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Welches Ohr klingt

mir wäre was Schreckliches passiert, ich wäre eben am Bran-
denburger Tor von der Polizei festgenommen worden, weil
ich mit einem Schutzmann Krach gemacht hätte. stnd das
hat er geglaubt und ist schnell mit einem Auto hin, um mich
bei der Polizei auszulösen. Aber hat er das nun der Emma
etwa übel genommen? Fiel ihm gar nicht ein, — die bei-
den haben dann erst recht llber mich gelacht, und nachher
haben sie doch wahrhaftig llberall herumerzählt, ich hätte
auf der Polizei sitzen mllssen, und das Gerede geht noch
bis auf den heutigen Tag. Kinder, denkt euch: ich soll in
Berlin auf der Polizei gesessen haben!"-

And dann bricht Tante Paula in Tränen aus; sie kann
nicht mehr ordentlich weiter reden, sondern nur noch, nach-
dem sie Baldriantropsen eingenommen, mit Weinen und Iam-
mern zusammenhanglos ähnliche Klagen llber andere Ver-
wandte vorbringen, bis schließlich die ganze Familiensippe
als eine nichtswllrdige Bande dasteht. Wir beschlossen des-
halb vor einiger Zeit, Tante Paula diese traurigen Erzäh-
lungen nicht mehr zu ermöglichen, und ein Weg dazu schien
gezeigt durch eine scharssinnige Beobachtung, die Vetter
Walter schließlich machte. Er fand nämlich heraus, daß
Tante Paula immer jenes Ohr, in dem sie ein Klingen zu
spllren glaubte, etwas höher hielt, etwa wie ein Vögelchen,
das das Köpschen schräg hält, um zu lauschen. Bald konn-
ten wir auch die Probe machen. Wieder einmal — wir
waren grade am Sonntag nachmittag bei ihr zum Kaffee
— sragte Tante Paula: „Welches Ohr klingt mir?" wobei
sie den Kopf etwas nach rechts neigte. Einstimmig erfolgte
nun die Antwort: „Das rechte."

Da machte Tante Paula ein enttäuschtes Gesicht. „Nein,
es ist das linke. Es denkt also niemand in der Ferne an
mich. Nun ja, wer sollte denn auch schon an mich denken!
Etwa Kusine Klara in Lalberstadt? Die wäre am Ende

die letzte, — neulich zu meinem Geburtstag hat sie mir ja
bloß auf einer Ansichtskarke gratuliert. Denkt euch, Kinder:
bloß auf einer Ansichtskarte! Gehört sich das wohl? Zch

bin doch immer so sreundlich zu ihr gewesen. Aber sie?-"

And dann ging die ganze Geschichte wieder an.

Naiv

— „Es ist ja 'n Pfennig, den ich aus dem Zungen heraus-
geholt habe! Warum sagten Sie denn, er hätte 'n Gold-
stllck verschluckt?

— „Ich dachte, sonst hätten Sie sich vielleicht nicht solche
Mllhe gegeben, Lerr Doktor!"

— „Bals 'n Sand und 'n Kalch a so auf 'n Bau
auffaziag'n tat, als wia an Schmalzler — —"



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