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Vorübungen in der

blauen Grotte

Dr. Pinknas interessierte
stch als Psychologe für den
„Fall",wie er es beistch nannte.

Ieden Mittag beim Lunch an
kleinen Tischen in dem elegan-
ten Lotel sprang der junge
Mann vor dem dritten oder
vierten Gang auf, wurde blaß
und wankte hinaus. Dr. Pink-
nas witterte eine schwere Neu-
rose.

Einmal rannte er dem leicht-
füßigen Iüngling nach und
beflügelte seine Schritte, um
ihm aus den Fersen zu bleiben,
umsomehr, als der junge An-
glückliche von der Tafel eine
Gabel mitgenommen und sich
vom Portier starken Bind-
saden hatte reichen lassen. Dann
war er mit den dumpf gemur-
melten Worten: „Leute ver-
suche ich es!" losgestürzt. Dr. Pinknas atemlos hinterdrein.

Der jungeMann lies und lief, geradenwegs zu der um diese
sremdenarme Stunde verödeten blauen Grotte, mietete hastig
einen Kahn und verschwand. Dr. Pinknas ruderte vorsichtig,
um sich durch seine Nuderschläge nicht zu verraten, hinterdrein.

Im Dämmer der Grotte stand der junge Mann aufrecht
im Boot und hantierte bedrohlich mit dem Bindfaden und
der Gabel. Dr. Pinknas frohlockte.

„Nicht verzweiseln, junger Mann!" rief er, „tun Sie es
nicht! Ein Freund will Ihnen helfen."

„Wer sind Sie?" sragte der Selbstmordkandidat zurück.

„Ich bin Dr. Pinknas, Ihr Tischgegenüber."

„Was wollen Sie von mir? Lasten Sie mich! Sie können
mir nicht helfen!"

„Lieber Freund, ich habe schon vielen geholfen. Vertrauen
Sie sich mir an!"

„Aber verehrter Lerr, ich habe doch Gelegenheit gehabt,
Sie zu beobachten. Sie können es auch nicht."

„Was?" rief Dr. Pinknas zurück.

„Sie können ja selbst keine Spaghetti essenl" A. W.

Vererbung

— „Mein Schwiegervater war
Besitzer einer Rheederei!"

— „Aha, von dem hat Ihre
Frau wohl das viele Reden?"

ErsaH

— „Kellner, Sie haben mir
irrtümlicherweise ein Wurst-
brötchen statt eines Käsebröt-
chens gebracht!"

— „Wird umgetauscht!"

— „Ich hab's aber schon an-
gebissen!"

— „Macht nichts, es ist auch
noch 'n angebissenes Käsebröt-
chen da!"

Musik

Egon ist in der Tat sehr
musikalisch. Als neulich bei
Pianitzkys ein Fest war, machte
sich der Tollkühne anheischig,
an je zwei beliebig aus irgend einem Musikstück herausge-
griffenen Takten den Komponisten zu erkennen.

„Anmöglich! Ansinn! Wie wollen Sie das machen?"
schallte es ihm entgegen.

Frau Pianitzky begab sich ins Nebenzimmer an den Flügel.

Es war natllrlich Spaß, daß sie als erste Aufgabe die
beiden ersten Takte von Beethovens V. Symphonie wählte-
Aber dann kamen zwei Takte mitten heraus aus Bruckners
Romantischer, danach Geistertrio, Brahms Regensonate,
Schumanns Carneval, Schillings Mona Lisa, ja zuletzt als
Clou Schömbergs „Verklärte Nacht."

Egon löste alles. Er erkannte nicht nur den Komponisten,
sondern auch das Werk. Es war wirklich eine Leistung. Man
hörte Frau Pianitzky nach neuen Noten suchen.

In diesem Moment trat das neue Dienstmädchen Anni
mit einem voll beladenen Teebrett ins Nebenzimmer ein.
Sie rutschte aus dem blanken Parkett aus. Ein dumpfer
Prall, ein Krach, ein endloses Klirren.

Da sagte Egon sehr gelassen:

„Das ist entweder Lindemith oder Strawinski." A. W.

S, Ik.

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mit ?reisliste iVUc. 1.— (In Msrken).



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