Meine Englandreise
Ich hatte sein Lerz gewonnen, jeht kam die britische
Gastsreundschaft zutage.
Ich leistete dieser freundlichen Einladung Folge, kletterte
zu ihm auf seine Koje und blätterte meinen Fllhrer um,
denn die Seite war zu Ende.
Wo wohnen Sie? mußte jetzt kommen. Aha, da war
es! Lring g cup ol cdocolste for tdis lociz'! — „Bring ä
köpp off tschokkolett fohr dhis lehdi!"
Meinem Mitreisenden gab es einen Ruck. „Tschocklett,
Tschocklett?" murmelte er, sagte aber nichts.
„Bring e glas off woter!" forschte ich. — Ist es weit
von hier?
Aus dem Gesicht des Engländers malte stch Entsetzen.
Er sah mich hilfesuchend an, dann griff er in die Tasche
und zog nach längerem Suchen denselben Sprachführer zu-
tage, den ich mit so viel Ersolg benutzte. Ich fand den
Mann sehr vernünftig. Was konnte ein Engländer besseres
tun, als im Verkehr mit Deutschen diesen Führer benutzen?
Ich ging gewandt auf das Kapitel „Neise" — Iourney —
Dschörne über und sragte: „Luehr is dhö Pohst-Offiss?"
Woher kommen Sie?
Der Mann sah mir krampfhaft auf den Mund und
blätterte wild im Führer. Meine Aussprache mußte mangel-
haft sein!
„Giw mih thrih pennih-stämps!" begehrte er.
Penni-stämps? Das war ja aus dem Abschnitt „Das
Postamt."
Was wollte er mit 10-Pfennig-Marken?
Wir saßen friedlich nebeneinander. Ich las die Ant-
wort ab:
„Mei stömmak is direhnschd!" — Lier sind Sie, bitte!
Der andere blätterte wie wahnsinnig, dann sagte er:
„Giw mih en epihrient!"
Das hatte ich zufällig genau studiert. Es hieß: Ich
wünsche ein Abfllhrmiltel.
Der gute Mann wollte mich zum besten haben. Ich
schlug das Kapitel: Beim Ahrmacher und Iuwelier auf und
verlangte mit schneidendem Lohn in der Stimme: „Schoh
mih juhr gold uotsch!" — Zeigen Sie mir Ihre goldne Ahr!
um ihn aus der Faffung zu bringen. Durch alle Kapitel
wollte ich ihn hetzen. Aber er zog fich ängstlich von mir
zurück, legte mir seine Ahr, die Brieftasche und einen Trau-
ring aufs Bett und faltete die Lände.
Ich war aufs höchste überrascht. „Nanu, Männeken,"
sagte ich, „was haben Sie denn? Sie ham wohl ne Iehirn-
erweichung jesrühstückt?"
Im Affekt redet man spontan die Muttersprache.
Die Wirkung meiner Worte war frappant. Der Voll-
blutengländer haute mir eine Gewaltige herunter. „Sie
Idiot!" rief er, „warum haben Sie das nicht gleich gesagt?
Die janze Quälerei war überflüssig! Ick bin ja ooch aus
Berlin! And woll'n Se mir jefälligst mal sagen, warum
Se überall den deutschen Text abjeschnitten und verkehrt
wieder anjeklebt haben?" Dr. Artur Wagner
l)ep neue
Oer verklossne war voll ^xtremismus
Uncl von vornsiereln verslnucsif,
l//e>I 6er purlumenturismus
I6un einmol 6>e Ivlesirsieit brnucsit.
Oie wur scsiwierig uukrubieten
Uncl bisweilen kümmersiukt,
Un6 so sierrscsiten rsusie Litten
Un6 6ie wüste I^ei^enscsiatt.
Ourum t) ies mon Lu I^etruiten.
Un6 mun sint isin uutgelöst.
stlancsier wurck so von Oiüten
Un6 von 6em silnnclut entl)lölit.
OetLO nncsi 6en neuen V^usilen
— I6eue IZesen kesiren gut —
l^/ir6 6er Kumpsruk wie6er siullen?
Kriegt man wns nuk seinen Iflut?
LcsiwurL sesi icsi un6 gnnL vermiest:
8csiwierigl<eiten spriesien. —
Wenn 6u eine Ickeflrsieit siesist,
8ug, icsi Insi sie grüOen.
k^ustsr grstis!
loblikkkibrik MMo. Nlinctieii. l>rlelli»iillltr 2 m.
^.Ileini^e InserattzNLnnLllms: Hullolk IVIosse, ^nnoneen-Hxpeüition.
25
Ich hatte sein Lerz gewonnen, jeht kam die britische
Gastsreundschaft zutage.
Ich leistete dieser freundlichen Einladung Folge, kletterte
zu ihm auf seine Koje und blätterte meinen Fllhrer um,
denn die Seite war zu Ende.
Wo wohnen Sie? mußte jetzt kommen. Aha, da war
es! Lring g cup ol cdocolste for tdis lociz'! — „Bring ä
köpp off tschokkolett fohr dhis lehdi!"
Meinem Mitreisenden gab es einen Ruck. „Tschocklett,
Tschocklett?" murmelte er, sagte aber nichts.
„Bring e glas off woter!" forschte ich. — Ist es weit
von hier?
Aus dem Gesicht des Engländers malte stch Entsetzen.
Er sah mich hilfesuchend an, dann griff er in die Tasche
und zog nach längerem Suchen denselben Sprachführer zu-
tage, den ich mit so viel Ersolg benutzte. Ich fand den
Mann sehr vernünftig. Was konnte ein Engländer besseres
tun, als im Verkehr mit Deutschen diesen Führer benutzen?
Ich ging gewandt auf das Kapitel „Neise" — Iourney —
Dschörne über und sragte: „Luehr is dhö Pohst-Offiss?"
Woher kommen Sie?
Der Mann sah mir krampfhaft auf den Mund und
blätterte wild im Führer. Meine Aussprache mußte mangel-
haft sein!
„Giw mih thrih pennih-stämps!" begehrte er.
Penni-stämps? Das war ja aus dem Abschnitt „Das
Postamt."
Was wollte er mit 10-Pfennig-Marken?
Wir saßen friedlich nebeneinander. Ich las die Ant-
wort ab:
„Mei stömmak is direhnschd!" — Lier sind Sie, bitte!
Der andere blätterte wie wahnsinnig, dann sagte er:
„Giw mih en epihrient!"
Das hatte ich zufällig genau studiert. Es hieß: Ich
wünsche ein Abfllhrmiltel.
Der gute Mann wollte mich zum besten haben. Ich
schlug das Kapitel: Beim Ahrmacher und Iuwelier auf und
verlangte mit schneidendem Lohn in der Stimme: „Schoh
mih juhr gold uotsch!" — Zeigen Sie mir Ihre goldne Ahr!
um ihn aus der Faffung zu bringen. Durch alle Kapitel
wollte ich ihn hetzen. Aber er zog fich ängstlich von mir
zurück, legte mir seine Ahr, die Brieftasche und einen Trau-
ring aufs Bett und faltete die Lände.
Ich war aufs höchste überrascht. „Nanu, Männeken,"
sagte ich, „was haben Sie denn? Sie ham wohl ne Iehirn-
erweichung jesrühstückt?"
Im Affekt redet man spontan die Muttersprache.
Die Wirkung meiner Worte war frappant. Der Voll-
blutengländer haute mir eine Gewaltige herunter. „Sie
Idiot!" rief er, „warum haben Sie das nicht gleich gesagt?
Die janze Quälerei war überflüssig! Ick bin ja ooch aus
Berlin! And woll'n Se mir jefälligst mal sagen, warum
Se überall den deutschen Text abjeschnitten und verkehrt
wieder anjeklebt haben?" Dr. Artur Wagner
l)ep neue
Oer verklossne war voll ^xtremismus
Uncl von vornsiereln verslnucsif,
l//e>I 6er purlumenturismus
I6un einmol 6>e Ivlesirsieit brnucsit.
Oie wur scsiwierig uukrubieten
Uncl bisweilen kümmersiukt,
Un6 so sierrscsiten rsusie Litten
Un6 6ie wüste I^ei^enscsiatt.
Ourum t) ies mon Lu I^etruiten.
Un6 mun sint isin uutgelöst.
stlancsier wurck so von Oiüten
Un6 von 6em silnnclut entl)lölit.
OetLO nncsi 6en neuen V^usilen
— I6eue IZesen kesiren gut —
l^/ir6 6er Kumpsruk wie6er siullen?
Kriegt man wns nuk seinen Iflut?
LcsiwurL sesi icsi un6 gnnL vermiest:
8csiwierigl<eiten spriesien. —
Wenn 6u eine Ickeflrsieit siesist,
8ug, icsi Insi sie grüOen.
k^ustsr grstis!
loblikkkibrik MMo. Nlinctieii. l>rlelli»iillltr 2 m.
^.Ileini^e InserattzNLnnLllms: Hullolk IVIosse, ^nnoneen-Hxpeüition.
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