Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Professor Matratzenbezugs Kreuzungen

„Ich kann diese langen Sitzungen nicht vertragen," sagte
ich, „ick werde heute nacht nicht schlafen können."

„Wissen Sie was? Kommen Sie mit zu mir! Ich
arbeite stets nachts. Wir lönnren uns ein wenig unterhalten.
Sie äußerten Verftändnis für meine Anschauungen, und wenn
Sie wollen, kann ich Ihnen etwas von meinen Sammlungcn
zeigen."

Ich ging mit.

Es war ein bißchen unheimlich in dem dichten Park,
und das Aussehen meines Gastgebers trug nicht dazu bei,
ein leise aussteigendes Grauen zu verscheuchen. „Wir stnd
dal" sagte Matratzenbezug und machte Lalt. Ich wunderte
mich, denn wir ftanden vor einer dichten Lecke von hohen
Gewäcksen, in der einige Dienftmannsmützen hingen. Von
einer Türe war nichts zu sehen.

,>Einen Augenblick," sagte der Professor, „ich muß meinen
Portier erft zur Rafton bringen. Der Bengel schläft wieder,
und wir können so nicht hinein." Er hieb mit seinem Srock
an die starlen Arme des Schlinggewächses, es rückte beiseite,
und wir traten durch eine ganz normale Tür in ein seltsam
ausgestattetes Vestibül.

„Wundern Sie sich nicht und erschrecken Sie vor nichts,"
sagte der Besitzer, „ich habe gehört, wie Ihnen die Frau

Bankier Kniegelenk eine Warnung zuflüsterte. Die Leute
haben keine Ahnung. Bitte, kommen Sie hier herein. Wir
machen einen Mokka, und ich erzähle Ihnen von meinen
Arbeiten."

Wir traten in ein beh.ngliches und ganz normal ein-
gerichtetes Zimmer, in dem nichts außergewöhnliches zu
bemerken war.

Matratzenbezug bereitete einen exzellenten Mokka und
setzte sich mir gegenüber.

„Ich habe Ihr Vefremden bemerkt," sagte er freundlich,
„als wir zur Türe hereinkamen. Sie sind vor August, meiner
Portierpflanze, erschrocken. Ohne Grund, mein Bester! Es ist
eine harmlose Liane aus den Wäldern des Kongo, die bei
mir den Dienst treu und gewissenhaft versieht."

Mich riß es vom Sitz hoch. Latte ich mit einem Irren
zu tun? „Eine Portierpflanze?" schrie ich. „Was ist das?
So was gibt es nichtl"

„Keine Aufregung, Teurer," besänftigte Matratzenbezug,
„Sie sollen alles der Neihe nach hören. Zch pflege sonst
nichl darüber zu sprechen, aber wenn Sie es vorziehen, morgen
wieder zu kommen-"

„Nem, nein," schämte ich mich, „ich bleibe."

„Ia, eine Portierpflanze," sagte der Professor gedanken-
voll. „Ich hätte es vor zwanzig Iahren selbst nicht geglaubt,

AbweHslung — „Den ganzen Vormittag du im Liegestuhl und Alfred auf der Bank, wird euch das nicht langweilig?"

— „Doch — — Nachmittag legt sich Alfred auf den Stuhl, und ich setze mich auf die Bank."

1ö7
 
Annotationen