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— „I wo, jeder muß mit seiner Fasson selig werden."

ihm Rock und Weste auf, ich lege
mein O >r auf s ine Brui't — Gott
seiDanf,das Lem schlägt noch^ Ich
zwicke ihm in die Rase, ich bewege
seine Arme wie Pumpensckwengel,
ich reibe ihm die Stirn mil Schnaps
ein, — endlich rührt er stch. Aber
zehn Minuten hat das gedauert,
ganze zehn Minuten.

Nun pasten Sie aufl Kupser--
schmitt schlägt also die Augen
wieder auf, glotzt mich dösig an,
schnauft und versteht endlich, was
vorgegangen ist. „Nanu, was war
denn das?" fragt er. „Äabe ich
lange so gelegen?"

„Ganze zehn Minuten, mein
Lieber!" sage ich.

„Donnerwetter, zehn Minu-
ten!" brummt er. And dann, was
tut der Kerl dann? Seine Brief--
tasche holt er 'raus, macht sie auf
und guckt hinein. Denken Sie sich:
er guckt in seine Brieftasche nach
seinem Geld. !lnd dann nickt er
zufrieden und steckt sie wiever ein.
Was sagen Sie: ist sowas das
Benehmen eines anständigenMen-
schen? Ist das nicht im höchsten
Grade beleidigend? Ift das nicht
eine Verletzung meiner Gefühle?
Ist das nicht eine empörende
Taltlosigkeit?"

„Allerdings-dashätteKupfer-
schmitt nicht tun dürfen."

„Nicht wahr?" grollte Dürr-
schnabel. „And dabei hat der Esel
doch bloß zwölf Mark in seiner
Brieftasche gehabt. Knd zwei
Zehnpfennigmarken und einen
ganz albernen Brief von seiner
Braut."

Peter Robinson

Eine Taktlosigkeit

Dürrschnabel erzählte, und seine ohnehin etwas bier-
heisere Stimme bebte vor Empörung: „Von Kupferschmitt
will ich nichts mehr wissen. Ein ordinärer Kerl, taktlos über
alle Maßen; ich kann nur jeden, der nicht beleidigt werden
will, gründlich warnen, sich mit ihm einzulassen. Also, was
ich mit dem Menschen erlebt habe!

Einen Ausflug haben wir gemacht, 'ne kleine Spritz-
tour, wir beide allein, Kupferschmitt und ich — oder viel-
mehr: ich und Kupferschmikt. Denn es fällt mir gar nicht
mehr ein, den Kerl zuerst zu nennen. Ziemlich weit sind wir
gestu belt, und am Ende hatte Kupferschmitt sich doch wohl
ein bißchen zuwel zugemutet. Denn was passiert, wie wir
grade einen Aussichtspunkt erreichen? Kupferschmitt wiid
schwach, klagt über Flimmern vor den Augen und Schwindel,
und — bums, da l'egt er auf der Erde. Sein Kopf knallte
ordentlich. Na, ich bekam keinen klemen Scbreck. Nirgends
ein Mensch zu sehn. Ich muß also versuchen, allein was mit
Kupferschmitt zu unternehmen. Die Augen hat er zu. Ob
der Atem noch geht, kann ich nicht 'rauskriegen. Ich knöpfe
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Notgedrungen

Neulich ging ich,mir wieder einmal eine Pfeife zu kaufen.
In den Geschästen für Rauchgeräte pslegt man so selten
Damen zu treffen, wie Äerren etwa in Kurzwarenläden. Ich
traf aber doch eine und sogar eine Bekannte, nämlich die
Gattin bes Professors Krummholz.

„Nein, wie gul sich das trifft!" sagte sie. „Ich weiß,
Sie rauchen ja auch so schrecklich viel Pfeife. Nun sagen
Sie mir doch: wird mein Mann diese Dinger hier gut ge-
brauchen können, seine kurzen Pfcifen auszuputzen? Wissen
Sie: das obere Ende, — den Stiel, oder wie das heißt."

„O sreilich, das sind die besten Pfeifenreiniger,"erklärte ich.

„Ia, und wenn am Kopf sich was vcrstopft hat, da
hat man mir diesen Spicker hier empsohlen. Ist der gut?
Wird mein Mann denn den dazu verwenden?"

„Nichts kann geeigneter sein, Frau Professor," meinte
ich. „Ihr Äerr Gemahl kann sich gliicklich schätzen, daß Sie
so voitrefflich für seine Pfeifen zu sorgen beftrebt sind."

„Ach was, die schrecklichen Pfeifen! Aber der Mann
nimmt ja immer meine Laarnaveln dazu!"

—on.
 
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