Die Prüfung
Er überlegt: Wer prüft der prüfe gründlich
Er lud zum Sekt die Schöne, anmutsvoll.
Und bat so dann minütlich und sekündlich,
Daß sie den Schleier etwas lüften soll!
Die Odaliske neckisch und verschmitzt war.
Sie sagte Lubern, wer und was er sei,
So daß er bald verlegen und erhitzt war,
Die Odaliske lachte nur dabei.
/
L>err Luber fühlt': „Nach Faschingssreuden lechz' ich!"
Rach einem Fest, wo alles indisch sei.
Bis dato spielt' er Abends „Sechsundsechzig"
Llnd meinte, daß Maskieren kindisch sei.
Im „roten Ochsen" hockte er nacht nächtlich.
Kathrin' vom Stammtisch hatt's ihm angetan.
Doch sprach von Lieb und Treu er noch verächtlich.
Er meint', Kathrine mertt ihm sonst was an!
Erst wollt' er prüfen seines Lerzens Schwärmen
Aus seine Echtheit und Solidität.
And dachte drum: Im bunten Faschingslärmen
Erkennt man wahrer Liebe Qualität.
Kommt man mit schönen Frauen in Berührung
Die sozusagen allen Sinnen neu,
And widersteht man dennoch der Verführung,
Dann ist man reif zur Ehe und zur Treu!
So ging zum Ball er ernsthaft und bedächtig
Als Maharadschah — stolz und hochgesinnt
!lnd schon nach Kurzem treibts ihn übermächtig
Zu einem drallen Odaliskenkind.
Zwar war die Maid mit Schleiern dicht umwoben,
— „So sei's im Larem, dem sie treulich dien!"
Doch Luber fühlte seines Lerzens Toben
And ahnte gleich, die wäre was sür ihn!
Erst Mitternacht — wie's Faschingsbrauch so sinnig,
Der Schleier fiel! Lerr Luber war ganz platt!
„Wer ist denn das?" — Sie lacht: „Kathrine bin ich,
Die heute Abend ihren Ausgang hat!"
Lerr Luber fühlt' sich erst aufs 5)irn geschlagen,
Dann aber ahnt' er Schicksals Will' und Macht,
Die jene Maid entgegen ihm getragen
An welche er schon so wie so gedacht!
!lnd als sich Lubers Sinne wieder fanden,
War er gerührt, daß er sich so erprobt.
Er nämlich hielt die Prüfung für bestanden
And hat sich mit Kathrine gleich verlobt.
Der Stammtisch schimpst! Ia, so ein Ball, der rächt sich!
Lerr Luber bleibt daheim bei seiner Frau,
Kommt Abends selten nur zum Sechsundsechzig
— !lnd auch die neue Kellnerin ist mau!
Ferd. Kahn.
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Er überlegt: Wer prüft der prüfe gründlich
Er lud zum Sekt die Schöne, anmutsvoll.
Und bat so dann minütlich und sekündlich,
Daß sie den Schleier etwas lüften soll!
Die Odaliske neckisch und verschmitzt war.
Sie sagte Lubern, wer und was er sei,
So daß er bald verlegen und erhitzt war,
Die Odaliske lachte nur dabei.
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L>err Luber fühlt': „Nach Faschingssreuden lechz' ich!"
Rach einem Fest, wo alles indisch sei.
Bis dato spielt' er Abends „Sechsundsechzig"
Llnd meinte, daß Maskieren kindisch sei.
Im „roten Ochsen" hockte er nacht nächtlich.
Kathrin' vom Stammtisch hatt's ihm angetan.
Doch sprach von Lieb und Treu er noch verächtlich.
Er meint', Kathrine mertt ihm sonst was an!
Erst wollt' er prüfen seines Lerzens Schwärmen
Aus seine Echtheit und Solidität.
And dachte drum: Im bunten Faschingslärmen
Erkennt man wahrer Liebe Qualität.
Kommt man mit schönen Frauen in Berührung
Die sozusagen allen Sinnen neu,
And widersteht man dennoch der Verführung,
Dann ist man reif zur Ehe und zur Treu!
So ging zum Ball er ernsthaft und bedächtig
Als Maharadschah — stolz und hochgesinnt
!lnd schon nach Kurzem treibts ihn übermächtig
Zu einem drallen Odaliskenkind.
Zwar war die Maid mit Schleiern dicht umwoben,
— „So sei's im Larem, dem sie treulich dien!"
Doch Luber fühlte seines Lerzens Toben
And ahnte gleich, die wäre was sür ihn!
Erst Mitternacht — wie's Faschingsbrauch so sinnig,
Der Schleier fiel! Lerr Luber war ganz platt!
„Wer ist denn das?" — Sie lacht: „Kathrine bin ich,
Die heute Abend ihren Ausgang hat!"
Lerr Luber fühlt' sich erst aufs 5)irn geschlagen,
Dann aber ahnt' er Schicksals Will' und Macht,
Die jene Maid entgegen ihm getragen
An welche er schon so wie so gedacht!
!lnd als sich Lubers Sinne wieder fanden,
War er gerührt, daß er sich so erprobt.
Er nämlich hielt die Prüfung für bestanden
And hat sich mit Kathrine gleich verlobt.
Der Stammtisch schimpst! Ia, so ein Ball, der rächt sich!
Lerr Luber bleibt daheim bei seiner Frau,
Kommt Abends selten nur zum Sechsundsechzig
— !lnd auch die neue Kellnerin ist mau!
Ferd. Kahn.
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