Erkennungsmittel
Als Onkel Ottokar Geburtstag hatte, bekam er außer
anderem von seinem Neffen Erich eine Gänsebrust und von
Tante Malchen einen Nollichinken, zwei Dinge, die sich sehr
ähnlich sehen. Tante Malchen behauptete, die Gänsebrust
hielte sich nicht länger, und die müßte er deshalb zuerst essen.
Dann setzte Onkel einen fabelhaften Punsch an und war
bald in jenem Stadium, das Kenner als Schwips anzu-
sprechen Pflegen.
Als nach zwölf sich seine Gäste verabschiedet hatten und
ein Knäuel von Verwandten sich im Lausgang zusammen-
ballte, bemerkte man trotz der vorgerückten Stunde schließ-
lich doch, daß Onkel Ottokar sehlte, um die Laustür auf-
zuschließen.
Neffe Erich opferte sich und stieg die drei Treppen wieder
hinauf. Oben fand er Onkel Ottokar in der Wohnung auf
dem Fußboden kauernd und abwechselnd zwei Gegenstände
über den Linoleumbelag des Korridors kugelnd. Dann stand
er auf, ,holte sie wieder und begann das Spiel von neuem.
Nachdem Erich eine Weile diesem irren Treiben zu-
gesehen hatte, sagte er:
„Aber Onkel, wir warten alle auf dich! Was machst
du denn da?"
„Moment," sagte Ottokar ganz vertieft, „Moment, ich
muß erst rauskriegen, welches am besten rollt. Das muß
der Rollschinken sein." A. W.
Die L, I. Z. Zeitung in Irgendwo konnte so gar nicht
das Znterefse irgend eines Leserkreises finden. Sie wurde
und wurde nicht abonniert, wurde und wurde nicht gekaust.
Der Redakteure bemächtlgte sich eine gelinde Ver-
zweiflung.
Da kam eine Nacbricht auf den Nedaktionstisch ge-
flogen, eine ganz nette Nachricht. Aber gleichzeitig die drin-
gende und gewichtige Mahnung von einflußreicher Seite, daß
diese Nachricht nicht in die Oeffentlichkeit dringen dürfe!
„Na also" — meinte einer von den gelinde Verzwei-
selten — „dann können wir sie doch ruhig drucken!" F. K.
Milchbonbons
Ein Lerr trat in das Geschäft, über dessen Schaufenster
in großen Lettern die anlockende Branchebezeichnung „Süße
Sachen" prangte, und wünschte Bonbons zu kaufen. Eine
größere Menge. Denn seine Frau nutsche den ganzen Tag
Bonbons. And man möchte ihm mal was vorlegen.
Man legte vor. Der liebenswürdige Gatte verweilte
vor einer Schüffel mit braunen, papierumwickelten Würfeln.
„Milchbonbons, mein Lerr!" definierte der Verkäufer.
„Sehr gut. Sogar sehr nahrhaft. Allerdings — wenn Zhre
Frau Gemahlin sehr viel Bonbons zu genießen pflegt . . .
Diese Milchbonbons haben nämlich einen Fehler, sie setzen
sich leicht zwischen den Zähnen fest und sind sehr — wie
soll ich sagen — sehr klebrig. Bei Anterhaltungen wirkt das
recht störend. Man kriegt die Zähne buchstäblich nicht wieder
auseinander. Es sind richtiggehende Schweigebonbons.Wenn
ich Zhnen dagegen diese Malz-"
„Schon gut," unterbrach der Lerr. „Geben Sie mir
zehn Pfund Milchbonbons!" Geha
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Als Onkel Ottokar Geburtstag hatte, bekam er außer
anderem von seinem Neffen Erich eine Gänsebrust und von
Tante Malchen einen Nollichinken, zwei Dinge, die sich sehr
ähnlich sehen. Tante Malchen behauptete, die Gänsebrust
hielte sich nicht länger, und die müßte er deshalb zuerst essen.
Dann setzte Onkel einen fabelhaften Punsch an und war
bald in jenem Stadium, das Kenner als Schwips anzu-
sprechen Pflegen.
Als nach zwölf sich seine Gäste verabschiedet hatten und
ein Knäuel von Verwandten sich im Lausgang zusammen-
ballte, bemerkte man trotz der vorgerückten Stunde schließ-
lich doch, daß Onkel Ottokar sehlte, um die Laustür auf-
zuschließen.
Neffe Erich opferte sich und stieg die drei Treppen wieder
hinauf. Oben fand er Onkel Ottokar in der Wohnung auf
dem Fußboden kauernd und abwechselnd zwei Gegenstände
über den Linoleumbelag des Korridors kugelnd. Dann stand
er auf, ,holte sie wieder und begann das Spiel von neuem.
Nachdem Erich eine Weile diesem irren Treiben zu-
gesehen hatte, sagte er:
„Aber Onkel, wir warten alle auf dich! Was machst
du denn da?"
„Moment," sagte Ottokar ganz vertieft, „Moment, ich
muß erst rauskriegen, welches am besten rollt. Das muß
der Rollschinken sein." A. W.
Die L, I. Z. Zeitung in Irgendwo konnte so gar nicht
das Znterefse irgend eines Leserkreises finden. Sie wurde
und wurde nicht abonniert, wurde und wurde nicht gekaust.
Der Redakteure bemächtlgte sich eine gelinde Ver-
zweiflung.
Da kam eine Nacbricht auf den Nedaktionstisch ge-
flogen, eine ganz nette Nachricht. Aber gleichzeitig die drin-
gende und gewichtige Mahnung von einflußreicher Seite, daß
diese Nachricht nicht in die Oeffentlichkeit dringen dürfe!
„Na also" — meinte einer von den gelinde Verzwei-
selten — „dann können wir sie doch ruhig drucken!" F. K.
Milchbonbons
Ein Lerr trat in das Geschäft, über dessen Schaufenster
in großen Lettern die anlockende Branchebezeichnung „Süße
Sachen" prangte, und wünschte Bonbons zu kaufen. Eine
größere Menge. Denn seine Frau nutsche den ganzen Tag
Bonbons. And man möchte ihm mal was vorlegen.
Man legte vor. Der liebenswürdige Gatte verweilte
vor einer Schüffel mit braunen, papierumwickelten Würfeln.
„Milchbonbons, mein Lerr!" definierte der Verkäufer.
„Sehr gut. Sogar sehr nahrhaft. Allerdings — wenn Zhre
Frau Gemahlin sehr viel Bonbons zu genießen pflegt . . .
Diese Milchbonbons haben nämlich einen Fehler, sie setzen
sich leicht zwischen den Zähnen fest und sind sehr — wie
soll ich sagen — sehr klebrig. Bei Anterhaltungen wirkt das
recht störend. Man kriegt die Zähne buchstäblich nicht wieder
auseinander. Es sind richtiggehende Schweigebonbons.Wenn
ich Zhnen dagegen diese Malz-"
„Schon gut," unterbrach der Lerr. „Geben Sie mir
zehn Pfund Milchbonbons!" Geha
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