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Was hängt, hängt Von Frttz Müller

Die Ernt hat dergebn!

Der Steffelbauer fahrt sich mit dem runterzognen Aermel
llbern Stirnschweisi. Siebzehn Iahr lang hat er immer was
zum Granteln ghabt bei der Ernt: „Scho recht, aber d' Mäus
halt, d' Mäus!" . . . „Net übel, heuer, aber z'leicht halt,
z'leicht!" . . . „Leuer geht's grad, aber z'schwaar halt,
z'schwaar!"

Diesmal hatte er kein Aber, diesmal war er auf und
ab zufrieden.

Sogar mit dem Sepp. Der hat sich plagt heut wie ein
Lund. Mlld ist der Sepp, saumlld, man siecht's ihm an.
And dunkel is's aa schon. „Die Garbn vom zweiten Feld
aa no aufladen? man werd's ihm kaum mehr zumuten
können, oder was meinst —?"

Lui, fahrt dem Sepp sei Gabel durch die letzte Garbn
vom ersten Feld, greift durch und erwischt wahrhaftig noch
eine von den Garbn, die am zweiten Feld stehn, sauber
aneinanderglaahnt. Erwijcht's, sag i, und will sie wieder
unterswlltkeln.

„Nix da", sagt der Steffelbauer, „was hängt, hängt —
des is a Finger Gottes — des zweite Feld wird aa no
gladen, anpackt, Sepp!"

Was willst macha, aufgladn is 's halt wordn, sauber,
sauber, daß net so viel überbliebn is.

Mehr tod wie lebig sitzen s' nacha um den großen
Tisch z'haus. Bis, no ja, bis s' halt alle wieder spring-
lebendig wordn san, weil d' Steffelbäurin mit dem Fleisch
kimmt und der Soß. Viel Soß, mei Liaber. And Fleisch?
no ja, fllr jeden halt a Vröckerl, sauber runtergschnitten
von dem einaviertel Pfund — naa, net sauber, unten bei
die Flaxen hängen alle Bröckerln no a weni zsamm.

Lui, fahrt dem Sepp sei Gabel in das erste Bröckerl
und hängen s' wie a Ziehharmonika nacheinander in der Luft.
Gschwind will ff der Steffelbauer runterschneiden —

„Nix da", sagt der Sepp, „was hängt, hängt — des
is a Finger Gottes — und was hängt, werd gladen, an-
packt, Sepp!" sagt er zu eahm selber.

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No ja, und lad s' halt aus,
die einaviertel Pfund, sauber,
sauber, daß net so viel llber-
bliebn is.

Der Kürbis

Lerr Reichar hat sich einem
Kypnoseinstitut anvertrauen
müssen. Er lebt in dem Wahne,
daß sein Kopf ein Kllrbis sei,
und kann von dieser Vor-
stellung nicht loskommen.

Man macht ihm Wach-
sugqestion.

„Also, Lerr Neizbar, Zhr
Kopf ist ein Kllrbis. Er sitzt
auf einem dllnnen Stiel, das
ist der Lals."

„Ia," seufzt Neizbar.

„Zch drllcke jetzt diesen Kllr-
bis sachte von rechts und links
zusammen, und derZnhaltwird
durch den Stiel nach unten
gedrängt. Spllren Sie das,
Lerr Reizbar?"

„Za," zetert Neizbar.

„Zhr Kürbis ist jeht leer. Wir haben den Znhalt bei-
seite getan. Sie laufen jetzt mit einem hohlen Kllrbis als
Kopf herum. Am Sie vollends gesund zu machen, muß ich
Zhnen den hohlen Kllrbis abnehmen und ihn samt Sliel
vom Rumpse trennen."

„Luh!" schreit der bedauernswerte Patient.

„So, jetzt nehme ich ihn ab. Passen Sie auf, es gibt
einen leichten Knacks, aber es geht ganz leicht und tut gar
nicht weh."

„Entietzlich!" wimmert Neizbar. „Aber ich spüre, der
Kllrbis ist weg."

„So, jetzt nehme ich Zhren richtigen Kopf und setze ihn
auf. Er ist sofort angewachsen. Oeffnen Sie die Augen,
Lerr Reizbar, Sie sind gesund."

„Vielen Dank, Lerr Doktor, Sie haben mich zu einem
andern Menschen gemacht. Anv die Rechnung?"

„Die schicke ich Zhnen zu."

„Gut, aber vergessen Sie, bitte, nicht, den Kürbis abzu-
ziehen. Den behalten Sie doch da, und das war ein Ding
fllr mindestens 7.50 Mk." A. W.

Achterbahn

Danzbein war mit einigen guten Freunden auf den
Nummelplatz gepilgert. Er hatte mit dem Nasfinement des
sozusagen etwas angejahrten Iünglings zunächst die kind-
lichen Freuden des Rummels genossen, um sich anschließend
den männlichen op ewig ungedeelt hinzugeben: den Bier-
zelten, den Weinftuben, den — na ja. Als Danzbein das
alles in des Wones wörtlichster Bedeutung ausqekostet hatte,
schleppten ihn seine relativ nllchternen Freunde in einem
Anfall von Vergnllgungswehn noch auf die Achterbahn —
allein wäre er nicht mehr hinaufgekommen. Er ließ sich
widerstandslos in den Wugen befördern und zeigte kein be-
trächtliches Erftaunen llber die tolle Fahrt, die auf- und
abrasenden Wagen, die kllhnen Bogen der Kurven, das
scheinbare wilde Notieren des umliegenden Playes.

Als man ihn jedoch nach vollendeter Fahrt aus dem
 
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