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Buchenspahn und der Schellfisch

Felix Buchenspahn ist eine besondere Art von Lypo-
chonder. Er lebt in beständiger Angst, er würde sich mal
mit Nahrungsmitteln vergisten.

Wenn Buchenspahn die Zeitung liest, entgehen ihm
politische Amwälzungen größten Stiles glatt und restlos,
aber er weiß genau, wieviel Personen neulich in Krotzen-
dorf an der Krotze infolge Genusses von Fliegenpilzen er-
krankt sind, und daß die Witwe Prutzebrot in Bomst nach
dem Verspeisen von 50 Gramm Kalbsleberwurst an großem
Brechreiz leidet.

Buchenspahn wohnt als Iunggeselle in einer Pension
und hat also besonders vorsichtig zu sein, da ihm jede Kon-
trolle über die Küche fehlt. Neulich gab es Klippfisch mit
Limbeersauce. Das ist eine Spezialität, die selbst ein an-
spruchsloser Eskimo kurz vor dem Lmngertode mit Abscheu
zurückweisen würde. Nämlich Buchenspahn und ein Fräu-
lein Klotzig geben prinzipiell kein Trinkgeld, und so verwech-
selt das servierende Zimmermädchen geschickt die Zuspeisen.
Fräulein Klohig bekam am selben Abend Griespudding mit
Senfsauce. Doch das nur nebenbei.

Kaum sah Buchenspahn den Klippfisch, da zitterte er

gewohnheitsmäßig um sein Leben. Es war Zuli, und in
den Zeitungen grassierte die Fischvergiftung im Feuilleton
und in der Spalte „Aus Stadt und Nachbargebiet."

Zwei Tage später besuchte ich ihn. Buchenspahn hatte
eine niedliche, harmlose Fischvergiftung und litt an ausge-
sprochnem Wandertrieb.

Ich wunderte mich. „Zst denn niemand anders erkrankt?"
„Nein, das ist es ja eben!" seufzte Buchenspahn. „Zch
könnte mich ohrfeigen! Ich wollte sehen, ob die andern Gäste
gesund blieben, und habe den Fisch bis zum nächsten Abend
ausgehoben." A. W.

Notwendige Voraussetzung

— „Sie haben meine Tochter geküßt, junger Mann! Sie
werden sie heiraten."

— „Gcrn! Kann Ihr Lerr Gemahl zwei Familien ernähren,
gnädige Frau?"

Aus tiesster Seele

— „Ich bin auf 9 Uhr wegen einer Erbschaft bestellt."

— „Wie lange warten Sie schon?"

— „O mei — zwanzig Iahr!"

— „In dies Lokal gehe ich, wenn ich kein Geld habe; der Wirt hier ist nämlich
meinem Onkel verpflichtet." — „Ah so-Sie sind hier wohl Stammgast?"

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