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Muplngt

sehenlassen. Ichinteressiere
mich brennend für diese ge-
heimnisvolle Frage. Ich
möchte zu Ihnen kommen,
wenn Sie ihn wieder ha-
ben. Darf ich? Kaiserallee
8 ist Ihre Wohnung, nicht
wahr?"

„Nein," sagte ich, „ich
möchte Sie ganz privat
empfangen. Kommen Sie
bitte in die Lessingstraße
Nr. 15."

Eine große Menschen-
menge hatte sich inzwischen
um uns angesammelt,und ich
legte den Finger auf den
Mund, drllckte dem Beam-
ten die Land und ging,
meine zwei Mark noch in
der Tasche.

Der Beamte kam aus
seinem Verschlag heraus
und begleitete mich bis zum
Ausgang, vor lauter Be-
flissenheit geriet er in die
Drehtllr.SofortfielenNeu-
gierige über ihn her, und
ich merkte, daß mir unge-
fähr sieben bis acht Leute
folgten.

Ich setzte mich in ein
CasL. Man strich um mich
herum,und wzeijunge Men-
schen baten mich um ein
Autogramm. Als ich be-
zahlen wollte, sagte mir der
Kellner, daß die Rechnung
bereits erledigt sei, und der
Wirt würde es sich jeder-
zeit zum Vorzug anrechnen.

Ich grüßte herablassend und
ging nach Lause.

Als ich sinnend meine
dunkle Treppe hinaufstieg,
stolperte ich über einen alten
Mann. Der alte Mann er-
hob sich, machte einen Die-
ner und sagte in fragendem
Tone: „Mupingi?"

„Ganz recht!" sagte ich.

„Bitte, kommen Sie mit!"

„Ich komme mit einer
Bitte,"sagte der alte Mann,

„würdenSieso gutsein,mir

Ihren Mupingi für einige Zeit zur Verfügung zu stellen? Ich
zahle Ihnen, was Sie wollen, und wenn Sie es wünschen,
werde ich auch unter Ihrer persönlichen Aufsicht arbeiten. Ich
möchte nämlich eine Kopie machen, denn Sie werden wissen,
daß die Werke dieses Frührenaissancemeisters nirgends mehr
zu sehen sind. Aebrigens war es sehr klug von Ihnen, den
Beamten an dem Zeitungsschalter so hinters Licht zu führen."

„Sie sollen Ihre Kopie machen," sagte ich, „sobald ich
wieder in seinem Besih bin. Es ist ein Prachtstück, ganz
auf Goldgrund!"

— „Sie sind ja so schlank geworden, Lerr Professor? Wodurch
denn?"— „Durch Diät. — And Sie sind ja so dick geworden,
Äerr Parteisekretär? Wodurch denn?" — „Durch Diäten!"

Der Mann schnalzte genießerisch mit der Zunge, be°
dankte sich überschwenglich und ging.

Ich kam Punkt fünf Ahr bei Alarich an. Eine Menge
Leute standen an der Türe an. Alarich rieb sich die Lände
vor Vergnügen, und wir ließen einen nach dem andern vor.

Zuerst kam ein Iunge mit einem Nehpinscher. „Äier
bringe ich Ihren Mupingi," sagte er. „Er ist mir auf der
Straße nachgelaufen und war lange bei uns. Käserinden
fraß er nicht, wir mußten ihm immer Lundekuchen kaufen,
täglich für 2,50 Mark, und auch den fraß er nur, wenn er

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