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Das Schnapsglas

Wie oft er das am Tage machte, hätte er gar nicht an-
geben können, aber jedenfalls geschah es zu oft, viel zu oft.
Am besten für seine Gesundkeit würde es sein, sich den
Anfug ganz und gar abzugewöhnen.

„Es ist bloß so verdannnt schwer," klagte er dem alten
Püfterich. „Wie haben Sie das eig-mtlich fertig gebracht?"
Denn Püsterich hat in früheren Iahren auch sehr viel
Schnaps genossen, aber allmählich ist er ganz davon abge-
kommen und trinkt jetzt nur hin und wieder ein Glas Bier.

Der alte Püfterich verriet sein Geheimnis. „Ia, das
hab' ich fein gemacht. Ich hab' auch immer die Buddeln
im Schrank gehabt und ein Schnapsglas dabei, und da
hab' ich das Schnapsglas genommen und jeden Tag einen
Tropfen heißen Siegellack hineinfallen lassen, jeden Tag
sinen Tropfen. Machen Sie das auch so, rate ich Ihnen.

Sie müssen das Glas natürlich dann immer ausgesplllt
halten, damit der Sprit den Siegellack nicht wieder aufiöft.
And wenn Sie fest dabei bleiben, — na, dann wird das
Schnapsglas eines Tages gnnz und gar mit Siegellack ge-
fllllt sein, und Sie haben sich inzwischen unvermerkt das
Schnapssaufen abgewöhnt."

Engerling fand das Verfahren vorzüglich und erklärte,
er würde -sofort damit beginnen.-

Das war vor etwa einem halben Iahre. Ieht erkun-
digt sich Püfterich: „Na, was macht das Glas? Scbon voll?"

„Nee, noch lange nicht. Erft etwa 'n Viertel."

„Nanu, das ist doch nicht mö ilich! Dann haben Sie
nicht jeden Tag 'nen Tropfen Siegellack hineingetan."

„Aber gewiß doch. Bloß-ich hab' mir 'n Wasser-

glas hingestellt." Peter Robinson

— „6 Ahr 8 haben Sie gesagt, — der Zug geht ja schon um 6 Ahr 3."

— „Freilich, Äerr — das is 'n Druckfehler im Fahrplan. Aber ich hab' bloß Auskunft nach 'm Fahrplan zu geben."

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