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Allerhand — „Erstens is dös die Vorspeis vom Äerrn Rat,

zweitens is der Fisch nimmer ganz frisch, und drit-
tens, wenn die Katz draufgeht, bin ich schuld!"

Versuchszwecke

Dr. Schnase, dem jungen Arzt, geht es nicht besonders
gut, — in wirtschaftlicher Linsicht natürlich nur, denn seine
Gesundheit ist vortrefflich. Das wäre ja auch noch scköner,wenn
einjungerArztnicht gesund wäre;da tönnte er gleich mit seiner
Kunst einpacken, niemand wllrde zu ihm Vertrauen haben.

Trotz der Knappheit seiner Mittel hat sich nun Dr.
Schnase einen Lund angeschafft, einen sehr liebenswllrdigen
Pudel. Voll Freude und Stolz zeigte er mir das Tierchen.
„Ich brauche solch eine Gesellschaft. Besonders während
meiner Sprechstunden habe ich es gar nicht mehr vor Ein-
samkeit aushalten können. Aber jeht habe ich meinen lieben
Ponto. Kosten macht er mir gar keine; das Futter gibt
mir der Gastwirt im Nebenhause, — ich habe ihm dafllr ver-
sprochen, ihn im Bedarfsfalle umsonst zu behandeln."

„Das ist ja famos!" meinte
ich. „Bloß die verfluchte, ver-
dammte, gemeine Lundefteuer!"
setzte ich dann noch hinzu, um ihm
etwas Neltes zu saaen. Denn
wenn man etwas verflucht und
verdammt, was einem andern
unangenehm ift, so muß ihm
das wohl nelt in die Ohren
klingen.

Aber Dr. Schnase lächelte
sorglos. „Lundesteuer? Keine Re-
de davon bei mir. Ist schon er-
ledigt. Ich bin aufs Rathaus ge-
gangen, in das Bllro fllr Lunde-
abgaben, habe mich als Dr. Schna-
se, Mediziner, vorgestellt und er-
klärt, ich mllßte mir einen Lund
zu Versuchszwecken halten. Da
haben mir die Leule sehr freund-
lich gesagt, fllr solch einen Lund
brauche ich kerne Steuer zu
zahlen."

„Versuchszwecke? BesterLerr
Doktor: was veriuchen Sie denn
mit dem Lundchen?"

„Ia, augenblicklich versuche
ich, ihm beizubringen, daß er auf
Kommando niest." —on.

Prenzlauer hat sich bei der Ver-
waltung des Moorbades beschwert,
daß die Rettungsllingel am Moor-
kasten nicht funklioniert.

Als Prenzlauer das erste Mal
in der braunen Tunke lag, entspann
sich zwischen ihm und dem Bade-
meister folgendes Gespräch:

„Sie haben hier aber wohl viel
Arbeit?"

„Ieht schon!"

„Machen Sie die vierzig Bäder
allein?"

„Seit mein Kollege sitzt, ja!"
„So! Sol Der sitzt? Wie kam
denn das?"

„Na, der hats wirklich nicht ver-
dient! Derwarein guterKerhundichha-
be mich glänzend mit ihm verstanden."

„Ia, aber deswegen kommt man
doch nicht ins — deswegen braucht
man doch nicht zu sitzen!"

„Der Karl war von Natur ein
bißchen jähzornig, das finden Sie in
unserm Beruf häufig, und dann ist
hier wirklich gar nichts zu verdie-
nen, außer wenn sich der Badegast
massieren läßt, denn das geht auf besondere Taxe. Na, und
da hat er so'n Kerl acht Wochen lang jeden Tag von einem
Bad ins andere geschleppt, und der Kerl hat sich kein einziges
mal massieren laffen. Da hat den Karl dann am letzten Tage
die Wut gepackt, und er hat ihn 'n bißchen länger ins Moor-
bad getaucht, als 'n gewöhnlicher Mensch vertragen kann.
Ordentlich gefreut hat mich das. Ich hätts genau so ge-
macht. — Aebrigens, wollen Sie Massage?"

Wie gesagt, Prenzlauer hat sich bei der Verwaltung
des Moorbades beschwert, daß die Klingel am Moorkasten
nicht funktioniert. A. W.

Aehnliche ArbeiL

Der alte Balduin Groll ist ein guter Mann und läßt nicht
gern einen Beltler von der Tllr seines schlichten Landhauses
fortgehen, ohne daß er ihm ein biß-
chen geholfen hat. Aber wenn es
ein rllstiger Mensch ist, läßt er ihn
doch um des Prinzips willen irgend
eine kleine Arbeit machen, die er
ihm dann gut bezahlt. Freilich,
es gibt bei Balduin Groll nicht
viel zu tun: das bißchen Lolz
ist bald gehackt, und der kleine
Garten ist auch immer in Ord-
nung.

Wieder einmal klingelt es.
Ein noch junger Mann steht da,
zur Zeit arbeitslos, kleine Anter-
stützung usw.

„Ia, was machen wir da?"
sagt Valduin Groll. „So ein
kräftiger Mensch wie Sie braucht
sich doch nichts schenken zu lassen;
der kann doch erst mal sragen, ob
es nichts fllr ihn zu arbeiten gibt.
Was sind Sie denn?"

„Kanalräumer!" sagt der jun-
ge Mann.

„So, so." Balduin Groll
denkt nach. Dann freut er sich,
etwas gefunden zu haben. „Na,
dann können Sie mal meine Piei-
fen rein machen." PeterR-btnson

— „Nicht wahr, Kleiner: du gehörst dem
Äerrn Schimmler." — „Der Mama ge-
hör' ich." — „So, so — freilich: bei
den Leuten gehört ja alles der Frau."

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