Eberhar- — bei kühnen Helden
War der Name gar nicht selten —
Lberhard zieht stol; davon
Nach nur flüchtiger Visite,
Denn er wird getrieben von
Tatendurst unü -appetite.
Mit geschlossenem Disiere
Reitet er jeht ;um Turniere.
Kunigundens Wünsche sind
2hm die helfenden Gewalten,
Nnd sie wird, daß er gewinnt,
Tüchtig ihm den Daumen halten.
2n dem Streiten, bei dem Ringen
Nuß es Lberhard gelingen.
Seine Lanze, niemals morsch,
Wird unüberwindlich heißen,-
Jeden Gegner wird er forsch
Don dem hohen Rosse schmeißen.
Dies geschieht für seine Dame,
Doch er denkt nicht an Reklame:
Jhren Namen nennt er nicht!
Sowas wurde oft verschleiert,
Und Geheimnis war üie Pslicht,
Wenn die Ritter kraftgemeie'rt.
Eberhard bleibt ein diskreter
Ritter, -heimlich doch gesteht ec
Sich den subjektiven Grund,
Weshalb Schweigen ihm gedeihlich:
Gelüer zwar hat Kunigund',
Doch ihr Aussehn ist abscheulich.
Mupingi Von Dr. Artur Wagner
Ich saß bei meinem Freunde Alarich Piefke und war
zerstreut und nervös. Weshalb ich eigentlich zu ihm ge-
kommen war, war mir vollständig entfallen. Ich goß den
Cherry Brandy statt in mern Likörglas auf die Zimmer-
linde und suchte in dcr Zuckerdose krampfhaft nach Zigaretten.
„Armer Kerl!" sagte Alarich mitleidig, „du hast wieder
etwas nicht geschrieben, wie ich sehe. Du brauchst einen
Stoff. Uebrigens, wieviel betommst du für fo eine Arbeit?"
„Ie nach Länge," fagte ich, „im Durchschnitt 50 Mark."
„Gut," kalkulierte Alarich,
„das genügt. Wenn du ein-
verstanden bist, mir meine Aus-
lagen zurückzuerstatten, die höch-
stens zehn Mark betragen werden,
will ich dir einen Stoff liesern. Es
bleibt dann immer noch genug
sür dich übrig, und die Aeberschüsse
teilen wir redlich. Aber bitte,
zieh jetzt deine Ahr nicht weiter
aus! Zerbrochene Federn kosten
ein Leidengeld, und Federn sind
immer zerbrochen. Du kannst
jederzeit das Experiment machen.
Ich habe es mal probieit und
einen toten Käier in das Werk
gesteckt; als ich sie zum Ahrmacher
brachte, erfuhr ich, daß die Feder
zerbrochen sei. Ein anderes Mal—"
„Bckke, erzähle mir nichtDinge,
die mich heute weniger aufheitern,
als sie mich für gewöhnlich ärgern-
Du versprachst mir einen Stoff."
„Ia natürlich," sagte Alarich,
„also nennen wir deine Skizze,
na, saqen wir: Mupingi."
„Dilettant," zischte ich, „der
Titel kommt zuletzt!"
Alarich lachte überlegen. „Du
wirst ja sehen, daß deine Skizze
doch Mupingi heißt, und nun sei
so gut und trage mir dies zu den
Neuesten Nachrichten. Es ist eme
Annonce, und sie wird höchstens
zwei Mark kosten. Äier sind sie,
die ersten Auslagen sür deine
Sache."
Er reichte mir einen Zettel,
den er inzwischen geschrieben hatte.
„Sag', es soll unbedingt noch ins
— „Gräßlich,diese Lundesperre! Man kann sich gar
nicht ungezwungen nach jemand umdrehen und da-
bei so tun, als ob man nach seinem Lund schaut."
Abendblatt, und lomm um 5 Lhr wieder zu niir."
Ich machte mich willenlos auf den Weg.
Als ich an den Annoncenschalter der Neuesten Nach-
richten kam, packte mich die Neugier, und ich öffnete den
zusammengefalteten Wisch. Da stand:
Echter, getümpelter
Mupingi
abhanden gekommen. Abzugeben 5—6 gegen Belohnung
bei Piefke, Kaiserallee 8.
Ich reichte den Zettel hinein. Aeber das Gesicht des ver-
trockneten Beamten glitt ein Lä-
cheln, und er sah mich freundlich
und ehrerbietig an.
„Ach," sagte er, „wie interes'
sant! Sie besitzen einen getüm-
pelten Mupingi? Ist er wirklich
echt?"
Ich warf mich ins Vorhemd,
daß die Lemdenknöpfchen ab-
sprangen.
„Natürlich! Glauben Sie, daß
ich mir einen unechten kaufe?"
„Aber bitte," raunte er, „ich
wollte Sie nicht beleidigen. Soviel
ich weiß, kann man einen Mupingi
überhaupt nicht kausen. Er muß
einem geschenkt werden. Der Ma-
haradschah von Selinampur selber
bekommt nur höchstens zwei im
ganzen Iahre und verkauft sicher
keinen. Aber wenn, dann dürste er
unerschwinglich sein und Milliar-
den koften."
Bei diesen Worten des Be-
amten spitzten mehrere Amste-
hende die Ohren und begannen sich
lebhaft zu interessieren.
„Nun, mein Lerr," sagte ich,
„svrgen Sie dafür, daß die An-
nonce noch ins heulige Abendblatt
kommt. Mir liegt unendlich viel
daran. Sie als Eingeweihter wissen
am besten, was es heißt, einen
Mupingi zu verlieren. Niemand
hat eine Vorstellung davon, was
ein echter Mupingi wert ist, noch
dazu, wenn er getümpelt ist."
„Gewiß, gewiß," bückelte dex
Beamte hinter seinem Schalter,
„es ist überhaupt unglaublich, ich
55
War der Name gar nicht selten —
Lberhard zieht stol; davon
Nach nur flüchtiger Visite,
Denn er wird getrieben von
Tatendurst unü -appetite.
Mit geschlossenem Disiere
Reitet er jeht ;um Turniere.
Kunigundens Wünsche sind
2hm die helfenden Gewalten,
Nnd sie wird, daß er gewinnt,
Tüchtig ihm den Daumen halten.
2n dem Streiten, bei dem Ringen
Nuß es Lberhard gelingen.
Seine Lanze, niemals morsch,
Wird unüberwindlich heißen,-
Jeden Gegner wird er forsch
Don dem hohen Rosse schmeißen.
Dies geschieht für seine Dame,
Doch er denkt nicht an Reklame:
Jhren Namen nennt er nicht!
Sowas wurde oft verschleiert,
Und Geheimnis war üie Pslicht,
Wenn die Ritter kraftgemeie'rt.
Eberhard bleibt ein diskreter
Ritter, -heimlich doch gesteht ec
Sich den subjektiven Grund,
Weshalb Schweigen ihm gedeihlich:
Gelüer zwar hat Kunigund',
Doch ihr Aussehn ist abscheulich.
Mupingi Von Dr. Artur Wagner
Ich saß bei meinem Freunde Alarich Piefke und war
zerstreut und nervös. Weshalb ich eigentlich zu ihm ge-
kommen war, war mir vollständig entfallen. Ich goß den
Cherry Brandy statt in mern Likörglas auf die Zimmer-
linde und suchte in dcr Zuckerdose krampfhaft nach Zigaretten.
„Armer Kerl!" sagte Alarich mitleidig, „du hast wieder
etwas nicht geschrieben, wie ich sehe. Du brauchst einen
Stoff. Uebrigens, wieviel betommst du für fo eine Arbeit?"
„Ie nach Länge," fagte ich, „im Durchschnitt 50 Mark."
„Gut," kalkulierte Alarich,
„das genügt. Wenn du ein-
verstanden bist, mir meine Aus-
lagen zurückzuerstatten, die höch-
stens zehn Mark betragen werden,
will ich dir einen Stoff liesern. Es
bleibt dann immer noch genug
sür dich übrig, und die Aeberschüsse
teilen wir redlich. Aber bitte,
zieh jetzt deine Ahr nicht weiter
aus! Zerbrochene Federn kosten
ein Leidengeld, und Federn sind
immer zerbrochen. Du kannst
jederzeit das Experiment machen.
Ich habe es mal probieit und
einen toten Käier in das Werk
gesteckt; als ich sie zum Ahrmacher
brachte, erfuhr ich, daß die Feder
zerbrochen sei. Ein anderes Mal—"
„Bckke, erzähle mir nichtDinge,
die mich heute weniger aufheitern,
als sie mich für gewöhnlich ärgern-
Du versprachst mir einen Stoff."
„Ia natürlich," sagte Alarich,
„also nennen wir deine Skizze,
na, saqen wir: Mupingi."
„Dilettant," zischte ich, „der
Titel kommt zuletzt!"
Alarich lachte überlegen. „Du
wirst ja sehen, daß deine Skizze
doch Mupingi heißt, und nun sei
so gut und trage mir dies zu den
Neuesten Nachrichten. Es ist eme
Annonce, und sie wird höchstens
zwei Mark kosten. Äier sind sie,
die ersten Auslagen sür deine
Sache."
Er reichte mir einen Zettel,
den er inzwischen geschrieben hatte.
„Sag', es soll unbedingt noch ins
— „Gräßlich,diese Lundesperre! Man kann sich gar
nicht ungezwungen nach jemand umdrehen und da-
bei so tun, als ob man nach seinem Lund schaut."
Abendblatt, und lomm um 5 Lhr wieder zu niir."
Ich machte mich willenlos auf den Weg.
Als ich an den Annoncenschalter der Neuesten Nach-
richten kam, packte mich die Neugier, und ich öffnete den
zusammengefalteten Wisch. Da stand:
Echter, getümpelter
Mupingi
abhanden gekommen. Abzugeben 5—6 gegen Belohnung
bei Piefke, Kaiserallee 8.
Ich reichte den Zettel hinein. Aeber das Gesicht des ver-
trockneten Beamten glitt ein Lä-
cheln, und er sah mich freundlich
und ehrerbietig an.
„Ach," sagte er, „wie interes'
sant! Sie besitzen einen getüm-
pelten Mupingi? Ist er wirklich
echt?"
Ich warf mich ins Vorhemd,
daß die Lemdenknöpfchen ab-
sprangen.
„Natürlich! Glauben Sie, daß
ich mir einen unechten kaufe?"
„Aber bitte," raunte er, „ich
wollte Sie nicht beleidigen. Soviel
ich weiß, kann man einen Mupingi
überhaupt nicht kausen. Er muß
einem geschenkt werden. Der Ma-
haradschah von Selinampur selber
bekommt nur höchstens zwei im
ganzen Iahre und verkauft sicher
keinen. Aber wenn, dann dürste er
unerschwinglich sein und Milliar-
den koften."
Bei diesen Worten des Be-
amten spitzten mehrere Amste-
hende die Ohren und begannen sich
lebhaft zu interessieren.
„Nun, mein Lerr," sagte ich,
„svrgen Sie dafür, daß die An-
nonce noch ins heulige Abendblatt
kommt. Mir liegt unendlich viel
daran. Sie als Eingeweihter wissen
am besten, was es heißt, einen
Mupingi zu verlieren. Niemand
hat eine Vorstellung davon, was
ein echter Mupingi wert ist, noch
dazu, wenn er getümpelt ist."
„Gewiß, gewiß," bückelte dex
Beamte hinter seinem Schalter,
„es ist überhaupt unglaublich, ich
55