(Tante Emma und die fleischfreffende Pflanze)
Bier und Boonekamp — es wär zum Lachen,
Wenn es nicht direkt zum Weinen wärl —
Goß das Scheusal sich in seinen Rachen,
Emma nämlich trank ganz still Likör.
Auch mit Allasch und mit Berberitzen-
Schnaps vsrtrieb die Pflanzs sich die Zeit,
Oester hatte sie jetzt einen sitzen,
Schließlich soff das Biesi wie nicht gescheit.
Eines Morgens kam der Geldbriefträger,
Llnd da fiel in hellem Säuferwahn
Das Gewächs den Mann (mit Namen Stöger),
Diesen treuen Postbeamten an.
Tante Emma ließ den Tierarzt kommen,
Der sprach kurzerhand: „Delirium!"
Doch er hat die Tante mitgenommen,-
Loffentlich ist jedem klar, warum!
Dr. A. W.
Im Film-Cafe
— „Also Sie wirkten auch in .Quo vuäi^' mit? In welcher
Rolle denn?"
— „Lm, — ich gab natürlich den Quo vaäis!"
— „Stand nicht früher ein Neiterdenkmal hier vor dem Rat-
haus?" — „Freilich! das ist versetzt worden!" — „Ach, die
Stadt hatte wohl Geld nötig?"
Harry Pampler, Detektiv Von Peter Robinson
Nachdem L>einrich Pampler etwa zwei Dutzend Detektiv-
films gesehen hatte, war allmählich in seinem von Natur
eigentlich sröhlichen Gemüte immer mehr das Bedauern ge-
wachsen, nicht auch zu so glänzenden Taten, zur Verfolgung
des llnrechts und der Schuld, zum Schutze des Nechts und
der Anschuld berufen zu sein, sondern nur als ein ganz ge-
ringer Faktor im bürgerlichen, ja spießbürgerlichen Getriebe
des Warenumsatzes tätig sein zu müssen. Kurz, Leinrich
Pampler war sehr traurig darüber, daß er nicht ein großer
Detektiv, sondern nur ein kleiner, Wollwaren verkaufender
junger Landlungsgehilfe war. So etwa nach dem vierzig-
sten Detektivfilm kam zu dem bloß passiven Bedauern die
erste Spur von Aktivität hinzu in Geftalt des schnell erstar-
kenden Wunsches, jene bewunderungswürdige Lausbahn zu
betreten, nebst dem Vorsatz, nach Gelegenheiten dazu aus-
zuspähen. Am diese Zeit änderte er seinen Namen Leinrich
in Larry, nicht osfiziell natürlich, denn die Behörden ge-
statten das leider nicht so ohne weiteres, — nur für private,
hauptsächlich sür die freundschastlichen Beziehungen. Den
„Pampler" durfte er allerdings gar nicht antasten, damit
hätte er jedensalls Verdruß gehabt; aber das Gefühl, es
nicht zu dürfen, war auch verdrießlich, denn Pampler-
nun, besonders imponierend klang der Name nicht, das ver-
hehlte er sich keineswegs. Niemals war er einem ähnlichen
bei den wagemutigen und scharfsinnigen Äelden der Detektiv-
films begegnet. Aber schließlich, das war sein Trost, kann
der rechte Mann ja auch einem unscheinbaren Namen weit-
hallenden Nuf verschaffen.
Nach dem sechzigsten Film wurde aus dem Wünschen
das intensivste Begehren, bis dann eines Tages — das war
nach dem siebzigsten Film, der ihm neben besonders packen-
den äußeren Vorgängen die sabelhastesten Resultate eines
unerhörten Scharfsinns gezeigt hatte — der nunmehrige
Larry Pampler urplöhlich von der begeisternden Erkennt-
nis befallen wurde, daß seiner Etablierung als Detektiv im
Grunde nichts, aber auch gar nichts entgegenstünde. Nur
ein einziger, ganz leichter Schritt war zu tun; er brauchte
sich nur Visitenkarten drucken zu lassen: Äarry Pampler,
Detektiv. Dann konnte er ruhig auf die erste Gelegenheit,
den ersten Fall warten, — Detektiv war er jedensalls in-
zwischen schon. Denn ist man nicht schon Arzt, wenn man
noch auf den ersten Patienten, Nechtsanwalt, wenn man
noch auf den ersten Mandanten wartet, Angler, ehe noch
der erste Fisch angebissen hat usw.? Na also! Aebrigens hatte
dieser Entschluß insofern doch eine reale Basis, als Pampler
zu dieser Zeit aus seinem Verhältnis als Landlungsgehilfe
ausgeschieden war, da eine gute Tante ihn in den Besitz
eines kleinen Kapitals gesetzt hatte, zu dem Zweck, selber ein
Geschäftchen zu führen. Nun hatte er die Loffnung — und
sie war sehr stark — in der Aebergangszeit, die für die Wahl
einer vielleicht zu erwerbenden Landlung oder die Aeber-
legung einer Neugründung bestimmt sein sollte, vielleicht
schnell etwas Erhebliches als Detektiv zu leisten, worauf er
dann ja dem Äandel einen verachtungsvollen Nücken würde
kehren können.
Pampler ging also gleich, sich Visitenkarten zu bestellen.
Aus einer gewiffen Schamhaftigkeit, die ja grade das Genie
am Anfang eines großen Anternehmens ost befällt, wählte
er dazu ein kleines, abseits gelegenss Geschäft, das eines
gewiffen Lorenz Angetüm, der neben einem Papierwaren.
kram eine winzige, dem Druck von Familienanzeigen und
Karten dienende Offizin betrieb. Buchdrucker sind in der
Negel freundliche, nette Leute, wie das zu ihrer vortreff-
lichen Beschästigung paßt, aber Lorenz Angetüm machte eine
165
Bier und Boonekamp — es wär zum Lachen,
Wenn es nicht direkt zum Weinen wärl —
Goß das Scheusal sich in seinen Rachen,
Emma nämlich trank ganz still Likör.
Auch mit Allasch und mit Berberitzen-
Schnaps vsrtrieb die Pflanzs sich die Zeit,
Oester hatte sie jetzt einen sitzen,
Schließlich soff das Biesi wie nicht gescheit.
Eines Morgens kam der Geldbriefträger,
Llnd da fiel in hellem Säuferwahn
Das Gewächs den Mann (mit Namen Stöger),
Diesen treuen Postbeamten an.
Tante Emma ließ den Tierarzt kommen,
Der sprach kurzerhand: „Delirium!"
Doch er hat die Tante mitgenommen,-
Loffentlich ist jedem klar, warum!
Dr. A. W.
Im Film-Cafe
— „Also Sie wirkten auch in .Quo vuäi^' mit? In welcher
Rolle denn?"
— „Lm, — ich gab natürlich den Quo vaäis!"
— „Stand nicht früher ein Neiterdenkmal hier vor dem Rat-
haus?" — „Freilich! das ist versetzt worden!" — „Ach, die
Stadt hatte wohl Geld nötig?"
Harry Pampler, Detektiv Von Peter Robinson
Nachdem L>einrich Pampler etwa zwei Dutzend Detektiv-
films gesehen hatte, war allmählich in seinem von Natur
eigentlich sröhlichen Gemüte immer mehr das Bedauern ge-
wachsen, nicht auch zu so glänzenden Taten, zur Verfolgung
des llnrechts und der Schuld, zum Schutze des Nechts und
der Anschuld berufen zu sein, sondern nur als ein ganz ge-
ringer Faktor im bürgerlichen, ja spießbürgerlichen Getriebe
des Warenumsatzes tätig sein zu müssen. Kurz, Leinrich
Pampler war sehr traurig darüber, daß er nicht ein großer
Detektiv, sondern nur ein kleiner, Wollwaren verkaufender
junger Landlungsgehilfe war. So etwa nach dem vierzig-
sten Detektivfilm kam zu dem bloß passiven Bedauern die
erste Spur von Aktivität hinzu in Geftalt des schnell erstar-
kenden Wunsches, jene bewunderungswürdige Lausbahn zu
betreten, nebst dem Vorsatz, nach Gelegenheiten dazu aus-
zuspähen. Am diese Zeit änderte er seinen Namen Leinrich
in Larry, nicht osfiziell natürlich, denn die Behörden ge-
statten das leider nicht so ohne weiteres, — nur für private,
hauptsächlich sür die freundschastlichen Beziehungen. Den
„Pampler" durfte er allerdings gar nicht antasten, damit
hätte er jedensalls Verdruß gehabt; aber das Gefühl, es
nicht zu dürfen, war auch verdrießlich, denn Pampler-
nun, besonders imponierend klang der Name nicht, das ver-
hehlte er sich keineswegs. Niemals war er einem ähnlichen
bei den wagemutigen und scharfsinnigen Äelden der Detektiv-
films begegnet. Aber schließlich, das war sein Trost, kann
der rechte Mann ja auch einem unscheinbaren Namen weit-
hallenden Nuf verschaffen.
Nach dem sechzigsten Film wurde aus dem Wünschen
das intensivste Begehren, bis dann eines Tages — das war
nach dem siebzigsten Film, der ihm neben besonders packen-
den äußeren Vorgängen die sabelhastesten Resultate eines
unerhörten Scharfsinns gezeigt hatte — der nunmehrige
Larry Pampler urplöhlich von der begeisternden Erkennt-
nis befallen wurde, daß seiner Etablierung als Detektiv im
Grunde nichts, aber auch gar nichts entgegenstünde. Nur
ein einziger, ganz leichter Schritt war zu tun; er brauchte
sich nur Visitenkarten drucken zu lassen: Äarry Pampler,
Detektiv. Dann konnte er ruhig auf die erste Gelegenheit,
den ersten Fall warten, — Detektiv war er jedensalls in-
zwischen schon. Denn ist man nicht schon Arzt, wenn man
noch auf den ersten Patienten, Nechtsanwalt, wenn man
noch auf den ersten Mandanten wartet, Angler, ehe noch
der erste Fisch angebissen hat usw.? Na also! Aebrigens hatte
dieser Entschluß insofern doch eine reale Basis, als Pampler
zu dieser Zeit aus seinem Verhältnis als Landlungsgehilfe
ausgeschieden war, da eine gute Tante ihn in den Besitz
eines kleinen Kapitals gesetzt hatte, zu dem Zweck, selber ein
Geschäftchen zu führen. Nun hatte er die Loffnung — und
sie war sehr stark — in der Aebergangszeit, die für die Wahl
einer vielleicht zu erwerbenden Landlung oder die Aeber-
legung einer Neugründung bestimmt sein sollte, vielleicht
schnell etwas Erhebliches als Detektiv zu leisten, worauf er
dann ja dem Äandel einen verachtungsvollen Nücken würde
kehren können.
Pampler ging also gleich, sich Visitenkarten zu bestellen.
Aus einer gewiffen Schamhaftigkeit, die ja grade das Genie
am Anfang eines großen Anternehmens ost befällt, wählte
er dazu ein kleines, abseits gelegenss Geschäft, das eines
gewiffen Lorenz Angetüm, der neben einem Papierwaren.
kram eine winzige, dem Druck von Familienanzeigen und
Karten dienende Offizin betrieb. Buchdrucker sind in der
Negel freundliche, nette Leute, wie das zu ihrer vortreff-
lichen Beschästigung paßt, aber Lorenz Angetüm machte eine
165