Ungeschickt ausgedrückt
Frau Lulda Elbinger
neigt in mancher Linstcht zu
Aebertreibungen. Gestern
ließ zwei Stunden nach dem
Abendessen ihr Befinden
etwas zu wünschen übrig,
und da sich das Defizit an
Euphorie schnell vergrößern
zu wollen schien, sah sie in-
tensiv schwarz. Sollte die
Gänseleberwurst nicht mehr
gut gewesen sein? Limmel,
eine Fleischvergiftung!
Lerr Elbinger stürzte
zum Lausarzt, dem Sani-
tätsrat Strubel. „Kommen s -
Sie mit, Lerr Sanitätsrat,
beeilen Siesich! MeineFrau
will sterben,-Sie müs-
sen ihr helsen."
Feine Gegend
Mümpelmann befand
sich in keiner angenehmen
Lage. Es fing bereits an
zu dunkeln, und kein Mensch
war weit und breit aus der
Chaussee zu sehen. Außer-
dem — und das erhöhte den
Reiz der Situation gerade
nicht — war Mümpelmann an einen Baum gebunden und
konnte sich nicht rühren. Er stöhnte leise, zwischendurch ries
er um Lilse.
Nicht gut möglich
ein vertrauenerweckendes
Individuum, das sichtlich
erschrak, als es Mümpel-
manns ansichtig wurde.
„Nanu," sagte dieser
Zeitgenosse, „was machen
Sie denn da?"
„Ich binübersallen wor-
den," sagte Mümpelmann.
„Nicht möglich!"
„Na, glauben Sie, ich
binde mich hier selber an
einen Baum?"
„LatmanSieberaubt?"
„Natürlich, alle Taschen
haben ste mir ausgeleert."
„And alles ift sutsch?"
„Ia, bis aus die Brief-
tasche, die fteckt noch in der
hinteren Losentasche."
„Ia, Mann, war denn
niemand in der Nähe?"
„Selbstverständlich
nicht!"
„Laben Sie denn nicht
um Lilfe gerufen?"
„Natürlich!"
„Aber nicht laut genug I"
„Ich habe gebrüllt wie
ein Löwe."
„ilnd trotzdem ist kein
Mensch gekommen?"
„Nicht eine Menschenseele hat sich gezeigt."
„Na, dann lassen Sie mich mal eben an Ihre hintere
Losentasche." A. W.
— „Könnt' ich als Schatten
leise dich umschweben . . ."
Die Sache war so gewesen. Mümpelmann ging auf
der Chausiee mehr oder weniger lustwandelnd, da waren
zwei Männer gekommen, halten ihn nach einem rauhen Gruß
in die Mündung einer Pistole sehen lassen, ihn dann in die
beschriebene Stellung genötigt und ihm nun etliches aus den
Taschen genommen.
Da atmete Mümpelmann auf. Des Weges daher kam
Das Schnapsglas
Eines Tages fand Engerling, daß er eigentlich doch zu
viel Schnaps tränke. Denn er hatte in einem Eckschrank
immer ein paar Buddeln stehn und daneben ein Gläschen,
und von Zeit zu Zeit schlorite er nach dem Schrank, füllte
das Gläschen und schmiß den würzigen Inhalt in die Kehle.
Oolckor 6öcl<, im lVirtssiuuslereis
/lngelangt beim let^ten 6Isle,
Isiebt, weil er wus besier weiö,
Oeberlegen seine bluse;
bücsieln spielt um teinen stluncl,
Oer clem Irrtum ein Vernicbter,
Llncl, uus tiekem Weissieitsgruncl
^inen böstel scböpkencl, spricbt er:
„blein! Icb snge clreimnl nein,
stleine blerren, clenn 3ie irren:
bliemnls wircl es möglicb tein,
Oiete ssienscsibeit to ^u Icirren,
O36 Lu sunkter Ickarmonie
Licb cler ^rclenluut gettnltet.
Ickomo lupus bomini! —
beincltcsiskt unter stlentcsien wsltet.
In1<onsequeni.
Kumpf uncl Kaub will clie blatur
UeberuII out clem lAnneten;
/lucb clie stlentcbenl<re3tur
6Iübt in Zettiulitüten.
stlacbt wircl immer tiegreicsi nut
Zlstte ?beorien pkeiten, —
/lls NLtürllcben Verlsuk
blub cler V/eite c>3s begreiten."
5o betcliloh er ttolr: uncl kett
Leine woblbeclucbte bebre,
"trunlc vom 6rog clen letLten Kett,
Lprncsi loviul: „Icsi bsb' clie 3bre!"
Nncl betrut clen nücbt'gen ?facl
Ickeimwärts Lu clem Oenberbette.
5iesi, cls itt ibm wer gennbt,
Oen er nicsit erwsrtet bütte.
Oieses Inclivicluum
psclcte 6öck, verlsngte brummencl
VöIItges 5ilentium,
Kl^ute isim, cler ganx verllummencl,
5eine 6elcler nebll cler l/f>r
Uncl verscbwnncl, nls clies gemeillert,
l/m clie ^clce osine 5pur,
V/orauf 6öcl< runücsist entgeisiert.
^ncllicb scsinappt er wiecler bukt,
Krut^t clen Kopf uncl jummert Iclüglicsi:
„O, cler bunclsgemeine 5cbuft!
Ist clenn sowas menscbenmöglicb?
Wnrum mull mir clss gescbesin,
Obr uncl Znrscbuft lo ru Isssen?
blicbt begreiken, nicbt verstesin
Ksnn i<L 63s uncl gsr nicbt tsssen!"
2
Frau Lulda Elbinger
neigt in mancher Linstcht zu
Aebertreibungen. Gestern
ließ zwei Stunden nach dem
Abendessen ihr Befinden
etwas zu wünschen übrig,
und da sich das Defizit an
Euphorie schnell vergrößern
zu wollen schien, sah sie in-
tensiv schwarz. Sollte die
Gänseleberwurst nicht mehr
gut gewesen sein? Limmel,
eine Fleischvergiftung!
Lerr Elbinger stürzte
zum Lausarzt, dem Sani-
tätsrat Strubel. „Kommen s -
Sie mit, Lerr Sanitätsrat,
beeilen Siesich! MeineFrau
will sterben,-Sie müs-
sen ihr helsen."
Feine Gegend
Mümpelmann befand
sich in keiner angenehmen
Lage. Es fing bereits an
zu dunkeln, und kein Mensch
war weit und breit aus der
Chaussee zu sehen. Außer-
dem — und das erhöhte den
Reiz der Situation gerade
nicht — war Mümpelmann an einen Baum gebunden und
konnte sich nicht rühren. Er stöhnte leise, zwischendurch ries
er um Lilse.
Nicht gut möglich
ein vertrauenerweckendes
Individuum, das sichtlich
erschrak, als es Mümpel-
manns ansichtig wurde.
„Nanu," sagte dieser
Zeitgenosse, „was machen
Sie denn da?"
„Ich binübersallen wor-
den," sagte Mümpelmann.
„Nicht möglich!"
„Na, glauben Sie, ich
binde mich hier selber an
einen Baum?"
„LatmanSieberaubt?"
„Natürlich, alle Taschen
haben ste mir ausgeleert."
„And alles ift sutsch?"
„Ia, bis aus die Brief-
tasche, die fteckt noch in der
hinteren Losentasche."
„Ia, Mann, war denn
niemand in der Nähe?"
„Selbstverständlich
nicht!"
„Laben Sie denn nicht
um Lilfe gerufen?"
„Natürlich!"
„Aber nicht laut genug I"
„Ich habe gebrüllt wie
ein Löwe."
„ilnd trotzdem ist kein
Mensch gekommen?"
„Nicht eine Menschenseele hat sich gezeigt."
„Na, dann lassen Sie mich mal eben an Ihre hintere
Losentasche." A. W.
— „Könnt' ich als Schatten
leise dich umschweben . . ."
Die Sache war so gewesen. Mümpelmann ging auf
der Chausiee mehr oder weniger lustwandelnd, da waren
zwei Männer gekommen, halten ihn nach einem rauhen Gruß
in die Mündung einer Pistole sehen lassen, ihn dann in die
beschriebene Stellung genötigt und ihm nun etliches aus den
Taschen genommen.
Da atmete Mümpelmann auf. Des Weges daher kam
Das Schnapsglas
Eines Tages fand Engerling, daß er eigentlich doch zu
viel Schnaps tränke. Denn er hatte in einem Eckschrank
immer ein paar Buddeln stehn und daneben ein Gläschen,
und von Zeit zu Zeit schlorite er nach dem Schrank, füllte
das Gläschen und schmiß den würzigen Inhalt in die Kehle.
Oolckor 6öcl<, im lVirtssiuuslereis
/lngelangt beim let^ten 6Isle,
Isiebt, weil er wus besier weiö,
Oeberlegen seine bluse;
bücsieln spielt um teinen stluncl,
Oer clem Irrtum ein Vernicbter,
Llncl, uus tiekem Weissieitsgruncl
^inen böstel scböpkencl, spricbt er:
„blein! Icb snge clreimnl nein,
stleine blerren, clenn 3ie irren:
bliemnls wircl es möglicb tein,
Oiete ssienscsibeit to ^u Icirren,
O36 Lu sunkter Ickarmonie
Licb cler ^rclenluut gettnltet.
Ickomo lupus bomini! —
beincltcsiskt unter stlentcsien wsltet.
In1<onsequeni.
Kumpf uncl Kaub will clie blatur
UeberuII out clem lAnneten;
/lucb clie stlentcbenl<re3tur
6Iübt in Zettiulitüten.
stlacbt wircl immer tiegreicsi nut
Zlstte ?beorien pkeiten, —
/lls NLtürllcben Verlsuk
blub cler V/eite c>3s begreiten."
5o betcliloh er ttolr: uncl kett
Leine woblbeclucbte bebre,
"trunlc vom 6rog clen letLten Kett,
Lprncsi loviul: „Icsi bsb' clie 3bre!"
Nncl betrut clen nücbt'gen ?facl
Ickeimwärts Lu clem Oenberbette.
5iesi, cls itt ibm wer gennbt,
Oen er nicsit erwsrtet bütte.
Oieses Inclivicluum
psclcte 6öck, verlsngte brummencl
VöIItges 5ilentium,
Kl^ute isim, cler ganx verllummencl,
5eine 6elcler nebll cler l/f>r
Uncl verscbwnncl, nls clies gemeillert,
l/m clie ^clce osine 5pur,
V/orauf 6öcl< runücsist entgeisiert.
^ncllicb scsinappt er wiecler bukt,
Krut^t clen Kopf uncl jummert Iclüglicsi:
„O, cler bunclsgemeine 5cbuft!
Ist clenn sowas menscbenmöglicb?
Wnrum mull mir clss gescbesin,
Obr uncl Znrscbuft lo ru Isssen?
blicbt begreiken, nicbt verstesin
Ksnn i<L 63s uncl gsr nicbt tsssen!"
2