Nurnmelplah " „Wird heul' 'n faules Geschäst, ich werd' meine Lebkuchen auf
'm Äalse behalteu."
— „Ia, ich werd' meine,Blicke in die ZukunfL auch nicht loswerden."
— „Bei Zhnen is das nich' so schlimm, Frau Spillicke. Meine
Lebkuchen werden schlecht, aber die Zukunst hält sich unbegrenzt."
Die geschenkten drei Minuten
begütertes Äaus, mein Äerr — steckte mir zweitausend Mark
in die Tasche, und ich suhr nach dem SOden.-Ia, wenn
ich bitten dars!"
Der fremde Mann hatte sein Glas geleert und ließ es
wieder süllen. „Nizza ist eine schöne Stadt und die ganze
sogenannte Azurküsie überhaupt herrlich. Monte Carlo liegt
dort auch, aber ich hatte meiner Mama versprechen müssen,
es nicht zu besuchen; es würde meinen Nerven nicht gut
tun, hatte sie gemeint. Ich hielt das Versprechcn, — Glücks-
spiele hatten auch nie Reiz für mich gehabt. Dafür fuhr ich
dann nach der anderen Seite, nach Marseille, setzte mich
aus einen Dampser der Compagnie Touache und ließ mich
nach Tunis bringen. Die Reise kratzte mich so angenehm
auf, daß ich mein Vorhaben, mir den Kognak abzugewöhnen,
wirklich durchführen konnte. Nahe bei Tunis liegen die
Ruinen Karthagos, die ich mit Interesse und Teilnahme
besichtigte, denn mir waren auf der Schule aus Wider-
spruchsgeist gegen die Lehrkräfte die Punier recht sympathisch
gewesen, und der so hundsgemein ausgenutzte Sieg der
Römer hatte mir nie gefallen. Von jener Geschichte ist ja
nur die Darstellung der Sieger erhalten geblieben, und wenn
man wüßte, wie eigentlich — aber nein, das würde mich
zu weit sühren. Von Tunis begab ich mich dann, unr die
Nase noch mehr in den ganz richtigen Orient zu stecken,
nach Kairuan, zusammen mit einem Reisebekannten, an den
ich schon auf dem Schiff geraten war. Rainul hieß der Mann.
Aus Bukareft war er, hatte aber, wie er sagte, in Deutsch-
200
land studiert. Besonders lieb war er mir nicht, aber er im-
ponierte mir jungem, zum ersten Male losgelassenen Dachse
durch seine Gewandtheit und Weltläufigkeit, aus der manchmal
sreilich bedenkliche Eigenschaften hervorschimmerten, die einem
mehr Kundigen den echten Nasta verraten hätten. Ich fühlte
mich als Grünschnabel neben ihm, war geehrt durch seine Lie-
benswürdigkeit und dachte, mancherlei profitieren zu können.
Also Kairuan! Wie gesagt: es war im Iahre 1889.
Erst seit acht Iahren war Kairuan damals zugänglich; vor-
her hatte kein Angläubiger diese heilige Stadt der Moham-
medaner betreten dürfen. Sie müssen wissen, daß Kairuan
dem Islam als eine der vier Psorlen des Paradieses gilt-
Es ist eine tleine Stadt, aber sie hat achtzig Moscheen, vor-
an mit ihren vierhundertzwanzig römischen Säulen die herr-
liche Okbamoschee, dem Andenken des Gründers der Stadt
geweiht, des Okba ben Nasir. Noch höher geschätzt von den
Gläubigen wird allerdings die Barbiermoschee, in der Abu
Zemma el Belui begraben liegen soll, jener Barbier, dem die
Gnade zuteil ward, das Laupt des Propheten zu rasieren.
Seine Gebeine liegen übrigens nicht dort, aber das tut nichts.
Ls gab viel zu sehen in der heiligen Stadt. Aber ich
spürte es bald: die wesentlichen Dinge waren dem Europäer
doch verborgen, und nur ein unbehagliches Ahnen überkam
einen manchmal, wenn irgend so ein ergrauter Fanatiker
unter seinem Turban hervor den Fremden mit einem ge-
lassenen Lächeln — man wußte nie, ob nicht Lohn darin
lag — anschaute wie einen armseligen Anwissenden. So
einer war auch der uralte Salah ben Mohamed, der in einem
'm Äalse behalteu."
— „Ia, ich werd' meine,Blicke in die ZukunfL auch nicht loswerden."
— „Bei Zhnen is das nich' so schlimm, Frau Spillicke. Meine
Lebkuchen werden schlecht, aber die Zukunst hält sich unbegrenzt."
Die geschenkten drei Minuten
begütertes Äaus, mein Äerr — steckte mir zweitausend Mark
in die Tasche, und ich suhr nach dem SOden.-Ia, wenn
ich bitten dars!"
Der fremde Mann hatte sein Glas geleert und ließ es
wieder süllen. „Nizza ist eine schöne Stadt und die ganze
sogenannte Azurküsie überhaupt herrlich. Monte Carlo liegt
dort auch, aber ich hatte meiner Mama versprechen müssen,
es nicht zu besuchen; es würde meinen Nerven nicht gut
tun, hatte sie gemeint. Ich hielt das Versprechcn, — Glücks-
spiele hatten auch nie Reiz für mich gehabt. Dafür fuhr ich
dann nach der anderen Seite, nach Marseille, setzte mich
aus einen Dampser der Compagnie Touache und ließ mich
nach Tunis bringen. Die Reise kratzte mich so angenehm
auf, daß ich mein Vorhaben, mir den Kognak abzugewöhnen,
wirklich durchführen konnte. Nahe bei Tunis liegen die
Ruinen Karthagos, die ich mit Interesse und Teilnahme
besichtigte, denn mir waren auf der Schule aus Wider-
spruchsgeist gegen die Lehrkräfte die Punier recht sympathisch
gewesen, und der so hundsgemein ausgenutzte Sieg der
Römer hatte mir nie gefallen. Von jener Geschichte ist ja
nur die Darstellung der Sieger erhalten geblieben, und wenn
man wüßte, wie eigentlich — aber nein, das würde mich
zu weit sühren. Von Tunis begab ich mich dann, unr die
Nase noch mehr in den ganz richtigen Orient zu stecken,
nach Kairuan, zusammen mit einem Reisebekannten, an den
ich schon auf dem Schiff geraten war. Rainul hieß der Mann.
Aus Bukareft war er, hatte aber, wie er sagte, in Deutsch-
200
land studiert. Besonders lieb war er mir nicht, aber er im-
ponierte mir jungem, zum ersten Male losgelassenen Dachse
durch seine Gewandtheit und Weltläufigkeit, aus der manchmal
sreilich bedenkliche Eigenschaften hervorschimmerten, die einem
mehr Kundigen den echten Nasta verraten hätten. Ich fühlte
mich als Grünschnabel neben ihm, war geehrt durch seine Lie-
benswürdigkeit und dachte, mancherlei profitieren zu können.
Also Kairuan! Wie gesagt: es war im Iahre 1889.
Erst seit acht Iahren war Kairuan damals zugänglich; vor-
her hatte kein Angläubiger diese heilige Stadt der Moham-
medaner betreten dürfen. Sie müssen wissen, daß Kairuan
dem Islam als eine der vier Psorlen des Paradieses gilt-
Es ist eine tleine Stadt, aber sie hat achtzig Moscheen, vor-
an mit ihren vierhundertzwanzig römischen Säulen die herr-
liche Okbamoschee, dem Andenken des Gründers der Stadt
geweiht, des Okba ben Nasir. Noch höher geschätzt von den
Gläubigen wird allerdings die Barbiermoschee, in der Abu
Zemma el Belui begraben liegen soll, jener Barbier, dem die
Gnade zuteil ward, das Laupt des Propheten zu rasieren.
Seine Gebeine liegen übrigens nicht dort, aber das tut nichts.
Ls gab viel zu sehen in der heiligen Stadt. Aber ich
spürte es bald: die wesentlichen Dinge waren dem Europäer
doch verborgen, und nur ein unbehagliches Ahnen überkam
einen manchmal, wenn irgend so ein ergrauter Fanatiker
unter seinem Turban hervor den Fremden mit einem ge-
lassenen Lächeln — man wußte nie, ob nicht Lohn darin
lag — anschaute wie einen armseligen Anwissenden. So
einer war auch der uralte Salah ben Mohamed, der in einem