Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Heizungsperiode

Ich möchte wissen, wo Lerr Schliep-
hake bleibt! Wir haben doch Mitte Sep-
tember schon gehabt, und Lerr Schliep-
hake war noch nicht da.

Lerr Schliephake wohnt im zweiten
Stock, laut Adreßbuch, aber an seiner
Türe steht Pumpelmeier. Man sieht ihn
nie, nur ab und zu, alle vierzehn Tage
etwa, hört man bei ihm das Wasser
rauschen, aber das kann nicht Schliep-
hakes eigentlicher Beruf sein, meint
meine Frau. Ich glaube, Lerrn Schliep-
hakes eigentlicher Beruf ist, Mieter zu
sein.

Wann wird Lerr Schliephake dies
Iahr seinen Zettel in unsern Briefkasten
werfen? Denn wenn wir sagen, Lerr
Schliephake sei dagewesen, so meinen wir
immer nur seinen Zettel, auf dem es von
Zahlen und von demWorteKoks wimmelt,
und an dessen unterm Nande eine runde
Summe ausgerechnet ist, die wir zu
zahlen haben. Wenn wir nicht zahlen,
dann liegt 48 Stunden später ein grober
Brief von Lerrn Schliephake im Brief-
kasten, aus diesem Grunde haben wir
bisher immer weigerungslos gezahlt, seit
vielen Iahren.

Wie oft haben wir die Sache mit
den Zahlen und dem Worte Koks selbst
in die Land nehmen wollen, aber wenn
eine Mieterversammlung bei Lerrn
Schliephake dieserhalb läutete, machte er
nicht auf.

Vierzehn Tage, nachdem Lerr Schliephake dagewesen
ist, stehen wir alle mit Spannung um die Dampfheizungs-
körper herum, es ist am 1. Oktober. Ich, als das Oberhaupt
der Familie, drehe den Zeiger auf „Warm", das ist mein
unverbrüchliches Privileg, das mir niemand streitig zu
machen wagt. Wir hören uns alle atmen, so gespannt
lauschen wir. Da aber dann nichts weiter geschieht, ver-

sammeln wir uns erst wreder am 15.
Oktober um die Leizung.

Mein jüngster Sohn Karlchen be-
kommt an diesem Tage immer eine Ohr-
feige, weil höchst wahrscheinlich er es
gewesen ist, der den Zeiger wieder auf
„Kalt" gestellt hat. Mithin ist er der
Grund, daß wir immer noch frieren, und
hat also seine Ohrfeige verdient. Darauf
wird Karlchen heulend fortgeschickt, und
ich drehe offiziell und im Beisein meiner
Familie dieLeizung wieder auf„Warm."
Meine Frau sucht die Pelze hervor.

Am 1. November schreibe ich den
üblichen aufreizenden Brief an Lerrn
Schliephake, der am 3. November ebenso
üblich und uneröffnet zurückkommt.

Am 10. November versuche ich ver-
geblich, Malzbonbons zu kaufen. Malz-
bonbons sind bereits in der ganzen
Gegend nicht mehr zu haben. Am 15.
November drehe ich erneut auf „Warm",
und Karlchen bekommt seine Ohrfeige.

Am 1. Dezember kommt meine Frau
irzs Krankenhaus: Rippenfellentzündung,
seit vielen Iahren immer genau am
1. Dezember. Wir sind eine ordnungslie-
bende Familie. Ich schelle zwei Stunden
bei Schliephake, ohne Erfolg. Karlchen
bekommt eine prophylaktische Ohrfeige.

Am 15. Dezember teile ich Frost-
beulensalbe an meine Familienmitglieder
aus. Dann feiern wir — echt deutsche
Weihnachten: Eiszapfen an der Dampf-
heizung und Stalaktiten am Wasserkran.
Ab 15. Ianuar belebt uns die Loffnung
auf den Frühling, der, wie der Dichter so schön sagt, doch
werden muß. Am 1. Februar kaufte ich Kieferbinden, da
mich das fortwährende Zähnenklappern nervös zu machen
beginnt, und verteile sie an Frau und Kinder. Am 15. Fe-
bruar komme ich ins Krankenhaus: Rippenfellentzündung,
seit vielen Iahren immer genau am 15. Februar, wir sind
eine ordnungsliebende Familie.

— „Lier is nischt zu verdienen, —
kleene Koffer tragen die Leut' stch
selber, und große mag ich nich'."

s^LLa-^r.

- Vtel wieder vergeffen? Dann lesen Sie.Paustians Luftige
Sprachzettschrist', das ideale Mittel, um Ihre Sprachkennt-
niffe muhelos aufzufrischen und zu erweitern. Lustig, lehr-
retch, leicht verstänvtich! Keine langweiltge Grammatik,
sondern Lumor in Wort und Bild. Äber 4V.VÜ0 begeisterte
Abonnenten I Ausgaben in Engltsch, Französisch, Spanisch,
Jtalienisch, Esperanto. Bestellen auch Sie probeweise ein
Vierteljahr für nur Mk. 1.SV, Nachnahme Mk. 1.70
(gewünschte SPrache angeben). Probeseitey kostenloS.
Gebrüder Paustian, Verlag, Lamburg 76, Alsterdamm 7.

Postscheck 189, Lamburg.

icvAks

»llUII

Inrlnttiikkite lllil! 5aiten

Laalea, 2il(lsca,9roatmsla«
HlaÜvVrüa^^ lülLlüg /m

Lail Llottlob §cliv!tes jvn.
tlcisllmvliisciien t!> 8

IVlar-kS

viLÖIPi»

verbürxen üurcli ikrs
anerkannt Zuts Kon-
struktion ZeruLb- unci
rsucbkreies Lrennen. 2u
bsben in Zut. einscbläx.
Qescbäkten ocler msn
rvencle sicb sn

Metgllvisreiikglirili
IkIeM8limlI.rii.!i.!I.

_SsrgeeloriSb.tlamburg

Mel. NitMer

LinoIniavkos«uniIorbLrssIVlittsI
teile xera koslonlos mit.

»rAU.

llannovor0.207, LclenslraöeZO^.

Itliiite uncl svlimerisnile küsee


erbsiten volle unll sickere Itilks

lunxss

k'ukAelenk-

Hsller

inclem sie clie kuL-
musleeln stürleen u. clie
sckvscb Zeworclenen
Qelenlee in ikrs natür-
licbe l-gZs rurücle
brinZen. ,,Wuncler"t.
normgle, „iVlirucle" k.
vsrsltets ?8Ils unck
sckvers Lersonen.
Voll LrkolZ gsrsntiert.
Lrosckvre leostenkrei
IllNAS

?uüxelenle-Nalter
Oe neralvertretunx
l.ittenveller 79
breidurx lm LrelsANu

Wisäei'vei'Icäufei' an alten plätren geeuotit

HlsütiKS InvsrstsiiLluiLtuQs: kuüolk A4088V, ^luiooosL-Lxpsäitioll.

207
 
Annotationen