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ü. XV.

Die Transkapillarisatton

„Wir kommen jetzt zum zweiten Teil der Kur. Lier
haben Sie eineFlasche. Sie enthält zwei Liter haarmagnetische
Tropfen. Bis morgenAbend dürfen Sie weiter nichts genießen
als diese Tropfen. Der Magnetismus teilt sich Ihrer Kopf-
haut mit und wird morgen die inzwischen mit Eisentinktur
getränkten neuen Laare anziehen. Dieser Teil der Operation
ist wesentlich einsacher."

Es klingelte. Der Bote vom Konfektionsgeschäft kam.
Ich zahlte mit meinem Gelde, das l)r. Capillarius ebensalls
aus dem Vakuumsauger gefischt hatte, 150 Mark sllr den
neuen Anzug und die anderen Kleinigkeiten und ging mit
dem Versprechen, am andern Abend wiederzukommen.

Als ich erschien, noch etwas benommen von den beiden
haarmagnetischen Litern, die wie ein Bandwurmmittel ge-
schmeckt hatten, stellte mir Or. Capillarius einen glatzköpfigen
Lerrn vor: „Das ist Lerr Kuhlecke, dessen Laar Sie hinsort
tragen werden. Lerr Kuhlecke bekommt von Ihnen fllr dieses
Opfer tausend Mark, die Sie in monarlichen Raten abzahlen
können. Weiter haben Sie keine Kosten, da ich Ihnen die
Operation selbst ja gratis mache."

Ich danlte gerührt und zahlte Äerrn Kuhlecke meine letzten
zwanzig Mark an. l)r. Capillarius bestrich mir den Kopf mit
Syndeti'on, klebte Lerrn Kuhleckes Latsächlich wundervolle,
blauschwarze Äaare darauf und erklärte, das Anwachsen
erfolge innerhalb einer Stunde durch die Anziehungskraft
der haarmagnetischen Tropfen auf die eisenbepinselten Laare
von selbst. Ich durfte gehen. Als ich zu Äaus ankam, bemerkte
ich, daß der Doktor versehentlich etwas Leim und viel Laar
aus meine Nase geschmiert hatte. Ich mußte die Nase diesmal
und von da ab immer stllndlich rasieren. Denn Äerr Kuhlecke
mußte sich eines fabelhaften Laarwuchses erfreut haben.

Aber was tat der Nasenbart? Ich hatte ja meine Laare

wieder, meine schönen, lieben, blauschwarzen Laare! Ich
wurde nicht mehr von wildsremden Leuten als mystischer
Dichter erkannt. Ich konnte inkognito reisen. Meine Freunde
staunten und betonten, sie hätten noch nie eine so sabelhafte
Perllcke gesehen. Es war himmlisch.

Leider nicht lange. Als ich eines Morgens erwachte,
suhr ich schaudernd vom Spiegel zurllck. Der untere Teil
der Laare war rötlicbgelb, der obere nach wie vor blauschwarz.
Ich stlllpte den Lut iiber mein blaugelbes Laupt und stllrzte
zu 1)5. Capillarius. Er blieb gefaßt, obgleich auch ihm diese
Erscheinung unerklärlich war. Aus meinem Bart, führte er
aus,habe er eine Pigmentlösung hergeftellt,eine blauschwarze
Pigmentlösung. Das wolle er mir einimpsen. Dann werde sich
die mir eigene Laarfarbe durchsetzen. Gegen ein Lonorar
von zweihundert Mark vollzog er die neuerliche Operation.

l)r. Capillarius hatte die Farbkraft meiner, nein, die
Farbkraft derKuhleckeschen Laare unterschätzt. FllnfStunden
nach der Operation beobachtete ich vor dem Spiegel, wie
aus der Kopfhaut langsam eine bläuliche Farbe die Laare
hinaufstieg und sich mit der gelblichen mischte. Ich bekam
einen Tobsuchtsanfall. Ich hatte grllne Laare bekommen .. .

Kurz daraus kam Kuhlecke, um sich die nächste Nate zu
holen. Mir fiel zum ersten Mal auf, daß er einen rötlichgelben
Bart hatte. Der Gauner hatte sich damals die Laare gefärbt!
Ichpillgelte ihn hinaus, verweigerte dieRatenzahlung, wurde
von ihm angezeigt und von unverständigen Richtern verdammt.
Im Arteil war dargelegt, daß man niemandem untersagen
könne, sich die Laare zu färben.

Eine fllrchterliche Zeit begann. Man glaube mir: es
gibt nichts Entsetzlicheres, als mit spinatgrünen Laaren durch
die Welt zu laufen. And mit spinatgrllnem Nasenbart.
Backsische und Sammler iiberfielen mich scharenweis zu Laus,
auf der Straße und sonstwo, um mir eine Locke abzuschneiden.
Maler suchten mich als Modell fllr Meergreise, Meduseriche
und Raubmörder zu gewinnen. Dreixehnmal wurde ich
wegen groben Unfuges inhastiert und auf Grund des Z 51
wieder freigelassen. Fllnsmal flehte ich Or. Capillarius auf
den Knien an, mich wieder zu exkapillarisieren, mir meine
Glatze wiederzugeben. Er nahm fllr jede Weigerung fllnfzig
Mark. Er werde doch seine beste Neklame nicht aufgeben,
sagte er, wo er mir doch gratis geholfen hätte. Illustrierte
Zeitschriflen brachtenMomentaufnahmen,diemich darstellten,
wie ich mir verzweiselt mein Grünhaar raufte. Professoren
schrieben wissenschaftliche Aufsätze llber mich, in denen sie be-
wiesen, daß Spinathaar und Nasenbart Kennzeichen einer


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