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Grützfinks Linreise nach Italien

oder er will mir nicht glauben. Warten Sie: was hat er doch
gesagt? Nichtig: „fiion lo posso sspsre" hat er gesagt;
das könnte er nicht wissen. Er könnte sich doch nicht an jedes
Gesicht erinnern, meint er, — „<iu ogni kucciu". And wissen
Sie, was er dann noch ganz impertinent hinzugesetzt hat?

Ich hätte nicht-wie hat er doch gesagt? Ia: „unu

fscciu cosi intsrssLunts" hätte ich nicht. War das eine
Frechheit, oder war das keine Frechheit? Kein so'n interessan-
tes Gesicht hätte ich, daß man sich das merken könnte.

Da muß sich doch wohl jeder ärgern, dem sowas gesagt
wird. Ich ärgere mich also, ich boße mich, ich schimpfe.
„Das ist ja hier eine schöne Wirtschaft!" schimpfe ich, und
dann nehme ich mein bißchen Italienisch zusammen und über-
setze das dem Kerl. „Questo ä unu dsllu osteriu!" sage
ich. Aber das muß wohl nicht ganz richtig gewesen sein,
denn er sieht mich an, als ob ich verrückt geworden sei. Llnd
dann fährt auf einmal der Zug ab, der Zug nach Mailand,
in dem meine arme Frau sitzt, und der Apfelsinen- und
Maccaronibruder macht das Gitter an seiner Sperre zu
und verzieht sich, und ich stehe da, außerhalb Italiens, und
darf bloß hineinkucken.

Was war da zu machen? Gar nichts war da vorläufig
zu machen. Gewaltsam eindringen konnte ich doch nicht;
ich konnte doch nicht auf eigene Faust eine Invasion ver-
anstalten, die wäre ja sofort zurückgeschlagen worden. Ich
ging also zunächst einmal, um auf den Schreck einen Kog-
nak zu trinken, in die Restauration auf der Schweizer Seite
des Bahnhofs. Ein freundlicher deutsch-schweizerischer Kell-
ner brachte mir den Kognak, und der Kognak war gut, —
er verjagte nicht nur den Schreck, er brachte mich auch auf
eine Idee. Der Kellner scheint ein verständiger Mensch zu

sein, dachte ich mir; ein Kellner auf so einem Grenzbahn-

hof weiß in vielen verwickelten Dingen Bescheid-der

Kellner wird gefragt. Ich erzählte ihm also von meinem
Mißgeschick, und richtig: der Mann wußte Bescheid. „Aber
das ist ja ganz einfach, mein Lerr," sagte er. „Ihr Paß
ist in Ordnung; der einzige Mangel ist, daß Sie damit jetzt
nicht schon in Italien sind. Aber da kommen Sie auf ganz
leichte Weise hinein, — bloß hier nicht, denn hier sind Sie
den Leuten jetzt schon bekannt, die passen natürlich auf Sie
auf. Sie fahren einfach mit dem nächsten Zuge ein Stück-
chen zurück bis Giubiaseo und dann nach Locarno. Dauert
gar nicht lange. In Locarno sind ein paar Neisebüros, die
jeden Tag Fahrten mit Gesellschaftsautomobilen den See
entlang veranstalten, bis ins italienische Gebiet nach Pallan-
za. Da nehmen Sie sich einen Platz für solch eine Fahrt.
Paß brauchen Sie nicht vorzuweisen, da genügt eine
Tageserlaubnis für Aeberschreiten der Grenze, — die be-
sorgt Ihnen das Reisebüro, ist sogar im Fahrpreis einbe-
griffen. And wenn Sie einmal in Pallanza sind, dann sind
Sie ja drin in Italien und können weiter fahren, wohin
Sie wollen."

Äerrlich, was? Großartig! Ich hab' dem Kellner ein
ganz gehöriges Trinkgeld gegeben und alles so gemacht,
wie er mir's gesagt hatte. Ich bin nach Locarno gekommen,
grade noch zur Zeit, daß ich noch einen Platz für solch ein
Gesellschaftsauto auf den nächsten Tag bekam, hatte aus dem
Reisebüro bloß Name, Alter, Geburts- und Wohnort an-
zugeben, und die Sache war in Ordnung. Wundervoll habe
ich danach geschlafen, kann ich Ihnen sagen; es war mir
bloß ein bißchen peinlich, so ganz ohne Gepäck im Lotel
abzusteigen, — ich habe aber gesagt, es wäre unterwegs auf
der Bahn stecken geblieben. And dann bin ich richtig heute

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