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Zeichnung von I. Mauder

btraßen M5 ?etc!

Lehte btrahen talten lich >ns lelch
Mücte Ztrahen, ch'e nach

hause gehen -

l)u unä ich

haben ihren vveiten Aeg gelehen:

Xotbelpritzt, lirenenübergellt,
ölinü von Xauch, verirrt im Nunlt
üer 2echen,

vatz äer arme Ntem röchelnä ptitf,
vatz ciiehanä mit trüben Zchattenklächen
Nn ctie feuchten häulercväncle griff,
6ine 6Iocke ltarb ^erlärmt im hämmern
ver Maschinen, kalt, gleichgllltig, tief -
llncl äie mllcle Ztratze lief unä lief,
Lief getzetzt in ?elcl uncl Llbencl-
llämmern...

bchmiegt lich lchüchtern, lchmal
clem guten Llaun,

l)er l>'e lorglam ciurch clie Särten leitet,
6rauer ätaub warä cveich, warcl
lattes llraun,

llleiche Matte ist ciem ?utz gebreitet,
Illles vröbnen ilt ein terne; bingen,
^llle Zchreie detten lich, verwebn —
Letzte Ztrahen, ciie naö) haule gingen.
l)u unä ich

haben ibren weiten Meg gelebn.

vu unä ich, llnä l>nä ibn mitgelchritten.
5inn ibm nach! ln meine bänäe leg
veine 8tirn'. 8ie lchmerrt.

8ie bat äurchlitten
kiner guten Liebe bölen lveg.

8>nn ibm nach... lo vvirr er
lti'eg unä fiel:

8uchten äoch unä fanäen äoch
unä leben

kines bölen llleges gutes Lliel!
Letzte 8trahen, äie nach baule getzen..

lZcrdLrt Ucrrmsnn

Ä

Medizin

kretion schamhaft bedeckt wurde. Wie viel Mühe auch Frau
Krumplich auswandte, um herauszubekommen, was denn
eigentlich dem Diätar sehle, sie deutete nur an, daß seine
sitzende Lebensweise und der Mangel an Bewegung die
Arsache des Leidens seien.

„Ia freili," stimmte Frau Krumplich bei, „bal eins die
ganze Wochen auf an Zwoameterdrehstuhl sitzt und sich
zum Sport bloß so a zwoa, dreimal umanand drehn kann,
na muß ja eins krank wer'n, da gibt's nix.

Aba zweg'n was sans denn so g'schamig? Des hättens
do sei glei sag'n kenna, daß der Taver Äämo-"

Weiter kam sie nicht, denn Frau Grieshaber hielt ihr
empört den Mund zu. „Labe ich das gesagt?"

„Freili net, g'sagt hams gar nix. Aba so geht des net
weiter! Da sprech i sei sölba mit 'm Iaverl, wollt sagen,
mit dem Äerrn Gemahl, da müssen dem Glühstiel sei Tropsen
her, eh gib i koa Ruh! Da kennas die Krumplich schlecht.
And mit Eahnera Linfongessenz bleibens mir nur aussa, mit
den kinesischen Dreck bringens mir den Taver noch auf 'n
Nordfriedhos!"

Mit solchen und ähnlichen Neden brachte sie die Nach-
barin schließlich dahin, daß diese ein altes Glühstielsches
Rezept von ihr annahm, auf dem etwas mit Tinte frisch
ausgestrichen war, wahrscheinlich der Name, und versprach,
dies Rezept anfertigen zu lassen und, sei es mit List oder
Gewalt, dem Aaver einzuflößen. Eines Tages präsentierte
sie dem Diätar vier Fläschchen, aus denen er wechselweise
alle zwei Stunden 5 Tropfen einnehmen sollte. Der erschrak
bis ins Innerste seiner Seele hinein, denn er hatte zufällig
und ohne Wissen der Gattin auf den Rat eines Kollegen
die Initiative und eine Schachtel pulverförmige Medizin
ergriffen, um sein Leiden zu verbessern.

Die Lien-Fong-Essenz slößte ihm schon lange Ekel ein,
und er hatte sie heimlich ausgegossen oder die vollen Flaschen
auf den Lof geworfen. Gegen die neue Verordnung war
er mit tiesem Mißtrauen erfüllt, doch traute er sich von
der Schachtel nicht zu sprechen, und ebensowenig wagte er
in Beziehung aus die Fläschchen zu widersprechen. Ieden
Morgen zog er jetzt, mit bekümmertem Gesicht, aber luftig
mit den Fläschchen in der Tasche klingelnd, schwarze Ge-
danken im Lerzen, aufs Büro, wo er das Quantum sorg-

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