Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Minchkns jchündlicheS >Lageduch

Boten herum und ließ ankündigen, die Oesen wären in
Anordnung geraten, der Saal könnte nicht geheizt werden,
und das Fest mllßte leider verschoben werden. Welch ein
Diplomat war doch dieser Mann! Schade, daß er ein Gast-
wirtwar; er hätte einen ganz anderen Platz ausfüllen können.

Das erste hoffnungskllndende Blau am dllster umwölk-
ten Äimmel des Mirchauer Gesellschaftslebens zeigte sich
endlich an einem Stammtisch. An Stammtischen werden ja
oft Möglichkeiten zu wunderbaren Rettungen entdeckt. Der
Stammtisch befand sich im „Gasthof zum alten Ziethen." Zn
den Tagen nach der Katastrophe blieb er einsam. Nur Bau-
meister Roggentien fand stch ein und trank eine Flasche
Wein. Erstens, weil er auf die ganze Geschichte pfiff, und
zweitens, weil er nicht zu Äause sitzen mochte, denn seine
Frau redete zu viel von ihrem Schwiegersohn Max Schlutius
und dessen Eltern. Als Baumeister Noggentien gegen Ende
der Woche fand, daß er nun lange genug allein gesessen
hätte, machte er sich an einige der anderen Äerren heran
und erklärte rundheraus: „So geht das nicht! Äeute sehen
wir uns hin und reden llber die Geschichte."

Man kam also zusammen, aber über die Geschichte ge-
redet wurde zunächst doch nicht, — keiner hatte Lust, davon
anzusangen. Schließlich schlug Baumeister Roggentien auf
den Tisch und sagte: „Also, — so was Verrllcktes ist doch
noch nicht dagewesen!" ein Satz, der um den Tisch herum
undeutlich nachgemurmelt wurde. Dann aber sprang Sani-
tätsrat Lagemann auf und erklärte: „Die Lerren mllssen
mich entschuldigen; ich bin sehr beschästigt, — und zwar
grade wegen der bekannten, von uns noch nicht erörterten
Angelegenheit. Zch habe jenes sogenannte Tagebuch genau
geprllft; aus der Art dieser Aufzeichnungen sowie auch aus
seinerzeitigen Beobachlungen an dem mir ja gut bekannt
gewesenen Fräulein Stübke glaube ich, da ich auf dem Ge-
biet der Psychiatrie einigermaßen bewandert bin, einen
Schluß ziehen zu dllrfen, der diese unangenehme Sache in
einem ganz anderen Licht erscheinen läßt. Zch werde Zhnen
Näheres mitteilen." —

Der Sanitätsrat hatte gelogen. Er war gar nicht von
seibst auf diesen Weg geraten; das Mort des Baumeisters
Roggentien: „So etwas Verrllcktes l" hatte ihn darauf ge-
führt. Aber er beschritt ihn, er lies sogar förmlich darauf,
und nach zwei Tagen — so lange mußte er anstandshalber
doch warten — konnte er den von ihm zusqmmengerufenen
Interessenten eine Mitteilung machen, die dann wieder diese,
in den„MirchauerAnzeiger" lancierte Notiz zur Folge hatte:
„Eine ganze Reihe Familien unserer Stadt sind durch hin-

terlassene Aufzeichnungen einer bei ihnen zeitweilig beschäf-
tigt gewesenen, kllrzlich verstorbenen Person in letzter Zeit
in ünruhe versetzt worden. Ermittelungen haben ergeben,
daß es sich bei diesen Machenschaften um das Werk einer
bedauernswerten Geistesgestörten gehandelt hat." —

Das Fest in der „Larmonie" konnte stattfinden. Es war
das schönste Fest, das sie je erlebt hatte. Nie hatte in der
„Äarmonie" wie an diesem Abend so viel Larmonie ge-
herrscht, solch herzliches Einvernehmen, solch reizender Ton.
Nur Nechtsanwalt Dr. Groneberg und Frau befanden sich
etwas unbehaglich dabei; sie wurden allgeniein kllhl behan-
delt. And mit Recht. Denn da Minchens Tagebuch von
Dr.Groneberg und seiner Frau nur Gutes, von allen andern
aber Böses berichtet, das Böse aber, wie nachgewiesen
worden war — durch Sanitätsrat Dr. Lagemann nämlich

— nur in der Einbildung einer Verrllckten bestanden hatte,
mußte es eben mit dem Guten auch nicht gestimmthaben und
in dieser Beziehung wohl grade das Gegenteil zutreffen.
Der Rechtsanwalt Dr. Groneberg und seine Frau, —
die waren also die Bösen, die Schlimmen, die Niederträch-
tigen. Das war doch klar; jeder Vernllnftige mußte es
einsehen.

Politik im Theater

— „So 'ne Oper ist wie der Kamps der Parteien: die
Solisten singen manchmal richtig und manchmal falsch, aber
der Chor singt alles nach!"

Eine Mozart-Gesellschaft

In New ZZork gibt es eine „Mozart-Gesellschaft", die
jedes Zahr ein großes Kostllmfest in dem bekannten „Äotel
Astor" veranstaltet. Diesmal ist dabei das Äauptstück des
Programms eine „Reise um die Welt" gewesen, wobei die
verschiedenen Länder durch einzelne Damengruppen dar-
gestellt wurden. Vertreten waren alle möglichen Länder, so-
gar China und das den Amerikanern doch wenig sympathischc
Zapan,— nur Deutschland und Oesterreich wurden ignoriert.

Mit dieser kleinen Demonstration hat die „Mozart-Ge-
sellschast" aber doch nicht die Tatsache aus der Welt schaffen
können, daß Mozart ein deutscher Komponist und sein engeres
Vaterland Oesterreich gewesen ist. Aber vielleicht weiß sie das
gar nicht einmal.

Die musikalischen Darbietungen bei diesem schönen Feste
der „Mozart-Gesellschaft" wurden llbrigens von einer vor-
zllglichen Iazzband geliefert. -on.

In dleser Zell müssen Gie besonder<
auf der Hut seln, müssen wlssen, wle
Ele sich vor Übervorteilung, vor
Echädlgung Zhrer Habe und Zhrer
Gesundheit schllhen können. Machen
Ele stch dle Srfahrungen elnes Iach-

mannes zu Nuhe und lesen Sle die fünf erprobten

Lehrbücher zur vollen
Oetekliv - Ausbildung.

Ausfllhrllcher Wegwelser für jeden, der slch im !w
teressantesten Berufe der Gegenwart ausbltden will.
Zelgt dle Tätigteit des Detettivs bel Tag und Nacht.
- Echwiertge Srlundungen, Tricks und Knlffe. —
unausfäslige Nachforschungen über gewisse personen. — Aufklärung
verschwlegener Verhältnisse. —Aufsuchen verborgener Gegenstände.—
Gntlarvung von Dleben. — Handwerkszeug desDetektivs. —Geheim-
schristen. — Falschspleler. — Heiratsschwindler. — Handschristenkunde. —
ver Lerufsdetektlv findet ebensovlelNeues, Spannendes, Werlvolles
wle der Amateur, ver stch schühen oder rächen wikl. Äesteklen Ste
das Ztelllge Sammelwerk „Detektivausbildung" für M. 4.W postsr.

Disher S8000 Stück verkauftl

Buchversand Gulenberg, Oresden--L)t 315.

ür. UiiIIes'5 kruieliiriiim
I>re5ilea-I.o,ctnsitr

8e!»rM-Ilur


erhält jeder Musikfreund

Scrng u. T<lnng
Älinnnnch

enthalteud dasVerzeichnisvon ca.
900 der beliebtesteu MusikstUcke
durch

Max Ibscher

München, Lindwurmstraße Nr. 71.
Telefon 52 459

Zpreckappsrats


L damp.

lilinFentlie'. 82. dlr. 544.

10 Uimiten täßliclr

vsr8tönckiicii.6s8tellsn8ie nock lisuts sin probe-Vierte>jL>u(3Ickefts).
ckecks Lpracbs nur lVIIe. 1.50, blscbnabme lVlk. 1.70. Prods8sitsn krsi.

?ÄU8tian8 IiN8tiß6
8prsek26it8ckrikt

Inssi-LhsnLlinnbrllo: Nuäolk /Vko^se, /Viillonnllll-Ißxpollitillll

187
 
Annotationen