Von Peter Robinson
(Lase und die Kosmetik)
And dort sitzt er heut noch an der Kaffe
And gibt prinzipiell kein Kleingeld raus.
Links ist er der alte iniese Lase,
Nechts sieht er wie Gerhart Äauptmann aus.
Gibts im Bllrgerklub interne Feten
— Bilder, welche leben, zeigt man viel —
Dann spielt Lase immer die Poeten,
Aber immer strikte im Profil. A. W.
Berücksichtigung
— „Gustav, es ift ein Bettler an der Tllr, der um einen
abgelegten Nock bittet!"
— „Meine alte Lausjoppe kann er kriegen!"
— „Er scheint bessere Tage gesehen zu haben!"
— „Dann gib ihm den abgelegten Frack!"
Quer durch den Erdball
Man sprach von Schwerkrast und Verwandtem. Schep-
perig sagte:
„Eine merkwllrdige Sache ist das doch, was wir Schwer-
kraft nennen. Denkt man sich die Schwerkraft weg, wel-
che Folgen mllßte das haben! Anter anderm hätten wir
dann auch kein Gefllhl fllr oben und unten.
Stellen Sie sich z. B. solgendes vor: Irgend
jemand, beispielsweise unser Freund Gall-
meier, kriecht jetzt senkrecht mit dem Kops nach
unten in die Erde hinein, immer weiter und
weiter, wobei wir zu seinen Gunsten annehmen
wollen, daß sich kein feuriger Kern im Erd-
innern befindet, Gallmeier also kriecht und
kriecht und kommt schliefilich an den Mittelpunkt
der Erde. Während er bis jetzt das Gesllhl
gehabt hat, daß er nach unten kriecht, hat er
jetzt nach Passieren des Erdzentrums Plötzlich
die Empfindung, nach oben zu kriechen.
Ich reise unterdeffen nach Brasilien, stelle
mich in die Pampas und warte, bis er dort
erscheint. Sein erstes Wort wird nicht sein:
Endlich unten! kondern: Endlich oben!"
Gallmeier überlegte. „Glauben Sie wirk-
lich, Schepperig." sagte er dann, „daß ich in
den Pampas zum Vorschein kommen wllrde?
Ich will Ihnen mal was sagen: wenn ich
wllßte, daß Sie da ständen, wllrde ich lieber
vorher umkehren und zurückkriechen." A. W.
Welches Ohr klingt
„Welches Ohr klingt mir?" fragt Tante Paula manch-
mal, und man dars, wenn es auch richtiger: „In welchem
Ohre klingt es mir?" heißen müßte, diese familiäre Wen-
dung wohl gelten laffen. Bekannt dürfte sein, daß aus der
Beantwortung dieser Frage, je nachdem das betroffene Ohr
erraten wird oder nicht, auf die Fernwirkung der Gedanken
irgend eines abwesenden Bekannten oder Verwandten ge-
schlossen wird. Es gibt da verschiedene Auslegungen. Tante
Paula hält es mit der simpelsten und ist demgemäß dieser
Lleberzeugung: Rät man das richtige Ohr, dann denkt grade
irgendwo in der Ferne jemand an sie; wird vorbei geraten,
dann ist das Ohrenklingen eben nur eine nichts weiter be-
deutende subjektive Gehörsempfindung.
Tante Paula hat also die Frage schon öfters im Fami-
lienkreise gestellt. Leider ist sie dann zufällig immer richtig be-
antwortet worden, und es wurden dadurch in Tante Paulas
Kopf Erinnerungen und in ihrem Gemüt Erschütterungen
ausgelöst, die sie zu ausschweifenden Erzählungen veran-
laßten und in das samiliäre Beisammensein peinliche Miß-
klänge hineintrugen. Das verlies ungefähr solgendermaßen.
„Welches Ohr klingt mir?" sragte also Tante Paula
auf einmal, und richtig antwortete jemand: „Das linke."
Tante Paula, die gespannt der Antwort geharrt hat,
nickt zufrieden. „Stimmt. Es denkt also in diesem Augen-
blick jemand an mich. Wer mag das wohl sein? Ja, das
wllßte ich nun gern. Kinder, wenn mir das einer sagen
könnte! — Am Ende Kusine Klara in Lalberstadt? Na,
dann mllßte sie ganz zufällig daraus gekommen sein, sehr
viel wird sie fonst wohl nicht an mich denken. Zu meinem
letzten Geburstag hat sie mir bloß auf einer Ansichtskarte
gratuliert. Denkt euch, Kinder: bloß auf einer Ansichts-
karte! Gehört sich das wohl? Ich bin doch immer so sreund-
lich zu ihr gewesen. Aber sie? Die erwartet ja, wer weiß,
was von einem. Wie sie vor drei Iahren bei mir zu Be-
such war, da hat sie wohl Wunder gedacht, was ich ihr
alles bieten würde. Aber ich hatte doch grade Rheumatis-
mus und konnte nicht aus, und da ist sie allein in die Mu-
seen gegangen und solche Sachen, wo es nichts kostet. Sie
hat am Ende geglaubt, ich wllrde ihr teure Theaterbilletts
schenken. Wie sie dann wieder zu Lause war, kam eine Karte,
(Forisetzung Sette 7)
Höfliche Frage
— „Soll ich Ihnen die Nippen auseinander-
schlagen oder nur die Knochen brechen?"
(Lase und die Kosmetik)
And dort sitzt er heut noch an der Kaffe
And gibt prinzipiell kein Kleingeld raus.
Links ist er der alte iniese Lase,
Nechts sieht er wie Gerhart Äauptmann aus.
Gibts im Bllrgerklub interne Feten
— Bilder, welche leben, zeigt man viel —
Dann spielt Lase immer die Poeten,
Aber immer strikte im Profil. A. W.
Berücksichtigung
— „Gustav, es ift ein Bettler an der Tllr, der um einen
abgelegten Nock bittet!"
— „Meine alte Lausjoppe kann er kriegen!"
— „Er scheint bessere Tage gesehen zu haben!"
— „Dann gib ihm den abgelegten Frack!"
Quer durch den Erdball
Man sprach von Schwerkrast und Verwandtem. Schep-
perig sagte:
„Eine merkwllrdige Sache ist das doch, was wir Schwer-
kraft nennen. Denkt man sich die Schwerkraft weg, wel-
che Folgen mllßte das haben! Anter anderm hätten wir
dann auch kein Gefllhl fllr oben und unten.
Stellen Sie sich z. B. solgendes vor: Irgend
jemand, beispielsweise unser Freund Gall-
meier, kriecht jetzt senkrecht mit dem Kops nach
unten in die Erde hinein, immer weiter und
weiter, wobei wir zu seinen Gunsten annehmen
wollen, daß sich kein feuriger Kern im Erd-
innern befindet, Gallmeier also kriecht und
kriecht und kommt schliefilich an den Mittelpunkt
der Erde. Während er bis jetzt das Gesllhl
gehabt hat, daß er nach unten kriecht, hat er
jetzt nach Passieren des Erdzentrums Plötzlich
die Empfindung, nach oben zu kriechen.
Ich reise unterdeffen nach Brasilien, stelle
mich in die Pampas und warte, bis er dort
erscheint. Sein erstes Wort wird nicht sein:
Endlich unten! kondern: Endlich oben!"
Gallmeier überlegte. „Glauben Sie wirk-
lich, Schepperig." sagte er dann, „daß ich in
den Pampas zum Vorschein kommen wllrde?
Ich will Ihnen mal was sagen: wenn ich
wllßte, daß Sie da ständen, wllrde ich lieber
vorher umkehren und zurückkriechen." A. W.
Welches Ohr klingt
„Welches Ohr klingt mir?" fragt Tante Paula manch-
mal, und man dars, wenn es auch richtiger: „In welchem
Ohre klingt es mir?" heißen müßte, diese familiäre Wen-
dung wohl gelten laffen. Bekannt dürfte sein, daß aus der
Beantwortung dieser Frage, je nachdem das betroffene Ohr
erraten wird oder nicht, auf die Fernwirkung der Gedanken
irgend eines abwesenden Bekannten oder Verwandten ge-
schlossen wird. Es gibt da verschiedene Auslegungen. Tante
Paula hält es mit der simpelsten und ist demgemäß dieser
Lleberzeugung: Rät man das richtige Ohr, dann denkt grade
irgendwo in der Ferne jemand an sie; wird vorbei geraten,
dann ist das Ohrenklingen eben nur eine nichts weiter be-
deutende subjektive Gehörsempfindung.
Tante Paula hat also die Frage schon öfters im Fami-
lienkreise gestellt. Leider ist sie dann zufällig immer richtig be-
antwortet worden, und es wurden dadurch in Tante Paulas
Kopf Erinnerungen und in ihrem Gemüt Erschütterungen
ausgelöst, die sie zu ausschweifenden Erzählungen veran-
laßten und in das samiliäre Beisammensein peinliche Miß-
klänge hineintrugen. Das verlies ungefähr solgendermaßen.
„Welches Ohr klingt mir?" sragte also Tante Paula
auf einmal, und richtig antwortete jemand: „Das linke."
Tante Paula, die gespannt der Antwort geharrt hat,
nickt zufrieden. „Stimmt. Es denkt also in diesem Augen-
blick jemand an mich. Wer mag das wohl sein? Ja, das
wllßte ich nun gern. Kinder, wenn mir das einer sagen
könnte! — Am Ende Kusine Klara in Lalberstadt? Na,
dann mllßte sie ganz zufällig daraus gekommen sein, sehr
viel wird sie fonst wohl nicht an mich denken. Zu meinem
letzten Geburstag hat sie mir bloß auf einer Ansichtskarte
gratuliert. Denkt euch, Kinder: bloß auf einer Ansichts-
karte! Gehört sich das wohl? Ich bin doch immer so sreund-
lich zu ihr gewesen. Aber sie? Die erwartet ja, wer weiß,
was von einem. Wie sie vor drei Iahren bei mir zu Be-
such war, da hat sie wohl Wunder gedacht, was ich ihr
alles bieten würde. Aber ich hatte doch grade Rheumatis-
mus und konnte nicht aus, und da ist sie allein in die Mu-
seen gegangen und solche Sachen, wo es nichts kostet. Sie
hat am Ende geglaubt, ich wllrde ihr teure Theaterbilletts
schenken. Wie sie dann wieder zu Lause war, kam eine Karte,
(Forisetzung Sette 7)
Höfliche Frage
— „Soll ich Ihnen die Nippen auseinander-
schlagen oder nur die Knochen brechen?"