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Wie ToblaS Klückmann in die Anstalr retste
darüber empfand. Also den Zängler hatte es gepackt, grade
den Zängler, der von ihm, dem Tobias Klückmann, behauptet
hatte, daß er verrückt wäre. Ia, es gibt doch eine Ver-
geltung! Freilich, — die arme Frau und die kleinen Kinder,
init denen mußte man Mitleid haben. Am nächsten Tage
aber hatte er eine noch größere Lleberraschung. Da kam der
Schneider ganz vergnügt zu ihm in die Werkstatt und erzählte
ihm, es würde bald eine große Arbeit sür Klückmann geben,
ein bedeutendes Anternehmen, bei dem er viel Geld ver-
dienen würde. Am nichts geringeres handelte es sich, als
uin eine gewaltige Zentralanlage für alle Naucher Müsken-
burgs. Im Rathause sollte eine riesige Tabakpfeise aufge-
stellt und von ihr aus Leitungen in alle Wohnungen und
vorzüglich alle Kneipen geführt werden. Diese Anlage müßte
der Meister Klückmann schaffen; sie würde ihm was Ordent-
liches einbringen, besonders aber auch sür alle die Raucher
die vielen nötigen Mundstücke, die doch immer von Zeit zu
Zeit erneuert werden müßten. Der Plan wäre doch gewiß
vorzüglich, und alle vernünftigen Männer müßten ihm zu-
stimmen. Nur der Bürgermeister wäre dagegen, aber auf
den käme es nicht an; wenn er sich gegen eine so nützliche
Einrichtung sträubte, müßte er eben aus dem Wege geräumt
werden. — And dann erkundigte sich Zängler, ob Klückmann
ihm nicht von seinen Werkzeugen ein hübsch spitzes, recht
handliches Messer leihen könnte.

Tobias Klückmann lehnte es nicht rundweg ab, solch ein
Messer herzugeben, denn ihm fiel ein, daß man einem Ver-
rückten niemals geradezu widersprechen soll; — er sagte, er
müßte das Messer erst ordentlich scharf machen. Dann aber
lief er gleich zu Dr. Veerland und erzählte ihm die gräß-
liche Geschichte. Dr. Veerland nickte ernst. „Ich hab's Ihnen
ja schon gesagt, — nun ist es mit dem armen Kerl richtig so
weit. Aber wie bringen wir ihn nach Poggenstedt? Denken
Sie: die Kosten, wenn ich erst ein paar Wärter aus der
Anstalt kommen lasse! And Zeit dürsen wir doch auch nicht
verlieren, — gleich morgen müssen wir ihn hinschaffen. Das
Beste wäre, wenn sich hier in Müskenburg ein zuverlässiger,
starker Mann- sände-—"

„Ich übernehm's, Lerr Doktor!" sagte Klückmann ent-
schlossen. „Wenn's not tut, - ich trag' ihn wie ein kleines
Kind."

„Nun, so schlimm wird's wohl nicht werden. Aber wollen
Sie das wirklich, Meister? Es ist keine angenehme An-
gelegenheit."

„Man muß doch seine Pflicht tun als Mitbürger, Lerr
Doktor!" Tobias Klückmann kam sich sehr wichtig vor.
Dr. Veerland reichte ihm die Land, und die Sache war
abgemacht.

Am nächsten Morgen, eine halbe Stunde, ehe die Post
abging, hatte Dr. Veerland eine ernste Anterhaltung mit
Schneidermeister Zängler, und Tobias Klückmann saß dabei
und paßte auf. Er wäre krank, ernstlich krank, sagte Dr. Veer-
land dem Meister Zängler, und wenn er selber das auch
nicht wüßte, so sollte er es nur ihm, dem Arzte, glauben
und sich daraus verlassen. In eine gute Kur müßte er ge-
nommen werden, an einem Orte, wo man sich aus so etwas
verstände, und ihn dorthin zu bringen, — das hätte der
gute Meister Klückmann übernommen, und diesem sollte er
ganz artig und ruhig folgen. Der Schneider tat erst, als
ob er keine rechte Lust hätte, auf Reisen zu gehen, aber auf
weiteres Zureden wurde er nachgiebig, flennte ein bißchen
und bedankte sich dann wie ein gutes Kind im Voraus bei
Tobias Klückmann für alle Mühe, worauf er gesittet mit
ihm nach dem Posthause wanderte. Im Postwagen lachte
er sreilich bei der Absahrt etwas unbändig, so daß Klück-
mann schon Sorge bekam, er würde unbotmäßig werden,
aber dann nahm er sich zusammen und unterhielt stch durch-
aus verständig mit seinem Begleiter, der darüber recht er-
sreut war.

Nachher aber, in der Eisenbahn, brach doch einige Ver-
rücktheit bei ihm aus, doch in einer Art, die Tobias Klllck-
mann eher belustigte, als daß sie ihn zu Zwangsmaßregeln
genötigt hätte. Die beiden kamen in einem Abteil mit drei
Äandlungsreisenden zusammen, und einer von diesen war
dem Schneidermeister Zängler wohlbekannt. Er hieß Stieg-
litz, reiste in Manusakturwaren und hatte Zängler einmal
Tuch geliefert, das sich nachher als ganz miserabel heraus-
gestellt hatte. Zängler hatte es nicht bezahlen wollen, aber
Stieglitz hatte die Sache so geschickt gedreht, daß dem
Schneider alles Protestieren nichts geholfen hatte. Natür-
lich grinste er jetzt. Wenn Zängler nicht hätte bezahlen müssen,
wäre Stieglitz höflicher gewesen, — so sind solche Leute eben.

Stieglitz grinste also, er grinste sogar srech und unver-
schämt. Aber er wünschte gleich darauf, es nicht getan zu
haben. Denn welche Antwort bekam er? Zängler haute ihm
eine Ohrfeige herunter, eine knallende Ohrfeige, und sprach:
„Sehen Sie, meine Lerren, — das ist der größte Gauner,
den Sie stch denken können! Ein Schwindler und Betrüger
ist er, ein niederträchtiger Lump. And jetzt reist er wieder
im Lande umher, die Leute anzuschmieren."

Stieglitz raste; er wollte alle Anwesenden als Zeugen
dieserso überraschenden tätlichen und wörtlichen Beleidigung
anrusen, aber Tobias Klückmann flüsterte ihm zu: „Seien
Sie ruhig, widersprechen Sie nicht! Er ist auf dem Wege
nach Poggenstedt, — ich bringe ihn in die Irrenanstalt."

Nun schwieg Stieglitz natürlich, aber Zängler schwieg
nicht. Mit großer Beredsamkeit schilderte er die ungeheure

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