Der steise Lals
Wie gern wäre ich jetzt hocherhobenen Kopfes weiter-
gegangen! So aber durfte ich mir nur ein triumphierendes
Lächeln gestatten.
Llnd plötzlich sah ich eine junge, sehr hllbsche Dame mir
entgegenkommen, die unter diesem Lächeln sanft errötete.
Diskret wollte ich den Blick wenden, aber es gelang eben-
sowenig wie vorher. And schon hielten sich unsere Augen
gefangen — diejunge Dame schien völlig gebannt von meinem
sieghaften Blick. Gesenkten Kopfes wollte sie an mir vorllber-
eilen —: aber gerade diese Kopfhaltung machte ihren Blick
noch bezaubernder. Wie unter magischem Einfluß verlang-
samte sich ihr Gang —: selbst wenn ich nicht gewollt hätte,
hätte ich nun den Bann durch ein rasches Wort lösen müssen
-und ich fllhlte, daß sie mir dafllr gegen ihren eigent-
lichen Willen dankbar war. Wie ein Wunder war es: binnen
einer Minute sprachen wir miteinander wie zwei heimlich
Verschworene. And als sie mit ängstlichem Seitenblick zu
einem der hohen Ääuser zu raschem Abschied drängte, nannte
sie mir nach kurzem Zögern den Namen eines kleinen vor-
nehmen Nestaurants als Treffpunkt fllr den Abend.
Als sie enteilte, hätte ich beinahe alles durch einen
wllsten Schmerzensschrei verdorben, denn ich hatte versucht,
ihr nachzusehen. Aber bald schien mir die schief gesenkte
Kopfhaltung dennoch meinem Zustand sehr angemessen. Ge-
wiß — ich konnte blendend srische Wäsche anziehen —: aber
meine Barschaft hätte kaum gelangt, meine neue Freundin
zur Trambahnfahrt nach Äause einzuladen-
Löhnisch lockten da von der breiten Plakatwand die tausend
Anpreisungen und Vergnügungen, die ein Mann mit Geld
einer jungen Dame bieten konnte: Theater, VariLtLs, Kinos,
Tanzdielen-ach! Neben mir stand ein Mann, der sich
in ähnlicher Lage zu befinden schien: scheu glitten seine
Augen über die bunten schreienden Papiere und die grellen
Lettern.
-Du Armer! dachte ich in geteiltem Mitleid mit ihm
und mir. Brüderlich wollte ich ihm zunicken — als ich mei-
nes steisen Lalses gedachte. Plötzlich zuckte er zusammen
und sah mich scheu an. Die Angst eines gehetzten Tieres lag
in seinen Augen. Dennoch beneidete ich ihn, denn er konnte
den Kopf tief in die SchUltern stecken.
„Wir verstehen uns," sagte ich lächelnd. Aber die Starr-
heit meines schiefen Blickes mußte ihn erschreckt haben—:
er erblaßte.
„Zeder Widerstand ist nutzlos," sagte ich, indem ich an
die Kämpfe der letzten Woche dachte, in denen ich versucht
hatte, mich gegen mein trllbes Schicksal aufzubäumen, „man
muß sich fügen."
In diesein Augenblick sllhlte ich Kribbeln in der Nase,
das ein die Erkältung lösendes Niesen anzuzeigen schien,
und griff rasch nach dem Tasckenkuch.
„Lassen Sie nur," sagte der Mann dumpf, „mir kann's
gleich sein, wer sich die Belohnung da verdient—" Dabei
wies er mit raschem Kopsnicken aus eine Stelle der Plakat-
wand. And wieder las ich:
„Anterschlagung" und: „5000 Mark Belohnung!"
Zetzt erst bemerkte ich, daß der Mann mir beide Lände
hinhielt, um sich die Landschellen anlegen zu lassen. Ich
war noch ganz verblllfft, als ein Schutzmann hinzutrat.
„Aha, der Lerr selbst ist zu sein dazu!" grinste der
Mann in verzerrtem Lohn. „Also bitte!" And hielt nun
dem Schutzmann die Lände hin.
„Ich überliefere Ihneir hiermit den gesuchten Betrnger!"
sagte ich kalt. Eine Stunde spätei llberreichte man mir
die wohlverdienten sllnftausend Mark.
-Das Angebot eines Filmregisseurs, der mich kurz
darauf meines grotesken Gesichtsausdrucks wegen ohne wei-
teres engagieren wollte, nahm ich nicht an, zumal sich —
als ich mich zu einemfeudalen Frllhstllck niederließ — ein fast
vergessener Iugendbekannter ani Nebentisch unterdem Zwang
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dert Stoffwechsel rr Verdauung.
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Wie gern wäre ich jetzt hocherhobenen Kopfes weiter-
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Lächeln gestatten.
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entgegenkommen, die unter diesem Lächeln sanft errötete.
Diskret wollte ich den Blick wenden, aber es gelang eben-
sowenig wie vorher. And schon hielten sich unsere Augen
gefangen — diejunge Dame schien völlig gebannt von meinem
sieghaften Blick. Gesenkten Kopfes wollte sie an mir vorllber-
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