Iahre sein? Alle Waren werden knapper, die Preise
steigen immer mehr, — ja, da wird es nach einem Iahre mit
der Bescherung vielleicht schlimm aussehn. And deshalb möchte
ich vorsorgen und sür jeden von euch ein Ge^chenk möglichst
bald kaufen, am liebsten gleich nach den Feiertagen."
„Ach, so unmittelbar nach Weihnachten gibtes doch nichts
ordentlichesl" sagte Frau Oberpostsekretär Schädler.
„Allerdings!" pflichlete ihr Gatke ihr bei. „And was das
weitere Steigen der Preise anbetrifft, da siehst du wohl zu
schwarz, liebe Bertha. Ich bin der Aeberzeugung, daß die
wirtschaftliche Lage sich bedeutend bessern wird."
Onkel Lorenz war anderer Ansicht. „Warum soll es nicht
so weiker gehn? Pass' auf: wir werden noch tolle Dinge er-
leben! Mit Milliarden werdm wir rechnen."
„Ist ja ganz ausgeschlossen!" sagte der Oberpostsekretär.
Er war beleidigt, weil Onkel Lorenz an seinem Weitblick
zweifelte.
„Na, dir kan» es ja schließlich egal sein," meinte Onkel
Lorenz in aller Gutmütigleit. „Dein Gehalt wird dann eben
immer weiter steigen; du brauchst dir keine Sorgen zu machen."
Ietzt ärgerte sich derOberpostsekretär noch mehr. Er hatke
es nicht gern, wenn von seinem Gehalt gesprochen wurde.
Nun aber mischte sich der Neffe Dr. Stempel doch in
die Anterhaltung ein. „Aber liebe Tante, was willst du dir
den Kopf zerbrechen und die anderen Lerrschaften auch! Ist
ja schließlich ganz egal, wie es nächste Weihnachten auSsehn
wird. Wenn du vorsorgen willst, was ich auch sehr richtig
finde, — na, dann lege dir doch einfach ein paar Dollars hin;
dann bist du gedeckt, dann ist alles in Ordnung."
„Ia, das ist allerdings ein sehr guter Gedanke," sagte
der Oberpostsekretär eifrig. „Besorge dir Dollars, möglichst
viele."
Tante Bertha nickte, aber sie sah nicht ein, wie sie dem
Rate nachkommen könnte. „Ia, wie soll ich wohl zu Dollars
kommen?"
„Kannst du von mir haben, Tante," erklärte der Neffe
Dr. Stempel gefällig. „Kleinigkeit, — ich kriege genug. So-
wie ich wieder zu Lause bin, schicke ich fle dir. Wieviel willst
du haben? Ach so, als freundliche Schenkerin willst du den
Betrag nicht nennen. Na schön, — schreib mal die Zahl auf!"
Der Oberpostsekretär ärgerte sich über diese Diskretion.
Tante Bertha aber freute stch; sie malte eine Zahl in ihr
Notizbuch und zeigte sie dem Ncffen. Dr. Stempel nickte.
„Gut, wird besorgt. Den Betrag kannst du mir dann schicken,
wann's dir paßt, — hat gar keine Eile."
Damit schien nun diese Tante Bertha so wichtige An-
gelegenheit auf's beste erledigt. Man verbrachte den Rest
des Abends in angemessener Behaglichkeit und ging gegen
elf Ahr zufrieden und mit liebenswürdigen Abschiedsworten
auseinander. » »
Ia, so war das also im vorigen Iahre am Weihnachts-
abend bei Tante Bertha, und man kann daraus ersehn, was
für eine freundliche, nette Dame sie war. Amso trauriger
ist deshalb, nun berichten zu müssen, daß diese gute Tante
Bertha knapp vier Monate nach jenem Weihnachtsfest ge-
storben ist, zu aufrichtigem Leide ihres Bruders Lorenz und
des Fräulein Bausewein. Der Oberpostsekretär Schädler
sagte nur: „Ia, ja, wir Menschen müssen alle sterben!" und
dachte dann desto eifriger an die Erledigung der Erbschafls-
angelegenheiten. „Die Nachlaßregulierung!" sagte er.
Da war nun aber gar nichts Schwieriges zu regulieren;
Tanke Bertha hatte ein vortreffliches Testament hinterlassen.
Von ihrem Barvermögen erhielt die eine Lälfte eine milde
und nützliche Stiftung, die andere zu gleichen Teilen die Ver-
wandten. Aeber ihre Möbel hatte Tante Bertha sehr ge-
recht verfügt: ihr Klavier, ein vorzügliches Instrument, be-
kam Fräulein Bausewei», ihr Eßzimmer die Schwägerin
Emilie, ihr Wohnzimmer, in dem ein schöner Biedermeier-
schreibtisch, ein Sekretär, stand, der Oberpostsekretär, was
ganz sinnig war, und ihr Schlafzimmer der Onkel Lorenz,
V^/eitinscklt
Weiirnscsit vvölbt sictr ülrers 1'sl,
1'ausenck Llocken lelingen.
Onc! es sielrt ein krlügclelein
flrötrlictr mit cien lZrücterlein
Licki im golclenen Himmelssssl
Om cken bicbtbsum springen.
^lsucbrencl singt 6en l^/eibnscbtsssng
blsgclelein uncl Lube —
Horcb — cls Iclingt es silberbell,
krllclercben uncl Lckiwester scbnell
1'reten ein bei ciiesem Klsng
In clie gute Ltube.
blein! — blun ist es nicbt mebr 1'rsum,
Lolclne Kerren blinlcen.
Oncl nun tut mit blerr uncl bluncl
^ecles Kincl sein bieclcben Icuncl.
Vster, blutter stebn beim 6sum,
Kreuncllicb grllstt ibr Winlcen!
Lckiöner — meint clss blügclelein,
Ksnn es nie mebr werclen.
O clu selige Kinclerreit,
Ltets ru 6lü6c uncl Lsng bereit,
Oenn es ist cler blimmel ciein
V>/sbrIi<ch sckion suk Lrcken! f, x.
— „Sakra, gib Acht auf die Milchl Was hast alleweil die
Nas' im Buch stecken?"
— „Weißt, Lansl, da kommt a Gräfin vor, die in Milch
badet."
— „Da sieht man'sl Die Bagasch' in der Stadt, — und über
uns schimpfen's, daß die Kinder die Milch so teuer kriegen."
nächsten Iahre sein? Alle Waren werden knapper, die Preise
steigen immer mehr, — ja, da wird es nach einem Iahre mit
der Bescherung vielleicht schlimm aussehn. And deshalb möchte
ich vorsorgen und sür jeden von euch ein Ge^chenk möglichst
bald kaufen, am liebsten gleich nach den Feiertagen."
„Ach, so unmittelbar nach Weihnachten gibtes doch nichts
ordentlichesl" sagte Frau Oberpostsekretär Schädler.
„Allerdings!" pflichlete ihr Gatke ihr bei. „And was das
weitere Steigen der Preise anbetrifft, da siehst du wohl zu
schwarz, liebe Bertha. Ich bin der Aeberzeugung, daß die
wirtschaftliche Lage sich bedeutend bessern wird."
Onkel Lorenz war anderer Ansicht. „Warum soll es nicht
so weiker gehn? Pass' auf: wir werden noch tolle Dinge er-
leben! Mit Milliarden werdm wir rechnen."
„Ist ja ganz ausgeschlossen!" sagte der Oberpostsekretär.
Er war beleidigt, weil Onkel Lorenz an seinem Weitblick
zweifelte.
„Na, dir kan» es ja schließlich egal sein," meinte Onkel
Lorenz in aller Gutmütigleit. „Dein Gehalt wird dann eben
immer weiter steigen; du brauchst dir keine Sorgen zu machen."
Ietzt ärgerte sich derOberpostsekretär noch mehr. Er hatke
es nicht gern, wenn von seinem Gehalt gesprochen wurde.
Nun aber mischte sich der Neffe Dr. Stempel doch in
die Anterhaltung ein. „Aber liebe Tante, was willst du dir
den Kopf zerbrechen und die anderen Lerrschaften auch! Ist
ja schließlich ganz egal, wie es nächste Weihnachten auSsehn
wird. Wenn du vorsorgen willst, was ich auch sehr richtig
finde, — na, dann lege dir doch einfach ein paar Dollars hin;
dann bist du gedeckt, dann ist alles in Ordnung."
„Ia, das ist allerdings ein sehr guter Gedanke," sagte
der Oberpostsekretär eifrig. „Besorge dir Dollars, möglichst
viele."
Tante Bertha nickte, aber sie sah nicht ein, wie sie dem
Rate nachkommen könnte. „Ia, wie soll ich wohl zu Dollars
kommen?"
„Kannst du von mir haben, Tante," erklärte der Neffe
Dr. Stempel gefällig. „Kleinigkeit, — ich kriege genug. So-
wie ich wieder zu Lause bin, schicke ich fle dir. Wieviel willst
du haben? Ach so, als freundliche Schenkerin willst du den
Betrag nicht nennen. Na schön, — schreib mal die Zahl auf!"
Der Oberpostsekretär ärgerte sich über diese Diskretion.
Tante Bertha aber freute stch; sie malte eine Zahl in ihr
Notizbuch und zeigte sie dem Ncffen. Dr. Stempel nickte.
„Gut, wird besorgt. Den Betrag kannst du mir dann schicken,
wann's dir paßt, — hat gar keine Eile."
Damit schien nun diese Tante Bertha so wichtige An-
gelegenheit auf's beste erledigt. Man verbrachte den Rest
des Abends in angemessener Behaglichkeit und ging gegen
elf Ahr zufrieden und mit liebenswürdigen Abschiedsworten
auseinander. » »
Ia, so war das also im vorigen Iahre am Weihnachts-
abend bei Tante Bertha, und man kann daraus ersehn, was
für eine freundliche, nette Dame sie war. Amso trauriger
ist deshalb, nun berichten zu müssen, daß diese gute Tante
Bertha knapp vier Monate nach jenem Weihnachtsfest ge-
storben ist, zu aufrichtigem Leide ihres Bruders Lorenz und
des Fräulein Bausewein. Der Oberpostsekretär Schädler
sagte nur: „Ia, ja, wir Menschen müssen alle sterben!" und
dachte dann desto eifriger an die Erledigung der Erbschafls-
angelegenheiten. „Die Nachlaßregulierung!" sagte er.
Da war nun aber gar nichts Schwieriges zu regulieren;
Tanke Bertha hatte ein vortreffliches Testament hinterlassen.
Von ihrem Barvermögen erhielt die eine Lälfte eine milde
und nützliche Stiftung, die andere zu gleichen Teilen die Ver-
wandten. Aeber ihre Möbel hatte Tante Bertha sehr ge-
recht verfügt: ihr Klavier, ein vorzügliches Instrument, be-
kam Fräulein Bausewei», ihr Eßzimmer die Schwägerin
Emilie, ihr Wohnzimmer, in dem ein schöner Biedermeier-
schreibtisch, ein Sekretär, stand, der Oberpostsekretär, was
ganz sinnig war, und ihr Schlafzimmer der Onkel Lorenz,
V^/eitinscklt
Weiirnscsit vvölbt sictr ülrers 1'sl,
1'ausenck Llocken lelingen.
Onc! es sielrt ein krlügclelein
flrötrlictr mit cien lZrücterlein
Licki im golclenen Himmelssssl
Om cken bicbtbsum springen.
^lsucbrencl singt 6en l^/eibnscbtsssng
blsgclelein uncl Lube —
Horcb — cls Iclingt es silberbell,
krllclercben uncl Lckiwester scbnell
1'reten ein bei ciiesem Klsng
In clie gute Ltube.
blein! — blun ist es nicbt mebr 1'rsum,
Lolclne Kerren blinlcen.
Oncl nun tut mit blerr uncl bluncl
^ecles Kincl sein bieclcben Icuncl.
Vster, blutter stebn beim 6sum,
Kreuncllicb grllstt ibr Winlcen!
Lckiöner — meint clss blügclelein,
Ksnn es nie mebr werclen.
O clu selige Kinclerreit,
Ltets ru 6lü6c uncl Lsng bereit,
Oenn es ist cler blimmel ciein
V>/sbrIi<ch sckion suk Lrcken! f, x.
— „Sakra, gib Acht auf die Milchl Was hast alleweil die
Nas' im Buch stecken?"
— „Weißt, Lansl, da kommt a Gräfin vor, die in Milch
badet."
— „Da sieht man'sl Die Bagasch' in der Stadt, — und über
uns schimpfen's, daß die Kinder die Milch so teuer kriegen."