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Von Alfred Manns

Dte zerstäub?e Gattin

Schlome aber sprach: „Ihr guten Geister!
Das ist denn doch wirklich sonderbar!"

And er sührte seinen Lerrn und Meister
Zu der Gattin, die grad fertig war.

„An mein Lerz, Geliebter," rief emphatisch
Pia aus, und Rasmus Mießnik flog.

Sie umfing ihn lange und fanatisch,
Während Schlome sich diskret verzog.

And was soll ich sagen? Diese Ehe
Wurde glücklicher mit jedem Tag.

Ich als Iunggeselle, ich verstehe,

Wenn man das nicht einfach glauben mag.
Daß die beiden noch zusammenbleiben,
Scheint absurd. Doch mir sagt mein Verstand:
Der Gedanke: ich kann sie zerstäuben,
Wenn ich will! — das ist ein starkes Band.

A. W.

Der teure Theaterplatz

— „Nun, wie hat Ihnen der Faust gefallen?"

— „Aufrichtig gesagt: für fünf Mark hatte ich etwas
Besseres erwartet!"

— „Der billigfte und befte Füllfederhalter der Welt, mein
Lerr! Seine Vorzüge lassen stch gar nicht beschreiben."

— „Wohl mit ihm selber nicht?"

Die Naubtierwärter

Ort der Landlung: eine Lafenstadt.

Laupthandelnde: Leini Buttje, Ian Leetentröt.

Beide waren beschästigt, stark beschäftigt. Äeini mit
Spucken und Nichtstun, Ian mit Spucken und Aufpassen.
Aufpassen nämlich, daß keine gefährliche Arbeit an sie heran-
kam. Alle Stunde wechselten sie ab mit Spucken allein oder
Spucken mit Aufpassen.

Der Schiffsbaas sollte erst geboren werden, der die
beiden Praktiker zum Löschen, Laden oder Stauen einfing.
Einfach nichts zu machen!

„Leini."

„Lm?"

„Leini, ich hab die ganze Zeit nach den Ewer an den
Anleger gepeilt und ein Auge auf seinen grünen Leringen
geworfen. Aber nu — — — kuck da blos hin nach Tor
zwei. Da fteht der Ewerkerl und gibt gerade Krischan
Siebensluck die Pingel (Äandglockc) zum Auspingeln von
seine stinkige Fische, womit er uns das Brot wegnehmen
tut. Tschä. Leini, leicht hat das ein Arbeitsmann heutzu-
tage nich."

Leini Buttje spuckte in die Gegend von Tor 2.

„And fremde Schiffe sind da auch man wenig, wovon
wir die Mannschast zeigen können, wo das schön hier is in
der Stadt," entgegnete Leini Buttje etwas elegisch.

Leini wurde plötzlich aufmerksam. Die Lände in den
Losentaschen stapfte er über die Straße. Drüben stand eine
Anschlagsäule. Dort klebte gerade ein Asficheur.

Leini schüttelte mißbilligend den Kopf.

„Sieh mal, als ich vor einige Iahre son Affenscherer
war, da hättst mal sehn sollen, mit was für'n eleganten
Bogen ich den Kleister aus den Eimer langte."

Lierauf stellte er sich dem Berufsepigonen als Senior-
kollege vor durch die Worte:

„Ich kenn das, das is ein bekleckerten Kram."

Dieses besiäligte der Aktive überaus lebhaft. Leini
redete weiter.

„Was hast da denn? Ach zo, dja, den Zirkus-Lm.

Sag mal, Franz, oder wie du heißt: ist da bei den Zirkus
nich ein büschen was zu verdienen für zwei Arbeitsmänner,
die-?"

„-die den Rheuma in das Kreuz, den Kopp und

die Lühneraugen haben, und die nich so recht löschen, laden
und stauen können," ergänzte der Angeredete.

Ian glotzte erstaunt. „Donnerschlag" murmelte er aner-
kennend, „was so'n klebrigen Kerl nich alles weiß."

Der Kleistermann fuhr fort. „Tschä, vor einige Stun-
den hab ich bei den Zirkus gehört, daß da ein paar Leute
gebraucht werden."

„Wohl Billetten abreißen? Oh, das haben wir schon mal
getan auf den M^rkt für den Mann ohne Mastdarm. Das
können wir," meinte Leini.

„Nee, sowas ist das nich."

„Oh, denn am Ende schreien?" fiel Ian ein mit einer
Stimme, der ungezählte Genever den rauhen Schmelz einer
auf rostigem Stahl arbeitenden Vorfeile verliehen hatten.
„Ich hab vor sünf Iahren der dicken Anna ihre Losen ge-
zeigt und ausgebrüllt, da ist der Kannibalenhäuptling von
der Konkurrenz nebenan in Ohnmacht gefallen, weil er ge-
dacht hat, ein Lipphopp-Podagra is mit mächtigem Sprung
in eins von seine Wigwämse gesumpt."

„Och Ian, schnack nich," unterbrach Leini, „ich war dabei
und sah das dem Mohr an, daß er auf Anna gierte, und
da machte er schlapp, als er die Losen sah. Aber was ist
das mit den Zirkus?"

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