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Grützfinks Einreise nach Italten

Morgen mit dem Auto hierher nach Pallanza abgefahren.
Sechzehn Personen waren drin, und fllr die alle zusammen
hatte der Chauffeur einen einzigen Passierschein; den zeigte
er hinter Brissago den Apfelsinen- und Maccaronibrlldern
vor, und dann durfte das Auto gleich weiter sahren. Na,
und nun bin ich hier; jetzt bin ich drin, und die Brüder
lönnen mir den Puckel runterrutschen. Aber nun kommt das
Lauptvergnügen. Gleich ist es fllnf Ahr; da soll das Auto
wieder absahren. Sehen Sie, da krabbeln die Leute schon
hinein. Aber ich bin nicht dabei; sie können ohne mich sah-
ren, — ich gondele nach Mailand, haha! Eine Wonne wird

mir das sein, wenn das Auto jetzt absährt, eine Wonne-

ja, bitte?"

Grllhfink wurde unterbrochen. Ein großer starker Mann
im Ledergewand des Chauffeurs war neben ihm aufgetaucht
und halte ein dringendes Anliegen. Der Mann sprach einen
harten deutsch-schweizerischen Dialekt, und deshalb verstand
ich nicht, ob er jetzt Grlltzfink oder Grützing sagte oder Klitzing
oder so ähnlich. Ich möchte mich aber doch, wie schon be-
merkt, fllr Grützfink entscheiden. „Bitte, Lerr Grlltzfink,"

sagte der Mann, „ich warte schon auf Sie-ich muß

pllnktlich abfahren."

Grlltzfink lächelte, er grinste sogar. „Fahren Sie nur,

mein Lieber," erklärte er. „Fahren Sie ohne mich-ich

will nicht mit."

Aber der Chauffeur schlltlelte energisch den Kopf. „Das

geht nicht, Lerr Grlltzfink; das ist ganz unmöglich-Sie

mllffen mit."

Grlltzfink staunte. „Erlauben Sie mal: das ist doch ganz
egal. Ich habe fllr Lin- und Rllckfahrt bezahlt, aber wenn
ich aus die Nllckfahrt verzichte, dann ist das doch meine
Sache, und Ihrer Gesellschast kann das doch am Ende so-
gar angenehm sein, — da wird vielleicht für eine Person
weniger Benzin verbraucht."

Der Chauffeur schüttelte den Kopf noch stärker. Er
holte ein bestempeltes Papier aus der Tasche. „Bitte, Äerr

Grlltzfink: hier habe ich einen Passierschein für 16 Per-
sonen, 9 Damen und 7 Lerren. And bei Brissago kontrol-
liert die italienische Grenzwache, ob das stimmt, und wenn
ich nicht 9 Damen und 7 Lerren wieder llber die Grenze
zu bringen habe, dann stimmt das nicht, dann lassen sie
mich nicht durch. Die größten Scherereien habe ich."

„Ach was, das ist mir ganz egal!" brummte Grützfink.
Er sah sich wild um; fast hatte es den Anschein, als wollte
er aufspringen und fliehen, in einem der winkeligen Gäß-
chen verschwinden, die sich in die Stadt hinaufziehen. Der
Chauffeur schien das auch zu denken; er nahm sich die Frei-
heit, eine sehr derbe, kräftige Land auf Grlltzfinks Schulter
zu legen, und mit der andern Land zeigte er auf die Warle-
halle am Landungssteg der Dampfschiffe, wo überflllssig viele
Polizeibeamte herumstanden. „Sie mllffen mitsahren, Lerr
Grützfink. Ich kann doch ihretwegen nicht die andern Lerr-
schaften in Verdrießlichkeiten bringen; die wllrden sich ja
gehörig beschweren, wenn ich heute Abend nicht mit
ihnen zurllckkomme. Ich wllrde ja meine Stelle verlieren.
Lerr Grützfink: wenn Sie also nicht mit wollen, muß
ich mich da an die Polizei wenden. And Zeit hab' ich auch
nicht mehr."

Grützfink war vernichtet. Er schaute nach Süden, wo
seine unglllckliche Gattin Lina seiner harrte; er schaute nach
Norden, wo er gewaltsam hingeschleppt werden sollte, und
in seine schauenden Augen trat, glaube ich, einiges salziges
Wasser. „Ich'Esel!" murmelte er. And das stimmte; Grlltz-
fink war wirklich ein Esel gewesen. Er hätte ja nicht nötig
gehabt, sich hier hinzusetzen, er hätte längst verschwunden
sein können. —

Aber nun half es nichts, und zwei Minuten späler
kletterte Grützfink, den der Chauffeur wie einen Gefangenen
llber den Platz geleitet hatte, in das Auto wie in einen
Karren, der ihn zur Guillotine führen sollte. And dann
fuhr das Auto ab, und Grlltzfink entschwand meinen Blicken.
Vielleicht irrt er heute noch an der italienisch-schweizerischen
Grenze umher.

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Ivioggonllos'fot'-Llälloi' f^t>. 1809. 27. ^UgU8l 1925. ^ekbLtän^. ^^e!Z7 Inlsrlisn ^^k^^ 'bli kiuclolf IVI0886, ^NN0N06N-^XP6tli1i0N.


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