— „Seit wann is denn der Loisl gar so rauflustig?" — „Seit ihm
der neue Bader 5°/o von seiner Sonntagseinnahme versprochen hat!"
ErhöhLe Begeisterung
Die Hallig
Poetter ist ein lieber Mensch und hat ein mitsühlendes
Lerz. Wie der Mann mit anderen leiden oder sich freuen tann,
selbst wenn es wahrhaslig sehr überflüssig ist,-wirk-
lich, er geht doch etwas zu weit darin; so gar keine Selb-
ständigkeit des Gemüts darf man schließlich auch nicht haben.
Als Zeuge vor Gericht dürfte er niemals in Betracht kommen,
und bei Wahlen kann er nicht mitmachen; da zieht er sich
schon immer, wenn die Propaganda der Parteien beginnt,
ganz von der Ausienwelt zurllck, weil ihn sonst der Wider-
streit zerreißen würde. So also ist Poetter.
Neulich saß ich mit Poetter
im Kaffeehause. Mir war nicht
ganz gut, und deshalb trank
ich schwarzen Kaffee und drei
Magenschnäpse, und Poetter
tat das auch, aus seinem An-
schlußbedürsnis. DakamZwieb-
ling an, — nur grade auf einen
Sprung, denn er hatte es eilig,
weil er aufs Land fahren wollte.
„Ia, ich muß mal wieder fort,"
erklärte er. „Von Zeit zu Zeit
wird mir die Stadt ganz un-
erträglich, Mietskasernen, As-
phalt, Menschengewimmel,
Kinotheater, Bierpaläste, Au-
tomobile, Trambahngeklingel
— — pfui Teufell Einsamkeit
brauche ich, eine stille Äütte,
Nuhe und Frieden zwischen
Wiesen und Wäldern."
„Ach ja, da habenSie wohl
recht," sagte Poetter und fing
an, sehnsüchtig auszusehen.
114
„Wissen Sie, was ich am liebsten möchte?" fuhr Zwieb"
ling sort. „Aus einer Lallig möchte ich wohnen." (Zwieb-
ling hatte vielleicht eben etwas Entsprechendes von Storm
gelesen.) „Das muß das Zdeale sein."
„Ia sreilich!" rief Poetter und bekain glänzende Augen.
„Da wäre man doch wirklich sicher vorm Lärm der Welt,
da könnte man sich auf sich selbst besinnen, da würden die
armen, gequälten Nerven Erholung finden."
„Äerrlich müßte das sein!" brach Poetter aus und war
entzückt.
Zwiebling sreute sich über diese Zustimmung. „Wahr-
haftig, wenn ich mal so weit
kommen sollte, daß ich nicht
mehr zu verdienen brauche, —
da machte ich, daß ich fortkäme,
da zöge ich bestimmt auf eine
Lallig."
„Ich auch, aber ganz ge-
wiß!" sprach Poetter mit gro-
ßer Entschlossenheit. Zwiebling
drückte ihm anerkennend die
Lrand und zog dann wieder ab.
Poetter dachte ein bißchen
nach. Dann wandte er sich zu
mir. „Ia, er hat wirklich recht.
Aber sagen Sie mal: was ist
das eigentlich, eine Äallig?"
— on.
8! 8!
— „Ich muß Ihrem Manne
reizlose Kost verordnen, Frau
Müller." — „Dann vergessen
Sie aber die reizlose Köchin
nicht!"
der römischen Legionäre!" — „Ach
ja — was sür stattliche Menschen
das damals doch gewesen sind!"
der neue Bader 5°/o von seiner Sonntagseinnahme versprochen hat!"
ErhöhLe Begeisterung
Die Hallig
Poetter ist ein lieber Mensch und hat ein mitsühlendes
Lerz. Wie der Mann mit anderen leiden oder sich freuen tann,
selbst wenn es wahrhaslig sehr überflüssig ist,-wirk-
lich, er geht doch etwas zu weit darin; so gar keine Selb-
ständigkeit des Gemüts darf man schließlich auch nicht haben.
Als Zeuge vor Gericht dürfte er niemals in Betracht kommen,
und bei Wahlen kann er nicht mitmachen; da zieht er sich
schon immer, wenn die Propaganda der Parteien beginnt,
ganz von der Ausienwelt zurllck, weil ihn sonst der Wider-
streit zerreißen würde. So also ist Poetter.
Neulich saß ich mit Poetter
im Kaffeehause. Mir war nicht
ganz gut, und deshalb trank
ich schwarzen Kaffee und drei
Magenschnäpse, und Poetter
tat das auch, aus seinem An-
schlußbedürsnis. DakamZwieb-
ling an, — nur grade auf einen
Sprung, denn er hatte es eilig,
weil er aufs Land fahren wollte.
„Ia, ich muß mal wieder fort,"
erklärte er. „Von Zeit zu Zeit
wird mir die Stadt ganz un-
erträglich, Mietskasernen, As-
phalt, Menschengewimmel,
Kinotheater, Bierpaläste, Au-
tomobile, Trambahngeklingel
— — pfui Teufell Einsamkeit
brauche ich, eine stille Äütte,
Nuhe und Frieden zwischen
Wiesen und Wäldern."
„Ach ja, da habenSie wohl
recht," sagte Poetter und fing
an, sehnsüchtig auszusehen.
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„Wissen Sie, was ich am liebsten möchte?" fuhr Zwieb"
ling sort. „Aus einer Lallig möchte ich wohnen." (Zwieb-
ling hatte vielleicht eben etwas Entsprechendes von Storm
gelesen.) „Das muß das Zdeale sein."
„Ia sreilich!" rief Poetter und bekain glänzende Augen.
„Da wäre man doch wirklich sicher vorm Lärm der Welt,
da könnte man sich auf sich selbst besinnen, da würden die
armen, gequälten Nerven Erholung finden."
„Äerrlich müßte das sein!" brach Poetter aus und war
entzückt.
Zwiebling sreute sich über diese Zustimmung. „Wahr-
haftig, wenn ich mal so weit
kommen sollte, daß ich nicht
mehr zu verdienen brauche, —
da machte ich, daß ich fortkäme,
da zöge ich bestimmt auf eine
Lallig."
„Ich auch, aber ganz ge-
wiß!" sprach Poetter mit gro-
ßer Entschlossenheit. Zwiebling
drückte ihm anerkennend die
Lrand und zog dann wieder ab.
Poetter dachte ein bißchen
nach. Dann wandte er sich zu
mir. „Ia, er hat wirklich recht.
Aber sagen Sie mal: was ist
das eigentlich, eine Äallig?"
— on.
8! 8!
— „Ich muß Ihrem Manne
reizlose Kost verordnen, Frau
Müller." — „Dann vergessen
Sie aber die reizlose Köchin
nicht!"
der römischen Legionäre!" — „Ach
ja — was sür stattliche Menschen
das damals doch gewesen sind!"