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Ein Vergleich

Llnglückliche Ehe

Nempel hatte sich vor Zeugen zu einigen Aeußerungen
gegen Keilschlltz hinreißen lassen, die dieser ruhig hinzunehmen
keineswegs gewillt war. Er hatte sich denn auch mit der
Ankllndigung entsernt, Rempel würde schon das Weitere
hören. —

Das ist vor vierzehn Tagen gewesen. Leute nun trifft
einer jener Zeugen mit Rempel zusammen. Neugierig er-
kundigt er sich: „Nun, was hat Keilschlltz gemacht? Lat er
geklagt?"

Rempel verzieht das Gesicht ein bißchen. „Aber keine
Spur! die Sache ist erledigt, — wir haben uns verglichen."

„Na, das ist ja schön! Zst auch das einzig Vernünftige,
— man muß immer alles friedlich erledigen."-

Zufällig stößt nun ebenderselbe Mann eine halbe Stunde
später aus Keilschütz. „Zu meiner Freude habe ich gehört,
§>err Keilschlltz, daß der unangenehme Vorsall mit Rempel
in Gllte erledigt worden ist. Das ist ja auch wirklich das
Beste."

Keilschlltz nickt. „Freilich. Ich hab' Rempel neulich mal
allein zu sassen gekriegt, und da hab' ich ihm rechts und links
eine runtergehauen." Piro

Moritz Moßner hat vor einem Vierteljahr geheiratet,
die einzige Tochter von Philipp Samter, Manufaktur- und
Modewarengeschäftsinhaber. Diese Verbindung ist nicht nur
dem Wunsch entsprossen, von der gesellschastlichen Einrich-
tung der Ehe Gebrauch zu machen, sie hat auch fllr Moritz
Moßner den Zweck gehabt, ihm die Teilnahme am deutschen
Wirtschaftsleben wesentlich zu erleichtern, — kurz und gut:
Moritz Moßner hat in das Manufaktur- und Modenwaren-
geschäft des alten Samter eingeheiratet.

Aber Moritz Moßner scheint nicht glllcklich geworden
zu sein; bald nach den ersten Flittertagen hat sich sein Antlitz
umdllstert, und seiner Brust sind manche schweren Seufzer
entstiegen. Zetzt vertraut er sich seinem alten Äerrn an.
„Zch bin sehr unglllcklich, lieber Vater. Die Leirat war
nicht das Richtige; ich habe mich schwer getäuscht."

„Zst ja Ansinn!" tröstete der alte Moßner. „Sowas findet
sich in jeder jungen Ehe. Meinungsverschiedenheiten sind
zuerst immer da; die Charaktere müssen sich erst einmal an
einander abschleifen. Nachher wird die Ehe um so glllcklicher.
Na, und deine Frau ist doch eigentlich sehr nett."

„Ach was, meine Frau!" brummt Moritz Moßner. „Zch
mein doch das Geschäst, — das taugt nischt." —on.

Gedächtnisauffrischung

— „Sie sind ja auch mal in den Bergen abgestllrzt, Äerr Ausfichtsvoll

Mllller! Zft es wahr, daß dabei das ganze Leben an einem — „Last du bei dem Professor eine Lebensstellung?"

vorbeizieht?" — „Zck glaube wohl! sllr die kostbare Vase, die ick neulich

— „Allerdings!" zertöpperte, zieht er mir jeden Monat fünf Mark vom

— „Ach, dann möchte ich auch mal abstllrzen, ich kann mich Lohn ab, und dat dauert zweihundert Zahre, bis die bezahlt

auf so vieles in meinem Leben nicht mehr besinnen!" ist!"

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